Was treibt Ihre Schüler an?
Was treibt Ihre Schüler an? Es heißt immer, wir sollten als Instrumentallehrer unsere Schüler motivieren. Tatsache ist aber, dass die Kinder, die zum Instrumentalunterricht kommen, bereits motiviert sind. Es gibt definitiv einen Beweggrund, dass sie zu uns kommen. Schließlich kommen sie ja aus eigenem Willen zu uns. Die Zeiten, in denen Eltern einfach etwas „angeordnet“ haben, und die Kinder „parieren“ mussten, sind längst vorbei.
Kinder wissen oft in sehr jungem Alter schon sehr genau, was sie möchten. So wählen sie sich ihr „Wunsch-Instrument“ auch meist selber aus. Doch was genau treibt sie an?
Lang anhaltende Motivation
Das Erlernen eines Musikinstruments, besonders eines Streichinstruments, erfordert einen langen Atem, viel Durchhaltevermögen und immer wieder neue Anstrengungsbereitschaft. Wie können wir als Instrumentallehrer nun dafür sorgen, dass der „Motivationsbrunnen“ unserer Schüler nicht versiegt? Was können wir dazu beitragen, dass unsere Schüler dauerhaft motiviert bleiben?
Was treibt Ihre Schüler an?
Kennen Sie das „Warum“ Ihrer Schüler? Ich denke, uns ist oft gar nicht bewusst, wie direkt der Zusammenhang zwischen der Motivation und dem „Warum“ ist. Haben Sie Ihre Schüler schon einmal konkret danach gefragt, warum sie genau dieses Instrument oder genau dieses Musikstück lernen möchten? Da werden Sie wahrscheinlich die unterschiedlichsten Antworten bekommen. Wenn wir uns diese Antworten aber etwas genauer ansehen, werden wir feststellen, dass sie alle auf ein paar zutiefst menschliche Bedürfnisse zurückzuführen sind, die wir alle mehr oder weniger zu befriedigen suchen:
- Neugier: Die angeborene Neugier des Menschen spielt beim Lernen eine große Rolle. Das Gehirn verlangt immer wieder nach „neuen“ Reizen. Die kindliche Neugier ist wohl am Anfang des instrumentalen Lernens der vorherrschende Motivationsfaktor.
- Gemeinsamkeit erleben: Das gemeinsame Musizieren in einem Ensemble oder Orchester kann ein unglaubliches Hochgefühl auslösen. Viele Schüler spielen ihr Instrument hauptsächlich darum, um mit gleichgesinnten Gleichaltrigen gemeinsam musizieren zu können. Das ist besonders bei Jugendlichen ein sehr starkes „Warum“.
- „Sportlicher Ehrgeiz“: Für manche Kinder spielt die Freude am Funktionieren und der Ehrgeiz, sich mit anderen zu messen, eine sehr große Rolle. Diese Schüler möchten richtig herausgefordert werden. Der „sportliche“ Ehrgeiz erwacht oft so richtig in der Pubertät.
- Selbstverwirklichung: Hier ist das Ziel, mit den neu erlernten Fähigkeiten und Fertigkeiten selbst kreativ zu werden. Selbstverantwortlich und autonom.
Auf das "Warum" eingehen
Ein Kind mit Fokus auf „sportlichem Ehrgeiz“ braucht im Unterricht andere Schwerpunkte als eines, bei dem das gemeinsame Musizieren im Vordergrund steht. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns mit den Beweggründen unserer Schüler aktiv auseinandersetzen. Wenn wir ihre Ziele, die aus ihren im Vordergrund stehenden Bedürfnissen erwachsen, nicht kennen, wird es uns wahrscheinlich nicht so gut gelingen, das Flämmchen der Motivation am Leuchten zu erhalten.
Verschiedene Entwicklungsphasen
Ich möchte hier keineswegs dazu anregen, die Kinder in „Motivations-Schubladen“ zu stecken, nein, im Gegenteil: Beobachten Sie genau, und tauschen Sie sich mit Ihren Schülern über deren Lernwünsche und Ziele aus, denn es stehen nicht in jeder Lernphase dieselben Bedürfnisse im Vordergrund. Der Mensch ist ein wandelbares Wesen und durchläuft verschiedene Phasen der Entwicklung. Auch unsere Schüler setzen im Laufe ihres Heranwachsens zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Prioritäten.
Ehrliche Auseinandersetzung statt "Animation"
Wenn wir uns immer wieder bewusst machen, was genau jeden unserer Schüler antreibt, können wir viel gezielter auf seine Bedürfnisse eingehen. Ich spreche hier von ehrlichem Interesse daran, was ein Kind in seiner momentanen Entwicklungsphase gerade braucht. Das setzt natürlich eine vertrauensvolle Lehrer- Schülerbeziehung voraus, bei der sich das Kind mit all seinen Stärken und Schwächen angenommen fühlt. Das setzt eine Lehrperson voraus, die unerschütterlich daran glaubt, dass das Kind sein Ziel erreichen wird und dies dem Kind auch glaubhaft vermitteln kann. Wenn uns das gelingt, müssen wir nicht den „Animateur“ spielen (was meiner Meinung nach sowieso nicht funktioniert), sondern die Kinder werden von sich aus motiviert sein und auch bleiben!
Wie finden Sie heraus, was Ihre Schüler antreibt? Und wie gehen Sie dann mit diesem Wissen um? Über Ihre Erfahrungen zu diesem Thema würde ich mich sehr freuen!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
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