Von der B-Dur Tonleiter zum Lagenspiel
Nachdem sich mein Beitrag der letzten Woche mit dem frühen Zusammenspiel von Streichern und Bläsern – und damit der frühen Einführung des Spiels in den B-Tonarten – widmete, möchte ich mich heute dem Thema „B-Dur“ mehr von der praktischen Seite her annähern. Vor allem auf der Violine liegt die Tonart B-Dur sehr gut und kann hervorragend als Ausgangspunkt für das Transponieren und somit für die Einführung des Lagenspiels herangezogen werden. Dazu möchte ich heute ein paar konkrete Übungen vorstellen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt?
Sobald die jungen Violinschüler die ersten beiden Griffmuster (0 1 23 4 und 0 12 3 4) sicher intonieren können, kann mit der Tonart B-Dur begonnen werden. Dabei empfiehlt es sich, als Vorübung immer die bereits bekannten Griffmuster zu wiederholen und diese durch die „neuen“ zu ergänzen. Dabei ändert sich immer nur ein Ton, d. h. nur ein Finger muss jeweils um einen Halbton verschoben werden. Die Kinder dürfen sich vor dem Spielen die Halbtonschritte (selbst oder mit Hilfe des Lehrers) einzeichnen, dann ist das Notenbild für sie übersichtlicher. Hier geht’s zu dieser Vorübung!
Von der Fingerübung zur Tonleiter
Da Kinder meist ein kleines Liedchen einer Fingerübung vorziehen, „verpacke“ ich gerne die Übungen in kleine, gehörgefällige Melodien. Jetzt wird also mit der „neuen“ Griffart ein Lied gespielt, das die einoktavige B-Dur Tonleiter auf A- und E-Saite vorbereitet. Anschließend wird gleich die B-Dur Tonleiter und ein weiteres Musikstück im Tonumfang dieser B-DurTonleiter gespielt. Dieses kleine Musikstück sollte gehörgefällig und somit leicht auswendig zu lernen sein. Das kleine Lied sowie das Musikstück in B-Dur Stück finden Sie hier.
Selbstverständlich eignet sich dieses Musikstück auch dazu, die nächsttiefere Oktave in B-Dur zu erkunden. In diesem Beitrag geht es mir aber vor allem um das Transponieren nach Gehör bei gleichem Fingersatz. Auf diese Weise lassen sich nämlich wunderbar die Lagen auf dem Griffbrett erkunden.
Transponieren
Im nächsten Schritt – also sobald die Kinder das B-Dur Musikstück auswendig spielen können – wird es auf die anderen beiden Saitenpaaren transponiert. Wenn das gut funktioniert, transponieren wir das Lied in die 2. Lage, dann in die 3.Lage, usw. …
Das Lerntempo der Kinder ist hier sehr individuell. Manche spielen das Lied im Lauf dieser Unterrichtseinheit bis zur 7. Lage hinauf, andere vielleicht bis zur 4. Lage. Da sie die Melodie auswendig kennen, bemerken sie selbst, dass die Ganzton- und Halbton-Abstände nach oben immer kleiner werden. Andernfalls würde sich ja die Melodie verändern.
Kennenlernen des Griffbrettes
Dieses erste Transponieren in die Lagen erfolgt in meinem Unterricht bewusst vorerst nach Gehör. Es dient dem Kennenlernen des Griffbrettes. Das Lesen der Noten in den höheren Lagen erfolgt erst nach und nach, Lage für Lage. Das braucht etwas Übung und Geduld. Es ist am Anfang für die Kinder etwas verwirrend, bereits bekannte Töne plötzlich mit einem anderen Finger zu spielen. Aber das ist ein anderes Kapitel, das ich eventuell einmal in einem anderen Blog-Artikel aufgreifen werde.
Allround-Aufwärm-Training
Das Transponieren einer Melodie bis in die hohen Lagen hinauf eignet sich hervorragend als Einspielübung am Anfang einer Lektion. Es ist ein sehr gutes Intonationstraining. Es hilft den Kindern, sich sehr früh schon gut auf dem Griffbrett zurecht zu finden. Setzt man dabei noch verschiedene Stricharten ein, wird daraus beinahe ein „Allround-Training“!
Wenn Sie gute Tipps zu diesem Thema haben, dann scheuen Sie sich nicht, diese mit den anderen Lesern und Leserinnen hier im Kommentar zu teilen! Es würde mich sehr freuen, wenn auf dieser Plattform ein kollegialer Austausch zu den einzelnen Themen stattfinden würde! Vielleicht haben sie auch bestimmte Themenwünsche? Oder sonstige Anregungen? Ich freue mich über jeden Kommentar.
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Hier ein kleines Video zur Antwort auf den Kommentar von Birgit:
Liebe Andrea,
den tiefen ersten Finger zögere ich oft eher hinaus, weil es bei manchen doch die Hand ziemlich verzieht. Ein gutes Ohr ist Bedingung…
Wenn man im Fiedelmax 3 dann bei den B-Tonarten ist,finde ich es auch schwierig einzuschätzen, ob es sinnvoll ist, zunächst eine Weile nur diese Griffart zu festigen oder parallel auch die anderen zu verwenden.
Wie handhabst Du das?
Deine frühen Einführungslieder gefallen mir, und die Idee mit dem Transponieren kommt bei mir auch zu kurz, werde ich einbauen.
Habe übrigens für ein gemeinsames Stück der Dorfkapelle mit meinen Schülern zum Fluch der Karibik für die Anfänger eine easy Stimme geschrieben, weil ich mich über die Bs nicht drübertraue. Das geht streckenweise mit leeren Saiten und 1. Finger.Mal sehen,ob sichs bewährt.
Tausend Dank für Deine schönen Ideen!
LG Birgit
Liebe Birgit,
ja, der tiefe erste Finger kann schon eine Hürde darstellen. Bedingung für ein erfolgreiches Spielen in dieser Griffart ist nicht nur ein gutes Ohr, sondern auch eine kleine „Bewegungs-Vorbereitung“: Ich lasse bei jeder „neuen“ Stellung eines Fingers zuerst den Finger ein paar Mal zwischen seiner „gewohnten“ und der neuen Stellung „hin- und herhüpfen“. Das heißt in diesem Fall, der erste Finger wechselt zwischen hoch und tief bei gleichbleibender Handstellung. Diese Bewegung (hier das Zurückziehen des ersten Fingers) muss erst einmal ausprobiert werden. Ich lasse diese Bewegung zuerst ohne Instrument ausführen, dann mit Instrument aber noch ohne Bogen, und dann erst mit Ton. Nach dieser Vorbereitung klappt es meistens gut.
Liebe Birgit,
ich habe soeben ein kleines Video zur Vorbereitung des 1. Fingers auf die tiefe Stellung dem Blogartikel beigefügt.
Was Deine weitere Frage betrifft: Ich würde – zumindest als Einspielübung – immer auch die anderen Griffarten spielen lassen. Die Kinder sollen flexibel im Gebrauch der Griffarten werden, denn schlussendlich muss man ja auch innerhalb einer Tonart auf verschiedenen Saiten verschiedene Griffarten spielen.
Nun wünsche ich Euch einen schönen Auftritt mit dem „Fluch der Karibik“,
herzlichst,
Andrea