Spielen Ihre Schüler „sauber“?
Wie läuft bei Ihnen der Anfang einer Unterrichtseinheit ab? Kommt der Schüler oder die Schülerin zur Türe herein, packt nach einer kurzen Begrüßung das Instrument aus, legt die Noten aufs Pult und beginnt zu spielen? Und wie klingt das?
Kinder „abholen“
Die Kinder kommen ja oft in die Musikschule und haben den Kopf noch ganz irgendwo anders. In der Schule ist vielleicht etwas nicht so gut gelaufen, zu Hause gab es Streit mit dem Bruder, das Meerschweinchen ist krank oder sonstiges. Da sind sie ja weder bereit, genau hinzuhören, noch offen, etwas zu lernen. Diese Kinder müssen wir zuerst „geistig“ abholen. Am Anfang der Unterrichtseinheit sollte also immer etwas geschehen, das die Kinder in einen positiven Gemütszustand bringt. Das kann ein kleines musikalisches Begrüßungsritual sein, oder ein Bewegungsspiel (das dabei hilft, den Puls der Musik zu spüren, …) oder sonstiges.
Ohren aufwecken
Ich stelle immer wieder fest, dass es sich ungemein auf das Spielen eines Musikstückes auswirkt, wenn die Kinder gut eingespielt sind. Was meine ich damit? Es geht hier nicht um ellenlange Fingerübungen und Bogenübungen, die einen Großteil der sowieso schon knappen Unterrichtszeit verschlingen würden. Es geht mir eher darum, dass die Ohren sensibilisiert werden auf einen klaren Ton, eine stimmige Intonation und einen genauen Rhythmus. Es geht also mehr um ein „Einhören“. Die Ohren und der Geist sollen „aufgeweckt“ werden, und die Spielbewegungen sollen bewusst wahrgenommen werden.
Einspielen
Kinder, die ihr Instrument noch nicht sehr lange spielen, haben meist noch nicht so eine klare Vorstellung von Rhythmus, Tonqualität und Tonhöhe. Das muss sich erst entwickeln. Hier setze ich an:
Ich spiele mit den Kinder „im Dialog“ immer wieder neue kleine, auf den Punkt gebrachte Übungen, die zum jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes passen. Wir beginnen mit leeren Saiten. Wir hören besonders auf die Klangqualität. Klingt es schön, kommen verschiedene Rhythmen dazu. Wir spielen „Echo“ oder „Frage und Antwort“, und „übersetzen“ das Gespielte auch in die Rhythmussprache. Das ist schon eine ziemliche Anforderung und verlangt die ganze Aufmerksamkeit des Kindes. Dann kommen die gegriffenen Töne dazu. Wir spielen zu Beginn meist kleine Motive (z. B. einen Takt lang) im Fünftonraum. Besonders oft kommen jene Töne vor, die man mit leeren Saiten vergleichen kann. Die klingen so schön „strahlend“, wenn man den Finger genau auf das richtige Plätzchen stellt. An diesen Tönen können die Kinder sich orientieren.
Nutzen
Dieses Einspielen dauert nicht lange, bringt aber sehr viel: Die Kinder sind in einem aufmerksamen und „lernbegierigen“ Zustand, das „Herz“ ist geöffnet (weil es ihnen Spaß macht) und die Ohren sind „gespitzt“. Diese Art des Einspielens gefällt den jungen Instrumentalisten sehr. Sie fühlen sich danach wirklich wohl mit ihrem Instrument. Jetzt sind sie perfekt vorbereitet, ihr Musikstück zu spielen! Die Intonation wird deutlich besser sein als ohne Einspielen, der Ton klarer und der Rhythmus genauer.
Wenn Sie es nicht sowieso schon so oder so ähnlich machen – probieren Sie’s mal aus! Ich garantiere Ihnen, Sie werden den Unterschied spüren!
Ich wünsche Ihnen eine gute Unterrichtswoche,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
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