Unterschiedliche Lernstile
Unterschiedliche Lernstile. Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Ein Schüler kann etwas, das Sie ihm vermitteln möchten, einfach nicht umsetzen, obwohl Sie ihm ganz klare Instruktionen gegeben haben und dabei keinen auch noch so kleinen Schritt ausgelassen haben. Instruktionen, die offensichtlich bei allen anderen Ihrer Schüler zum Ziel geführt haben, funktionieren bei ihm nicht. Wie geht es Ihnen da? Fühlen Sie sich frustriert und zweifeln an Ihrer Kompetenz als Pädagoge? Oder werden Sie ungeduldig und nervös? Oder denken Sie sich, jetzt habe ich einmal die Chance zu beweisen, dass ich wirklich gut im Unterrichten bin, indem ich nicht aufgebe und nach weiteren Möglichkeiten der Vermittlung suche?
Unterschiedliche Lernkanäle "bedienen"
Wir können nicht davon ausgehen, dass unsere Schüler auf die gleiche Art lernen wie wir selber es tun. Wenn ich selber einen visuellen Lernstil bevorzuge, tendiere ich vielleicht dazu, die Inhalte meinen Schülern ebenfalls vermehrt in einem visuellen Lernstil anzubieten. Deshalb ist es für uns Instrumentalpädagogen wichtig, sich mit den unterschiedlichen Lernstilen auseinanderzusetzen. Welches Kind lernt über welchen Lernkanal am besten? In den meisten Fällen wird es eine Kombination der verschiedenen Lernstile sein, wobei ein Lernkanal etwas stärker bevorzugt wird. Mit diesem Wissen im Hintergrund können wir im Unterricht sehr flexibel auf die Lernbedürfnisse unserer Schüler eingehen.
Visueller Lernstil
Kinder, die den visuellen Lernstil bevorzugen, lesen gerne. Sie spielen gerne von Noten, sie lieben Blattspiel-Übungen, sie lesen und verstehen Beschreibungen oder auch Bilder von spieltechnischen oder musikalischen Sachverhalten.
Auditiver Lernstil
Auditive Lerner ziehen dem geschriebenen das gesprochene Wort, bzw. dem Notenbild das Hörbeispiel vor. Sie lernen hauptsächlich über das Hören. Sie lieben z. B. Echospiele, musikalische Frage- und Antwortspiele oder musikalische Demonstrationen, Diskussionen über spieltechnische Abläufe.
Kinästhetischer Lernstil
Bezeichnend für den kinästhetischen Lernstil ist das eigene Tun, das Ausprobieren, das Experimentieren. Kinder, die diesen Lernstil bevorzugen, lieben das Improvisieren, auch das Komponieren. Sie brauchen Aktion beim Lernen, sie brauchen z. B. direkte Beteiligung am Herausfinden einer Lösung für ein spieltechnisches Problem.
Wie vorgehen?
Wenn Sie nun an Ihre Schüler denken, wird Ihnen sicher die ein oder andere Lernpräferenz bewusst werden. Da die Lernstile aber meist nicht in „Reinkultur“ vorkommen, ist es auch nicht unbedingt notwendig, den Lernstil jedes einzelnen Schülers genau zu analysieren. Vielmehr soll uns das Wissen um die unterschiedlichen Lernstile dazu anregen, uns möglichst viele unterschiedliche Unterrichtsstrategien anzueignen. So können wir ein und dieselbe Sache auf mehrere Arten den Kindern nahebringen und Verbindungen zwischen den einzelnen Lernstilen herstellen. Je mehr unterschiedliche Vermittlungsmethoden wir zur Verfügung haben, desto zielführender und auch interessanter weil abwechslungsreicher wird unser Unterricht sein.
Was haben Sie für Erfahrungen mit den unterschiedlichen Lernstilen Ihrer Schüler? Wie gehen Sie darauf ein? Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Andrea, so differenziert habe ich noch nie darüber nachgedacht, mein Weg ist auf jeden Fall immer, solange Verschiedenes auszuprobieren bis das Problem gelöst ist.
Du hast mich mit deinen Ausführungen auf eine Idee gebracht. Ich habe ab und zu Kinder und auch Jugendliche, die schon mal losspielen, während ich noch rede. Das nervt ein bisschen. Sie tun es ja nicht, um mich zu ärgern, sondern sind offensichtlich bereits auf einem anderen „Kanal“. Da werde ich in Zukunft etwas aufmerksamer sein und sie erstmal loslaufen lassen.
Lieben Gruß, Irmgard
Liebe Irmgard,
ja, manche Kinder wollen keine langen verbalen Erklärungen, sie lernen eher durch selber Ausprobieren. Wenn dann etwas nicht klappt, kann man immer noch Erklärungen abgeben, dann ist meist auch die Offenheit dafür da. Diese Erfahrung habe ich auch schon gemacht.
Liebe Grüße,
Andrea
Liebe Andrea Holzer-Rhomberg !
Erst einmal ganz herzlichen Dank für die erste Newsletter, die ich bekommen habe !
Für mich ist es wichtig, dass alles, vor allem in den Augen der Kinder, leicht geht.
Wenn etwas mal nicht so gut klappt, lache ich mit dem Kind und nehme es nach außen hin nicht so schwer.
Ich stelle dieses Problem für mich als Lehrer aber erst einmal etwas zurück und entwickle kleine Entwicklungsschritte,
die zur Lösung des Problems führen könnten. Aber so, dass das Kind es nicht merkt.
Meist besteht ein Problem aus mehreren kleinen Problemchen.
Die verpacke ich in nette kleine Übungsstückchen, die dem Kind Spass machen.
Plötzlich geht es dann. Dann sage ich : hahaha, weißt du noch, wie das damals nicht funktionniert hat ?
Und dann sage ich auch gerne noch : weißt du, das Tolle an Dir ist, kaum hat man Dir was erklärt,
schwupps hast du es schon verstanden ! Du bist echt begabt ! Dann strahlt das Kind und fühlt sich gut !
Eine andere Methode ist, dem Kind ohne es auf das eigene Problem aufmerksam zu machen, ein anderes Kind zeigt,
das auch das Problem hat und es bittet, dem mal zu helfen.
Man glaubt gar nicht, wie erfindungsreich Kinder sind, wenn es um das Lösen von Problemen geht .
Und wie von Zauberhand hat das helfende Kind das Problem für sich dann auch noch gleich gelöst und ist sogar noch ganz stolz !
Ganz liebe Grüße von Christine Dreismann !
Liebe Frau Dreismann,
Ihre Vorgehensweise der kleinen Schrittchen („ein Problem besteht aus mehreren kleinen Problemchen“) nimmt den Kindern das beängstigende Gefühl, den großen Berg nicht erklimmen zu können. Die kleinen Schrittchen können mühelos bewältigt werden, und am Schluss hat das Kind dann doch den großen Berg erklommen, ohne von Angst blockiert worden zu sein.
Was für eine gute Idee, das Kind als „Lehrer“ für ein anderes Kind einzusetzen. An der Erklärung des „Lehrers“ sieht man dann sehr genau, was bereits verstanden wurde und wo man eventuell noch nachhaken muss.
Herzliche Grüße,
Andrea Holzer-Rhomberg