3 Tipps, die den Online-Unterricht am Instrument erleichtern
Nun haben wir schon einige Wochen Online-Unterricht hinter uns und gewöhnen uns langsam an die Situation. Alles in allem läuft es erstaunlich gut, die Kinder sind motiviert, üben fleißig, und wir Instrumental-Lehrpersonen werden immer besser im Nutzen der uns zur Verfügung stehenden Technik.
Heute möchte ich Ihnen 3 Tipps mit auf den Weg geben, wie man gut organisiert in einen Online-Unterrichtstag gehen kann, und wie man das bestmögliche aus den technischen Mitteln herausholt.
Schüler-Ordner anlegen
Um mir nicht jede Menge einzelne PDF-Dateien erst zusammensuchen zu müssen um sie dann alle per E-Mail an die einzelnen Schüler zu verschicken, habe ich für jeden Schüler einen Dropbox-Ordner angelegt. In diesen Ordner lege ich alle Dateien, die ich für die kommende Unterrichtseinheit mit dem jeweiligen Kind brauche, neue Musikstücke, Hörbeispiele bzw. Playalongs, Blattspielübungen sowie Rhythmustraining und dergleichen. Mit dem Link zu seinem persönlichen Ordner kann sich jedes Kind die benötigten Materialien dann herunterladen. Blattspiel- und Rhythmusübungen werden gar nicht heruntergeladen, sondern direkt im Unterricht mit der Funktion „Bildschirm teilen“ ausgegeführt.
Genaue Dokumentation
Was ich im Face-to-Face-Unterricht immer ins Aufgabenheft des Schülers geschrieben habe, fällt im Online-Unterricht weg. Die Schüler müssen sich das zu Hause selber notieren, und ich dokumentiere sehr genau, was ich mit welchem Schüler in welcher Lektion gearbeitet habe. So weiß ich z. B. ganz genau, welche Blattspiel-Lektion für Anna Lena als nächstes auf dem Programm steht, oder in welchem Tempo Laura das Perpetuum Mobile von Ries letzte Woche gespielt hat und dergleichen. Diese genaue Dokumentation ist eminent wichtig für eine gute Vorbereitung des Unterrichts.
Ebenso wichtig ist, dass ich die gleiche Notenausgabe wie meine Schüler vor mir auf dem Notenpult stehen habe, denn bei unterschiedlichen Notenausgaben stehen meist unterschiedliche Striche, Bindungen, Fingersätze und manchmal sogar andere Taktzahlen drin. Das erschwert eine Online-Zusammenarbeit ungemein.
Techniktools optimal einrichten und nutzen
Nach anfänglichem Ausprobieren der verschiedensten Video-Konferenz-Tools bin ich schließlich bei Zoom hängengeblieben. Dieses Tool hat den Vorteil, dass man den Klang optimieren kann. Es ermöglicht, ein externes Mikrofon anzuschließen und dies verbessert – nach einigen gezielten Einstellungen – den Klang sehr.
Mit Zoom kann ich auch bei Bedarf meinen Bildschirm mit dem Schüler teilen. Das ist ein sehr nützliches Feature, besonders bei Blattspielübungen oder beim Kommunizieren von Fingersätzen und Strichen und dergleichen.
Was ich bei Zoom auch sehr praktisch finde, ist die Funktion „Meeting planen“. Hier kann ich den ganzen Stundenplan erstellen. Das erleichtert die Organisation des Online-Unterrichts um vieles. Wie man nun Zoom optimal nutzen kann, stelle ich Ihnen in diesem Video vor:
Ich hoffe, dieser Artikel und das Video kann Sie bei den ganzen Abläufe des Online-Instrumental-Unterrichts unterstützen und Ihnen den Online-Unterrichtsalltag etwas erleichtern. Über Kommentare und Erfahrungsberichte von Ihrer Seite würde ich mich sehr freuen!
Herzliichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Frau Holzer -Rhomberg, bisher benutze ich Skype, was leider manchmal Ton und Bild etwas zerschreddert. Ich werde mir Ihr Video zu Zoom deshalb gerne ansehen.
Ich habe eine ganz andere Frage, bei der Sie mir vielleicht weiterhelfen können. Ich habe eine Schülerin,die es musikalisch und rhythmisch sehr, sehr schwer hat. Sie hat kein musikalisches Gedächtnis und kann einfache Stücke nicht vom Blatt spielen, weil sie z.B. nicht merkt, wenn sie halbe Noten wie Viertel spielt. Kennen Sie vielleicht irgendeinen Internetkurs, der nichts kostet?
Herzliche Grüße
Irmgard Fliegner
liebe Frau Holzer-Rhomberg,
leider ist Zoom sehr anfällig für Haker.
Es werden zunehmend Profile gehakt und Daten weiter verkauft….daher lieber Skypen.
Kennen Sie die webbasierte Plattform Doozoo? Von zwei Musiklehren gemacht speziell für unsere Bedürfnisse .Aber kostenpflichtig.
viele Grüße
Ursula
Liebe Ursula,
danke für diesen Tipp! Doozoo sieht in der Tat sehr interessant aus. Das schaue ich mir definitiv an!
Liebe Grüße,
Andrea
Hallo Frau Holzer-Rhomberg und Kollegen,
Ich finde es sehr wichtig, dass auch in dieser Zeit auf Datenschutz geachtet wird. Da sind Zoom und Dropbox nicht unbedingt die beste Adresse dafür. Es gibt sie, die Open Source Alternativen ohne Kommerzielle Hintergründe. Meines Wissens zum Beispiel:
– Für Zoom: Jitsi Meet
– Für Whatsapp: Signal
– Für Dropbox: Nextcloud, owncloud (da gibt es etliche Anbieter in Deutschland, die mit dieser Software arbeiten.)
Wer sich da nochmal einlesen will: https://digitalcourage.de/
Man sollte sich wirklich informieren, was für ein Konzern da hinter den Angeboten steckt. Mit was verdienen die ihr Geld? Mit unseren Daten? Ich finde diese Verantwortung sollten wir für unsere Kinder übernehmen, denn die Daten bleiben oft ewig gespeichert.
Grüße Ute
Hallo Ute,
vielen Dank für Ihren Kommentar und den Link! Whatsapp verwende ich für den Online-Unterricht definitiv nicht. Signal habe ich ausprobiert, die Klangqualität war aber denkbar schlecht. Jitsi-Meet kenne ich noch nicht, werde es aber gleich mal testen. Bin auch gerade auf die Plattform Doozoo aufmerksam gemacht worden. Das scheint mir ein sehr interessanter Tipp zu sein, hab mich gerade ein wenig eingelesen.
Beste Grüße,
Andrea
Liebe Frau Rhomberg,
Ihre engagierten Meldungen zu lesen, ist mir immer eine große Freude!
Habe mir gleich Ihren Tipp bez. „Rhythmusübungen per Bildschirm teilen“ notiert.
Die Skepsis meiner Mit-Kommentatoren bezüglich Umsonstangeboten bei der Datenübertrageng teile ich allerdings.
Besonders problematisch sind Dienste, die auf unser Adressbuch zugreifen – da verkauft man auch noch die Daten seiner Freunde!
Vielleicht möchten Sie ja einmal die Plattform TEAMS von Microsoft ausprobieren,
die von allgemeinbildenden Schulen und auch von meiner Musikschule genutzt wird.Sie ist im „office“-Paket enthalten.
Die Qualität ist hervorragend – Zusammspiel kein Problem – und TEAMS gilt als vergleichsweise sicher.
Mit den bässten Grü+ßen!
Ihr Michael Pöhlmann
Hallo Herr Pöhlmann,
ja, das ist sehr problematisch mit Diensten, die auf das ganze Adressbuch zugreifen. Zoom ist aber „Privacy-Shield“-zertifiziert und müsste damit eigentlich den Regeln der DSGVO entsprechen. Auch finde ich wichtig, dass man – bei jeglicher Form von Online-Unterricht – eine Einverständniserklärung der Eltern einholt. Durch die Warteraumfunktion kann man sich auch vor „ungebetenen Gästen“ schützen. Ich bin allerdings ständig am recherchieren und testen, denn in diesem Bereich gibt es noch einigen Optimierungsbedarf! Werde Microsoft Teams auf jeden Fall testen.
Herzliche Grüße,
Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Andrea,
möchte gerne mal, für die stetig vielen nützlichen Anregungen, meinen herzlichsten Dank sagen, und das nicht nur für die Corona-Zeit.
Zum Thema Datenschutz, meine Meinung dazu ist, mich kümmert das Thema Datenschutz im Moment nicht so viel. Zoom hat versprochen sich an die DSGVO zu halten, nachdem hier auch viele Beschwerden eingingen. Skype ist da nicht besser, im Gegenteil. Ich persönlich bin bei Zoom hängengeblieben, da ich nicht die Zeit und Energie habe hier alle möglichen Atternativen zu probieren. Für mich ist es wichtig, dass es funktioniert, einfach zu bedienen ist und einigemaßen stabil. Das ist bei Zoom gegeben.
Über eine Schülermutter, die bei Microsoft arbeitet, habe ich etwas Einblick in Teams gewinnen können, ist aber nicht besser, nur umfangreicher. Für mich und das was ich benötige aber nicht besser.
Habe nun 35 Schüler, die ich nun wöchentlich im Geigenunterricht bertreue, die Streicherklasse (12 Schüler) ist noch nicht dabei, werde das aber auch demnächst über Zoom probieren. Alle sind bisher glücklich (die viel verwendetet Aussage trifft hier zu „es ist viel besser als nichts“!!) und machen mir kein Problem mit dem Datenschutz. Ein Extremkandidat ist dabei, der mich für Open Sorce Alternativen begeistern möchte, das lehnte ich aus Zeitmangel im Moment ab (im Moment keine Extrwürste, das ist mir zu viel).
Größere Sorge ist die Qualität, diese ist nach meiner Erfahrung vom Gerät und der Stabilität der Verbindung des Gegenüber abhängig. Ich habe teils sehr gute Verbindungen, da kann ich mir einen Unterricht auf längere Sicht gut vorstellen, und ich habe Verbindungen, da höre ich nur verzerrte Töne und auch ein schlechtes Bild, und das jedes Mal. Leider kommt beim Gegenüber von meiner Seite gute Qualität, dadurch können die Eltern nicht feststellen wie grausam das für mich ist.
Hat hier jemand ähnliche Erfahrungen?
Zoom-Einstellungen, die Audioeistellung ist nur über einen Laptop und PC möglich??? Habe hier über iPhones und iPads keine Einstellungen gefunden, ist das richtig? Wenn also der Schüler einer dieser Geräte benutzt bekommt er von mir gute Qualität, ich dagegen höre schlechte Qualität und muss mich teilweise durch verzerrte Bild- und Tonwiedergaben hindurchhören bzw. sehen, das ist im Moment die sehr negative und anstrengende Seite des Online-Unterrichts.
Ich persönlich hoffe, dass bald wieder Normalität einkehrt. Durch die Beschäftigung mit Online-Unterricht sind wir aber jetzt schon eine Erfahrungen reicher geworden. Einige sind ja der Meinung, das wäre Zukunftsmusik im Musikschulalltag. Ich hoffe jedoch das nicht mehr zu erleben zu müssen :-)…..
PS: Liebe Andrea, noch eine Frage,
aus welchem Heft sind die Rhythmusübungen und auch die einfachen Tonfolgen? Kann man die kaufen, oder hast Du diese selbst erstellt?
Vielen Dank schon mal für einen Hinweis.
Vielen Dank an alle für diesen regen Austausch!
Herzliche Grüße
Ursula
Liebe Ursula,
vielen Dank für Deine so ausführliche Rückmeldung! Ja, auch ich hoffe, dass wir bald wieder zum Face-to-Face-Unterricht zurückkehren können!
Die Audio-Einstellungen können tatsächlich leider nur am Laptop konfiguriert werden, nicht an den mobilen Geräten. Es wäre absolut wünschenswert, wenn es ein Tool gäbe, das sowohl dem Datenschutz als auch der Klangqualität gerecht werden würde!
Die Rhythmus- und Blattspiel-Übungen sind aus dem Buch „I can read music“ von Joanne Martin, das es auch digital zu kaufen gibt. Mit diesem Buch habe ich schon im „normalen“ Unterricht gearbeitet und in jeder Lektion den Kindern eine neue Blattspiel- und eine neue Rhythmusübung vorgelegt. Als die Online-Unterrichtszeit begann, habe ich mir das Buch sofort auch digital gekauft, so lässt sich das Blattspiel wunderbar über Screensharing üben.
Herzliche Grüße,
Andrea
Liebe Frau Rhomberg, liebe Kolleginnen und Kollegen,
es ist Gold wert, sich in diesen Zeiten gegenseitig auszutauschen, da für die meisten so vieles neu ist. Einen großen Dank an Sie für u.a. die Veröffentlichung dieses Zoom-Videos, es hat mir nach dem Einarbeiten in einige andere Programme doch einige Zeit an „try and error“ gespart.
Zum Datenschutz der Kontaktdaten unserer Schüler,
ich vermeide bei Zoom die „Kontakte“-Funktion. In der Planung eines Meetings generiert sich automatisch nach klick auf PLANUNG ein Email wenn ein definierter Kalender angegeben ist, ansonsten öffnet sich ein Fenster mit den Zugangsdaten, die ich in ein Email hineinkopieren kann. Die Zugansgdaten kann ich dann direkt aus meinem email Programm, also unabhängig von Zoom an meine Schüler adressieren, sodass bei Zoom keine fremden Kontaktdaten hinterlegt sind. – ob das schon Datenschutz ist, ich denke es ist zumindest eine Trennung zwischen Zoom und den Schülerkontaktdaten.
Der online-Unterricht bietet meines Erachtens Vor- und Nachteile,
Uns ist u.a. ein flexibleres Arbeiten möglich, ein Schüler kann auch 3x /Woche in knappen Sessions seine Fortschritte zeigen und Input bekommen. Ein genaues Arbeiten ist schwieriger, besonders klanglich müssen wir auf bisher aufgebaute Hörerfahrungen zurückgreifen. Die Onlinearbeit erfordert auch sehr wache Schüler – für mich ist diesbezüglich beachtlich, wie eigenverantwortlich mittlerweile viele arbeiten, selbst 4-jährige. Meine Hochachtung vor jung und alt 🙂 !! andere hingegen wollen sich grundsätzlich nicht anfreunden mit dem Musizieren über digitale Medien, was auch für uns zu respektieren gilt.
Eine gute Erfahrung: Ich biete engmaschiger als sonst kleine Werkstattkonzerte an mit 3-5 Schülern, als Ziel, als Plattform, als Treffpunkt mit anderen geigenden Kindern. Viele, besonders meine kleinen Schüler nutzen dies voller Begeisterung.
Herzliche Grüße,
möge uns und unseren Schülern das Analoge und Subtile in all dem Digitalen nicht verloren gehen, um alle Feinheit der Musik – wenn es wieder Zeit ist – unmittelbar strömen zu lassen.
Angelika Fichter
Liebe Frau Fichter,
vielen Dank für Ihren so ausführlichen Erfahrungsbericht! Bei so viel Neuem in unseren Unterrichtsalltag ist es so wertvoll, wenn Leute ihre Erfahrungen und Vorgehensweisen mitteilen, das hilft den Lesern so sehr weiter!
Herzliche Grüße,
Andrea Holzer-Rhomberg