Wenn der Saitenwechsel „holpert“ …
Sicher kennen sie das: Ihre junge Schülerin spielt eine Tonleiter. Sie hat brav geübt, doch jedesmal beim Saitenwechsel klingt es irgendwie unbefriedigend. Es „holpert“. Sie ist einfach nicht zufrieden mit dem Klang. Andrerseits weiß sie auch nicht recht, was sie besser machen könnte.
Die Saitenwechsel innerhalb einer Tonleiter oder eines Musikstückes – ob nun mit Bogenwechsel oder mit einer Bindung – verlangen nach einer sehr bewussten Koordination der Bewegungsabläufe. Was für Hilfestellungen können wir unseren Schülern geben, dass sie ihre Saitenwechsel ganz gezielt verbessern können?
Links vor Rechts
Ein wichtiges Prinzip für einen geschmeidigen Saitenwechsel ist das Prinzip „links vor rechts“. Der Finger muss bereits auf der „neuen“ Saite aufgestellt sein, bevor der Bogen auf die „neue“ Saite kommt. Ich lasse die Kinder das immer so üben: Wenn wir eine Tonleiter in Viertelnoten spielen, sollen sie den ersten Finger bereits nach einem Achtelschlag des vierten Fingers auf die neue Saite aufstellen. Der vierte Finger bleibt dabei für den vollen Wert einer Viertelnote auf der alten Saite liegen. Dabei bitte die Armsteuerung beachten. Auch hier gibt es – wie bei den Streichebenen – mehrere Positionen des Armes: Für jede Saite eine und noch weitere, wenn wir auf zwei (oder mehreren) Saiten gleichzeitig greifen.
Der Bogen wechselt die Saite erst auf die nächste volle Zählzeit, also einen Achtelschlag, nachdem bereits der neue Finger auf die neue Saite aufgestellt wurde. Das hört sich – verbal erklärt – etwas kompliziert an, auf dem folgenden Notenbild erklärt es sich aber von selbst:
Während der Bogen den letzten Ton auf der „alten“ Saite streicht, soll er sich bereits der Streichebene der „neuen“ Saite annähern, dass es beim Wechsel keinen ungewollten Akzent gibt.
Saitenwechsel mit Bindungen
Soll der Saitenwechsel innerhalb einer Bindung erfolgen, müssen wir noch darauf achten, dass der „alte“ Finger auf der „alten“ Saite etwas länger stehen bleibt. Verlässt der Finger die Saite zu früh – und sei es nur einen klitzekleinen Moment, bevor der Bogen auf der „neuen“ Saite streicht, wird zwischen den beiden Tönen der Bindung kurz eine leere Saite hörbar. Deshalb sollte man beim nächsten Übungsbeispiel besonders auf folgendes achten: Der „neue“ Finger soll einen Achtelschlag früher aufgesetzt werden, und der „alte“ Finger einen Achtelschlag länger stehen bleiben. Ich wähle deswegen einen ganzen Achtelschlag, weil man das bei dieser Tonlänge wirklich ganz bewusst ausführen muss. Das Längerhalten des „alten“ Fingers lässt sich leider schlecht notieren; ich habe es im folgenden Beispiel durch die Linie angedeutet:
Diese Übung kann auf alle Saiten ausgedehnt werden. Sie kann einmal mit Abstrich begonnen werden und einmal mit Aufstrich.
Auf diese Art kann man jeden Saitenwechsel mit Bindung in jeder Tonleiter oder jedem Musikstück gezielt üben, bis alle Bewegungsabfolgen geschmeidig ablaufen und der Saitenwechsel richtig gut klingt.
Haben Sie spezielle Saitenwechsel-Übungen für Ihre Schüler? Oder innovative Ideen, wie man Saitenwechsel mit und ohne Bindungen üben könnte? Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Danke für den Beitrag! Mit meinen Anfängern übe ich: „erst kippen, dann streichen“ – sehr langsam, mit einer Pause für die Zeit zum „Kippen“. So gewöhnt sich der Arm an die verschiedenen Saitenebenen.
Herzliche Grüße, Irmgard Fliegner
Liebe Frau Fliegner,
vielen Dank für Ihren guten Tipp, Saitenwechsel und Streichebenen mit Anfängern zu üben! Es ist so wichtig, dass die Kinder ein Gefühl für die richtige Streichebene bekommen!
Die oben genannten Übungen sind für bereits etwas fortgeschrittenere Schüler gedacht, um ihren Saitenwechsel zu „verfeinern“, um ihn geschmeidiger ausführen zu können.
Herzliche Grüße,
Andrea Holzer-Rhomberg