Ich konnte nicht üben, weil …
… der Hund meine Noten gefressen hat, mein Hamster war krank, ich hatte Mathematik-Schularbeit, mein Papa hatte Kopfschmerzen, der kleine Finger hat weh getan usw.
Sicher haben auch Sie schon alle möglichen (und unmöglichen) Ausreden gehört, warum ein Schüler oder eine Schülerin nicht üben konnte. Kinder können da sehr erfinderisch sein.
Nun stellt sich aber die Frage: Was steckt wirklich hinter diesen Ausreden? Es kann ja schon einmal vorkommen, dass ein Schüler während einer Woche wenig bis gar nicht geübt hat. Was aber können wir tun, wenn das regelmäßig vorkommt?
Der wahre Grund
Was ist der wahre Grund dafür, dass ein Kind immer wieder mit Ausreden daher kommt? Ist das Kind eventuell mit der gestellten Aufgabe überfordert? Weiß es vielleicht nicht, wie es diese konkret angehen soll? Hat es vielleicht probiert, und dann sind Schwierigkeiten aufgetreten? Hätte es etwas Ermutigung zu einem neuen Versuch oder zum Durchhalten gebraucht?
Das Kind fühlt sich offensichtlich nicht wohl, kann aber oft verbal nicht so gut ausdrücken, warum es mit dem Üben nicht so geklappt hat. Es sagt dann lieber so etwas wie „der kleine Finger hat weh getan“.
Vorbeugen
Wie können wir „vorbeugen“, dass es nicht mehr allzu oft zu diesen Übe-Ausreden kommt? Dazu möchte ich Ihnen heute drei Gedanken mit auf den Weg geben.
- Schwierigkeiten voraussehen: Wenn wir mit den Kindern neue Spieltechniken oder neue Stücke erarbeiten, können wir aus unserer Erfahrung ja meist alle potentiellen Schwierigkeiten der Schüler bereits voraussehen. Wie wäre es damit, die passenden Übungen dafür gleich mit einzuplanen?
- Mehrkanaliges Lernen: Wir können jeden neuen Lerninhalt auf mehrere verschiedene Arten den Kindern näherbringen. Nicht jedes Kind lernt auf die gleiche Art und Weise. Einige sind eher visuelle, andere wiederum auditive oder kinästhetische Lerner. Mit mehrkanaligem Lernen können wir den unterschiedlichen Lerntypen gerecht werden und für besseres Verständnis sorgen.
- Mit Mikroschritten zum Erfolg: Wir können die Lernschritte – wenn nötig – in „Baby-Steps“ herunterbrechen, sodass jedes Kind beim Üben garantiert zu einem Erfolgserlebnis kommt, denn es gibt für ein Kind nichts Frustrierenderes, als wenn es sich für etwas anstrengt und das Ziel aber trotz ehrlicher Anstrengung nicht erreichen kann.
Nach den Übe-Erfahrungen fragen
Es geht aber nicht nur ums Vorbeugen. Genauso wichtig ist, dass man darüber spricht, wie es dem Kind beim Üben ergangen ist. Fragen Sie immer wieder Ihre Schüler, wie sie mit ihren Übe-Aufgaben zurecht gekommen sind, z.B.:
„Mit welcher Stelle hast Du Dich besonders beschäftigt? Hast Du danach einen Fortschritt bemerkt?“
„Gab es irgendwo Schwierigkeiten? Wo genau? Woran könnte das gelegen haben?“
„Was brauchst Du (an Information, Übungen, usw. ) von mir, um das bis nächste Woche zu meistern?“
Solche und ähnliche Fragen vermitteln dem Schüler das Bewusstsein, dass das Üben zu Hause ein ganz wesentlicher Bestandteil des Lernprozesses ist. Ein junger Mensch, der das verstanden hat, wird das Üben nicht mehr als lästige Pflicht ansehen, sondern als notwendigen Teil des Lernens, als Weg zum Ziel.
Wie sind Ihre Erfahrungen mit Übe-Ausreden? Wie reagieren Sie darauf? Was für Tipps haben Sie zu diesem Thema? Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Andrea Holzer-Rhomberg,
herzlichen Dank mal wieder für die Zusammenstellung. Ich merke bei Ihren Ausführungen, dass mir der eine oder andere Aspekt zwischenzeitlich aus dem Focus gerät, deshalb lese ich hin und wieder gerne in Ihren früheren Newslettern.
Zu den „Ausreden“ kann man – wenn man seine Schüler schon gut kennt – auch mal als Einleitung sagen (natürlich mit einem Augenzwinkern): „Du erzählst mir gerade totalen Quatsch.“ Und dann s.o.
Herzliche Grüße aus Hamburg