Konzentration im Gruppenunterricht
Immer wieder höre ich von Kolleginnen und Kollegen, dass der Gruppenunterricht extrem anstrengend sei, weil es immer wieder zu „Störungen“ komme. Da kommen dann Aussagen wie: „Die Kinder können sich nicht konzentrieren, sie sind ständig laut, sie hören nicht zu, sie plappern dazwischen, ein Kind beginnt zu „blödeln“ und zieht die anderen dabei mit, ein Kind legt sich auf den Boden und sagt, es sei müde …“ und dergleichen. Wie können wir als Instrumentallehrer im Gruppenunterricht die Konzentration und Lernbereitschaft der Kinder fördern bzw. erhöhen? Wie können wir eine gute Lernatmosphäre schaffen, in der die Kinder sich nicht gegenseitig immer wieder durch störende Interaktionen am Lernen „hindern“?
Heute möchte ich Ihnen 3 Tipps geben, mit deren Hilfe Sie die Konzentration der Kinder in Ihrem Gruppenunterricht fördern können.
1. Stummfilm-Spiel
Das ist eine Art Vormach-Nachmach-Spiel, das aber völlig lautlos vonstatten geht, wie ein Stummfilm eben. Dieses Spiel eignet sich sehr gut am Beginn einer Gruppenstunde, wenn die Kinder eventuell vom wilden Herumtollen draußen hereinkommen und noch völlig im „Herumtoll-Modus“ sind. Wie schafft man es da, die Kinder zu fokussieren, sie in einen konzentrierten „Aufnahme-Modus“ zu führen?
Das Spiel funktioniert so: Der Lehrer macht lautlos etwas vor, und die Kinder sollen es genauso lautlos nachmachen. Besonders gut eignen sich „etwas ungewöhnliche“ Bewegungen, z. B. die Geige auf eine ganz ungewöhnliche Art in Spielstellung bringen oder dergleichen. Auch die Bogenschaukel, bei der man den Bogen lautlos in der Bogenmitte von der tiefsten Saite bis zur höchsten Saite und zurück bewegt, eignet sich sehr gut. Ebenso eignen sich alle möglichen vorbereitenden Übungen auf bestimmte Spieltechniken wie Vibrato oder Lagenwechsel, die ohne Instrument oder lautlos am Instrument ausgeführt werden können.
Abwandlungen
Um die Sache zu erschweren, können Sie auch ganz kleine Haltungs- oder Bewegungsänderungen vornehmen, sodass die Kinder wirklich sehr genau hinsehen müssen, um zu erkennen, was sich verändert. Das erfordert bereits eine große Konzentration. Sie können selbstverständlich auch die Kinder – eines nach dem anderen – etwas vormachen lassen, das alle anderen – einschließlich des Lehrers – lautlos nachmachen müssen. Sicher haben Sie selber noch einige kreative Abwandlungsideen für dieses Spiel. Nach so einem Einstieg sind die Kinder jedenfalls konzentriert und aufnahmebereit für die weiteren Inhalte der Gruppenstunde.
2. Bewegung und Statue
Dieses Spiel lässt sich gut in den Ablauf einer Lektion integrieren, wenn man merkt, dass die Kinder müde werden. Es geht darum, sich zu bewegen und auf ein Zeichen hin zu einer „Statue“ zu erstarren. Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Entweder Sie haben ein Musikstück mit längeren Pausen, und immer in der Pause muss man völlig reglos in der Position, in der man gerade ist, verharren. Geht die Musik weiter, darf man sich wieder bewegen. Der Lehrer kann aber auch einfach mit der Fernbedienung den CD-Player immer wieder mal auf „Pause“ schalten. Ebenso kann man am Klavier die Musik spielen und einfach an gewissen Stellen über ein paar Zählzeiten oder Takte pausieren, dann wieder weiterspielen.
Abwandlungen
Hier noch eine weitere Variante dieses Spiels: Die Schüler spielen gemeinsam ein Musiskstück, das Pausezeichen kommt diesmal vom Lichtschalter: Geht das Licht aus, erstarren sie zu einer Statue, geht das Licht wieder an, wird weitergespielt. (Dabei empfiehlt es sich, zum Weiterspielen leise einzuzählen, sonst gibt es ein Durcheinander.) Grundsätzlich kann jedes Signal, ob optisch oder akustisch, verwendet werden, um die Kinder zu Statuen „erstarren“ zu lassen. Je ungewöhnlicher, desto lustiger für die Kinder.
Sie können auch ohne Instrument ganz gezielte Bewegungen mit den Kinder ausführen in Abwechslung mit dem „Erstarren“, z. B. Dirigierbewegungen oder Überkreuzübungen aus der Kinesiologie oder gar Bewegungen, die sie zu zweit oder zu dritt ausführen müssen. Man kann den „Schwierigkeitsgrad“ so eines Spiels mit etwas Kreativität immer steigern. Jedenfalls sind die Kinder danach wieder „wach“ und angeregt für weitere Unterrichtsaktivitäten.
3. Lied weitergeben
Bei diesem Spiel steht man im Kreis und jedes Kind spielt nur einen kleinen Teil des Musikstückes, z. B. zwei Takte. Die nächsten zwei Takte spielt das nächste Kind, dann das nächste und so weiter. Bei diesem Spiel müssen sich die Kinder sehr konzentrieren, um an der richtigen Stelle mit den richtigen Tönen einzusetzen. Wählen sie bei diesem Spiel zuerst größere Abschnitte, z. B. eine ganze Strophe. Je kürzer die Abschnitte gewählt werden, desto schwieriger wird es.
In diesem Zusammenhang bieten sich auch Musikstücke mit Refrain und Strophen an. Der Refrain wird immer gemeinsam gespielt, die Strophen jeweils von einem Kind allein. Dies bietet auch eine gute Möglichkeit für jedes einzelne Kind, sich selbst zu hören. Im Gesamtklang der Gruppe ist es für die Kinder viel schwieriger zu hören, ob ihre eigene Intonation stimmt und der Rhythmus korrekt ist. Auch die Lehrperson kann auf diese Weise die Kinder immer wieder einzeln hören, und sie so viel individueller beim Lernen unterstützen.
Dies ist nur eine kleine Auswahl an Spielen und Übungen, um die Konzentration der Kinder im Gruppenunterricht zu fördern. Sicher haben auch Sie einen ganzen Fundus an Spielideen und Übungen zu diesem Thema auf Lager! Bitte scheuen Sie sich nicht, Ihre Ideen im Kommentar vorzustellen, die gesamte Leserschaft wird es Ihnen danken!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
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