Spielen Sie gerne vor leeren Sitzen?
Ich gebe zu, diese Frage ist etwas provokant. Wer möchte schon vor einem nahezu leeren Konzertsaal spielen! Jeder Musiker liebt es, wenn seine Darbietung von einem großen Publikum mit viel Applaus gewürdigt wird!
Da jetzt wieder die „Saison“ der Schülervorspiele startet, möchte ich heute dieses Thema aufgreifen. Leider kommt es immer wieder vor, dass Familien bei Schülerkonzerten den Konzertsaal verlassen, sobald ihr Kind sein Stück vorgetragen hat. Was können wir als Lehrer dazu beitragen, dass auch jener Spieler, der als letzter auf dem Programm steht, nicht vor leeren Sitzen spielen muss, sondern eine ebenso interessierte und wohlwollende Zuhörerschaft hat wie der erste?
Zeitpunkt und Zeitrahmen des Konzertes
Zwei ganz wesentliche Faktoren bei Ihrer Vorspiel-Planung sollten der Zeitpunkt und die Dauer des Konzertes sein. Manche Familien möchten sich unbedingt das Wochenende von jeglichen „Verpflichtungen“ freihalten. Da wäre es nicht von Vorteil, das Vorspiel beispielsweise auf Samstag Nachmittag um 15:00 Uhr oder Sonntag Vormittag um 9:00 Uhr anzusetzen.
Wenn Sie einen Klassenabend unter der Woche planen, denken Sie daran, nicht zu spät zu beginnen. Die Kinder müssen ja meist am nächsten Tag wieder früh aufstehen und zur Schule gehen.
Achten Sie auch darauf, dass Ihr Klassenvorspiel nicht zu einem „Vorspiel-Marathon“ ausartet. Oft kommen ja auch jüngere Geschwister mit ins Konzert. Also lieber mehrere Vorspiele von kürzerer Dauer anbieten, die Zuhörer werden es Ihnen danken.
Begrüßungsansprache
Ich weiß, viele Kolleginnen und Kollegen scheuen sich immer wieder vor einer Begrüßungsansprache. Trotzdem: Lassen Sie sich die Gelegenheit nicht entgehen, die Zuhörer mit ein paar freundlichen Worten zu begrüßen. Hier haben Sie nämlich auch die Gelegenheit, Ihre Schüler für Ihr großes Engagement zu loben und die Zuhörerschaft zu bitten, dieses Engagement mit aufmerksamem Zuhören für jeden einzelnen Spieler und entsprechendem Applaus zu belohnen. Allein diese paar Worte – von Herzen kommend – werden in den meisten Fällen dafür sorgen, dass auch der letzte Spieler nicht vor leeren Sitzen spielen muss.
Hör-und Beobachtungsaufgaben stellen
Eine besonders spannende Sache für die Zuhörer ist es, wenn sie eine bestimmte Aufgabe in Verbindung mit den Darbietungen bekommen. Auf einem Beilageblatt zum Programm könnten z. B. Fragen stehen wie:
- Was hat der/die Spieler/Spielerin ________________ besonders gut gemacht?
(z.B. Haltung, Intonation, Vibrato, Klangqualität, dynamische Unterschiede, Phrasierung, Zusammenspiel mit dem Klavier, usw.)
- Was hat dich am Vortrag von _______________ besonders beeindruckt oder berührt?
- Hast du einen wertvollen Tipp für ______________ für das nächste Vorspiel?
Auf diese Weise animieren sie das Publikum – sowohl die Eltern als auch die eigenen Klassenkollegen – jeder Darbietung besonders aufmerksam zu folgen, und jedem Vortragenden anschließend ein wertschätzendes Feedback zu schenken. Diese wohlwollenden schriftlichen Feedbacks bekommen die Schüler dann am Schluss des Konzertes.
Gemeinsames Stück am Schluss
Was sich bei meinen Vorspielen immer bewährt hat, ist ein gemeinsames Musikstück am Schluss. Es ist einfach immer wieder ein Highlight, wenn die ganze Klasse gemeinsam musiziert. Natürlich erfordert das meist ein wenig Arrangement-Geschick, aber es lohnt sich in jedem Fall. So ein Klangerlebnis begeistert nicht nur die Zuhörer, auch die Spieler selbst haben große Freude daran und ein Riesen-Applaus am Schluss ist garantiert!
Kleine „After-Party“
Was auch immer wieder schön ist: Ein kleiner „Umtrunk“ (Fruchtsaft und Mineralwasser genügt vollkommen) und eventuell etwas zum Knabbern nach dem Konzert mit Gelegenheit zum Austausch. Auch die Eltern schätzen so einen netten, entspannten Ausklang sehr. Wenn Sie die Möglichkeit für so etwas an Ihrer Schule haben, ohne dass sie anschließend von der Schulleitung oder vom Hausmeister „gerügt“ werden, kann ich Ihnen das nur empfehlen. Sprechen sie es aber sicherheitshalber zuvor mit Ihrer Schule ab.
Dank an die Eltern
Last but not least möchte ich Ihnen ans Herz legen, die Gelegenheit des Klassenvorspiels zu nutzen, um sich auch bei den Eltern Ihrer Schüler zu bedanken. Die Eltern sind es, die ihre Kinder immer wieder ermutigen, zu üben, auch wenn das nicht immer „angenehm“ ist. Sie sind es, die oft als „Taxi“ zum Musikunterricht herhalten. Sie sind es, die ihren Kindern den Instrumentalunterricht finanziell ermöglichen. Sie sind es, die zu Hause ein „musikalisches Umfeld“ schaffen. Sprechen Sie den Eltern Ihrer Schüler aufrichtigen Dank aus! Danken Sie ihnen für ihr Engagement, für ihren Anteil an der musikalischen Entwicklung ihrer Kinder. Eltern, denen bewusst ist, wie wichtig ein Auftritt vor Publikum für die Kinder sein kann, werden wohl kaum ein Klassenkonzert frühzeitig verlassen!
Wenn ich die oben genannten Dinge bei der Planung meiner Schülervorspiele berücksichtige, habe ich bis zum Ende des Konzertes einen vollen Saal, glückliche Spieler und ein glückliches Publikum.
Hatten Sie schon einmal die Situation, dass Familien das Konzert frühzeitig verlassen haben? Wie gehen Sie damit um? Was sind Ihre „Maßnahmen“, um dies zu verhindern? Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen.
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Bravo! Die Aufgaben sind eine gute Idee! Früher kam es schon vor dass einige gegangen sind so bald das Kind gespielt hat. Aber inzwischen ende ich meine Vorspiele mit einem gemeinsames Stück. Möglicherweise ist es ein Lied wo alle mitsingen können. Ich versuche eine kleine Pause mit Bewirtung einzubauen, was gut ankommt und die Veranstaltung auflockert.
Vielen Dank, das mit der kleinen Pause mit Bewirtung klingt gut, vor allem bei einem etwas längeren Programm!
Danke für die guten Ideen!
Ich lobe in der ersten Vorspielstunde des neuen Schuljahres immer meine Eltern und Schülerinnen, dass sie – im Gegensatz zu so manch anderen Klassenabenden – so aufmerksame Zuhörer sind und immer bis zum Schluss der Vorspielstunde bleiben. (Dann traut sich niemand unter der Zeit wegzugehen).