10 Tipps für das Erlernen der 3. Lage auf Geige und Bratsche
Wenn man in das Lagenspiel auf der Geige oder Bratsche „einsteigt“, beginnt man meist mit der 3. Lage. Das liegt daran, dass die Position der 3. Lage durch das Spielen der Resonanztöne mit dem ersten Finger für die Kinder auf dem Griffbrett verhältnismäßig leicht zu finden ist. Jene Töne, die man bisher mit dem dritten Finger in der 1. Lage gespielt hatte und mit der tieferen leeren Saite vergleichen konnte, werden nun mit dem ersten Finger in der 3. Lage gespielt. Von da aus kann man nun die verschiedenen Griffarten aufbauen. Hier nun 10 Tipps für das Erlernen der 3. Lage auf Geige und Bratsche, die Ihren Schülern den Einstieg erleichtern werden.
1. Kenne die Notennamen
Üben Sie so früh wie möglich mit den Kindern das Notenlesen. Man lernt ja beim Lagenspiel, Töne, die man vorher bereits in der 1. Lage spielen konnte, nun an einer anderen Stelle auf dem Griffbrett mit einem anderen Finger zu spielen. Wer bis dahin ausschließlich nach Fingersätzen statt nach Noten gespielt hat, wird damit Schwierigkeiten haben. Deshalb empfiehlt es sich, so früh wie möglich die Noten mit ihren Namen zu benennen, nicht nur mit Fingersätzen zu bezeichnen.
2. Kenne die Position der Hand
Lassen sie die Kinder üben, die 3. Lage auf dem Griffbrett zu finden. Dies geht am besten so: Zuerst suchen wir die 3. Lage, indem wir mit dem ganzen Arm nach oben fahren und den 1. Finger da aufstellen, wo die Oktave zur nächsttieferen Saite erklingt. Nun bleiben wir ein wenig in dieser Position, um uns alles einzuprägen: Die Armstellung, die Handstellung, die Berührungspunkte mit dem Instrument, die „Dicke“ des Instrumentenhalses, den Resonanzton, der beim ersten Finger erklingt, usw.
Nun nehmen wir den linken Arm vom Instrument weg (das Instrument muss natürlich gut „sitzen“) und lassen ihn locker an der Seite herunterhängen.
Jetzt rufen wir uns die Position der Hand in der 3. Lage in Erinnerung und versuchen, diese wieder wie vorher ganz genau zu treffen. Wir spielen noch keinen Ton, sondern spüren nur nach, ob Armstellung, Handstellung, Berührungspunkte usw. sich richtig anfühlen. Erst wenn wir das Gefühl haben, an der richtigen Stelle zu sein, spielen wir zur Kontrolle den ersten Finger und vergleichen den Ton mit der nächsttieferen leeren Saite. Diese Prozedur wird mehrmals wiederholt, bis die Kinder sicher die 3. Lage finden können.
3. Vergleiche mit den leeren Saiten
Lassen Sie die Kinder anfangs immer wieder Töne mit den leeren Saiten vergleichen. Besonders die ersten und zweiten Finger sind auf fast jeder Saite sogenannte Resonanztöne. Mit der Zeit wird das Ohr so geschult, dass das Vergleichen mit den leeren Saiten nicht mehr notwendig ist, da die Schüler die Resonanztöne an ihrem besonders obertonreichen, strahlenden Klang erkennen.
4. Vergleiche mit der 1. Lage
Eine sehr gute Übung ist es, eine 3. Lage-Passage zuerst in der 1. Lage zu spielen. So bekommen die Kinder die Tonfolge „ins Ohr“ und können die Passage anschließend problemlos in der 3. Lage spielen.
5. Achte auf gute Haltung
Halten Sie die Kinder immer wieder dazu an, ihre Armstellung und ihre Handstellung zu kontrollieren und vor allem zu „fühlen“. Haltung und Spielbewegungen werden nach einigen Wiederholungen im Bewegungsgedächtnis gespeichert. Deshalb ist es beim Erlernen neuer Abläufe besonders wichtig, diese ganz bewusst korrekt auszuführen.
6. Entdecke die Resonanztöne
Lassen Sie die Kinder alle Resonanztöne in der neuen Lage finden. Machen sie ein Spiel draus! Wie viele Resonanztöne finden wir in der 3. Lage in einer bestimmten Tonart (oder – am Anfang – eventuell in einer Griffart) über alle Saiten?
7. Spiele Tonleitern und Dreiklänge
Gehen Sie in der neuen Lage mit Ihren Schülern Schritt für Schritt voran: Zuerst eine Griffart nach der anderen, dann einoktavige Tonleitern und Dreiklänge und schließlich Tonleitern und Dreiklänge über alle Saiten.
8. Welche Note mit welchem Finger?
Die Kinder sollen sich bewusst werden, welche Note sie nun mit welchem Finger spielen. Lassen Sie die Kinder z. B. bei den Tonleitern und Dreiklängen beim Spielen die Notennamen dazu sprechen.
9. Wo stehen die Finger bei Saitenwechseln?
Die Kinder sollen auch in der neuen Lage ein Gefühl für die Armsteuerung bekommen. Hier hilft eine Übung, bei der man mit dem ersten Finger z. B. auf der E-Saite (A-Saite auf der Bratsche) beginnt, dann mit dem ersten Finger die nächsttiefere Saite spielt, dann die nächsttiefere, bis man auf der tiefsten Saite angelangt ist. Dabei immer spüren, wie sich die Ellbogenstellung unter dem Instrumentenhals leicht verändert. Dann wird der zweite Finger gespielt, zuerst auf der tiefsten Saite, dann wieder über alle Saiten bis zur höchsten. Wieder bewusstes Spüren der Veränderung der Ellbogenstellung. Dann der dritte Finger wieder von der höchsten bis zur tiefsten Saite und zum Schluss der vierte Finger wieder von der tiefsten zur höchsten Saite. Man kann selbstverständlich auch auf der tiefsten Saite starten.
10. Intervallabstände kennen
Je höher die Lage, desto kleiner werden die Abstände der Finger zwischen den Intervallen. Also müssen sich die Kinder in jeder Lage auf die neuen Abstände einstellen. Eine gute Übung dafür ist, eine einoktavige Tonleiter in der 3. Lage in Intervallen spielen zu lassen. Dazu eigent sich die Solmisation hervorragend. Man spielt einfach: do re re do, do mi mi do, do fa fa do, do so so do, usw.
Diese Übung ist auch die beste Vorbereitung auf die Lagenwechsel. Mit den Lagenwechseln beginne ich, sobald sich die Kinder innerhalb der 3. Lage „wohlfühlen“. Die Lagenwechsel habe ich in diesem früheren Artikel thematisiert.
Sicher haben Sie noch weitere Tipps, um den Kindern das Erlernen der 3. Lage schmackhaft zu machen und zu erleichtern! Über Ihre Erfahrungen zu diesem Thema im Kommentar würde ich mich sehr freuen!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Ich habe so eine Solmisationskette gefädelt,und kann damit herzlich visualisieren,wie das ausschaut,bzw was zu greifen ist.
Ja, Deine Solmisationskette ist ein tolles „Tool“ zur Veranschaulichung, liebe Friedl
Liebe Grüße,
Andrea
Danke für diese Tipps für das Erlernen der 3. Lage auf der Geige. Ich war vor Kurzem mit meiner Tochter in einem Musikgeschäft, weil sie angefangen hat Geige zu spielen. Um die 3. Lage leicht zu erlernen, werde ich ihr vorschlagen, dass wir gemeinsam das Notenlesen üben.
Das ist eine gute Idee!