Spielerisches Blattspiel-Training
Einerseits geht es im Streicher-Anfangsunterricht erst einmal um das Erlernen der spieltechnischen Bewegungsabläufe. Erst wenn man diese beherrscht, kann man einem Streichinstrument einen schönen Ton entlocken. Parallel zum Erlernen der Spieltechnik sollten die Kinder aber auch das Notenlesen lernen. Ein möglichst früher Einstieg ins Notenlesen und Blattspiel-Training lohnt sich sehr, denn je früher und je besser die Kinder vom Blatt spielen können, desto schneller können sie neue Musikstücke selbständig erlernen.
Wie kann man nun aber bereits mit sehr jungen Kindern das Blattspiel auf eine möglichst spielerische Art üben?
Blattspiel-Training mit Rhythmen
So lange die Kinder leere Saiten spielen, also noch keine gegriffenen Töne, kann man wunderbar verschiedene Rhythmen auf leeren Saiten üben. Dazu gibt es gute Bücher, wie z. B. „Flip A Rhythm“ von Sheila Nelson. Viele Lehrer haben aber auch selbst gefertigte Kartenspiele mit Rhythmuskarten, die man individuell legen und die gelegten Rhythmen dann gemeinsam spielen kann. Mit Hilfe der Karten entstehen immer wieder neue kleine Rhythmus-Kompositionen, ein- und später auch mehrstimmig. Es lohnt sich, diese auch aufzuschreiben. Die Verschriftlichung hilft den Kindern bei der Verinnerlichung des Gelernten.
Tonhöhen lesen
Im nächsten Schritt lernen die Kinder, Tonhöhen nicht nur auditiv, sondern auch visuell zu unterscheiden. Die Noten werden ihrem Platz im Notensystem zugeordnet. Hier arbeite ich mit einem sehr hilfreichen Utensil, einem großen Notensystem, bestehend aus Wollschnüren, die an beiden Enden von einem Holz gespannt werden. In dieses System können die Kinder sogar „hineinstehen“ und den Platz der verschiedenen Noten einnehmen (Ich bin jetzt ein „a“), siehe Abb. 1.
So ein Wollschnur-Notenlinien-System habe ich auch in einer etwas kleineren Ausführung, so dass man auf einem Tisch damit arbeiten kann. Die Noten zum Legen habe ich aus Moosgummi ausgeschnitten, siehe Abb. 2.
Im nächsten Schritt wird ein Notensystem gemalt und die Noten hineingeschrieben. Nun geht es darum, zu wissen, mit welchem Finger auf welcher Saite die jeweilige Note gespielt wird und wie sie heißt. Die Namen der Noten kann man bei Bedarf aber auch erst etwas später, in einem weiteren Lernschritt, einführen. Das hängt ganz davon ab, wie aufnahmebereit die Kinder sind.
Spielerisches Blattspiel-Training
Am besten lernen Kinder meist im Rahmen eines Spiels. Deshalb gibt es bei mir für das erste Blattspiel-Training ein kleines Spiel. Das Spiel heißt: „Wie kommt der Clown zum Äffchen?“ Am Anfang lernen wir nur jeweils die fünf Töne der 1. Griffart auf einer Saite. Wir beginnen z. B. mit der A-Saite. In den Kreisen befindet sich jeweils nur eine Note. Nun kann der Lehrer mit einem Farbstift einen Weg vom Clown zum Äffchen einzeichnen.
Die Kinder spielen diesen Weg auf ihrem Instrument. Bei Erfolg gibt es einen Smiley oder sonst eine kleine Belohnung. Alternativ kann man auch die Zeit stoppen, wie lange das Kind braucht, um den vorgezeichneten Weg fehlerfrei zu spielen.
Nun kann ein anderer Weg vom Clown zum Äffchen in einer anderen Farbe gemalt werden und das Kind spielt den neuen Weg usw.
Wenn die Töne der A-Saite bereits gut gelesen werden können, kommt die nächste Saite dran. So kann man bereits im Anfängerunterricht spielerisch das Blattspiel in kleinen Schrittchen üben.
Wenn Ihnen dieses Spiel gefällt und Sie gerne weitere – in Zukunft erscheinende Unterrichtsmaterialien dieser Art – hätten, tragen Sie sich bitte hier in meinen Newsletter ein.
Ab wann beginnen Sie mit Ihren Schülern das Blattspielen zu trainieren? Sicher haben Sie gute Tipps zu diesem Thema! Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen.
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Ich persönlich warte mit dem „echten“ Notenlesen so lange, bis die Kinder von sich aus wissen wollen wie das funktioniert. Dann geht es sehr schnell, weil sie sich dafür interessiern.
Die Rhythmusbücher von Sheila Nelson verwende ich auch sehr gerne.
Die Idee mit den Wollschnüren finde ich großartig!