Ziele im Instrumentalunterricht
Eine der ersten Aufgaben zu Beginn eines neuen Schuljahres ist es, eine „Bestandsaufnahme“ mit jedem Schüler und jeder Schülerin vorzunehmen, und ganz bewusst neue Ziele für das kommende Schuljahr zu definieren. Das klingt erst einmal einfacher, als man denkt, und es gibt verschiedene Wege, Ziele zu setzen. Man kann sich an eine progressive Repertoireliste bzw. Etüdenliste halten und diese mit den Schülern kontinuierlich „abarbeiten“. Man kann aber auch einen Plan erstellen mit allen Lernschritten und Herausforderungen spieltechnischer Art, einen Plan mit Lernschritten aus der allgemeinen Musiklehre und einen Plan für das Erlernen musikalischer Gestaltung. Sozusagen wie ein großes Mosaikbild mit lauter kleinen Steinen. Jeder Stein ist ein Lernschritt.
Das ganze Bild sehen
Der Pädagoge hat dabei immer das ganze „Bild“ im Blick und wählt für jede Lektion die passenden Mosaiksteinchen aus. Ziel ist es, dass die Schüler mit der Zeit immer mehr Steinchen ins Bild einfügen können und eines Tages auch das ganze Bild erblicken können. Auch wenn es noch nicht ganz vollständig sein sollte, wenn die wesentlichen Steine an der richtigen Stelle liegen, kann man das ganze Bild bereits erahnen.
Mir persönlich ging es beim Lernen lange Zeit so, dass ich zwar durch das Abarbeiten einer Repertoire- und Etüdenliste viele Steinchen zusammen bekam, diese aber irgendwie ohne besonderes System ins Bild eingefügt wurden, sodass ich nicht wirklich das ganze Bild sehen konnte. Das fehlte mir. Erst später, als ich mich äußerst intensiv selber mit der Pädagogik auseinandergesetzt hatte, erschloss sich mir das ganze Bild. Auch wenn da und dort noch ein Steinchen fehlen mag, es ist klar, wie das Bild am Ende aussehen soll.
Persönliche Ziele
Die große Herausforderung im Unterricht ist es definitiv, für jeden Schüler und jede Schülerin die Ziele so auszuwählen, dass die Lernenden mit der Zeit selbst einen Blick für das große Ganze bekommen und dabei motiviert bleiben. Es ist wirklich eine beträchtliche Verantwortung, die jungen Musiker und Musikerinnen gut zu führen. Dazu kommt, dass die Kinder am Anfang sehr unterschiedliche Gründe haben, ein Instrument zu lernen. Auch darauf muss eingegangen werden, denn die Kinder wollen ja dort abgeholt werden, wo sie stehen. Ich kann ein Kind nicht in Wien Hauptbahnhof abholen, wenn es bei der Haltestelle Amberg steht. Von dieser Haltestelle aus lässt sich dann aber ein individueller Lernweg einschlagen, auf dem das Kind in seiner Lern- und Entwicklungskapazität bestmöglich gefördert wird.
Schriftliches Festhalten
Neben der persönlichen Absprache der Ziele mit jedem Schüler möchte ich empfehlen, die konkreten Ziele schriftlich festzuhalten, z. B.
Was ist das Ziel? (Eine neue Spieltechnik, ein konkretes Musikstück, …)
Was brauche ich genau, um dieses Ziel zu erreichen? (Individuelle Übungen, Etüden, musiktheoretisches Verständnis, vorbereitende Literatur, …)
Bis wann möchte ich dieses Ziel erreicht haben? (Termin eines Vorspiels oder einer Prüfung, Semesterende, …)
Gestalten Sie doch mit Ihren Schülern zusammen zu Schulbeginn ein „Ziele-Blatt“, auf dem Sie gemeinsam die Jahresziele festhalten. Dieses Blatt könnte dann auf die Titelseite der Notenmappe des Schülers geklebt werden, sodass es stets präsent bleibt, und die abgestimmten Ziele nicht in „Vergessenheit“ geraten.
Wie gehen Sie in Ihrem Unterricht bei der Zielsetzung mit Ihren Schülern vor? Teilen Sie gerne Ihre Erfahrungen zu diesem Thema mit uns im Kommentar! Nun wünsche ich Ihnen einen guten Start ins neue Schuljahr!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Danke! Gute Idee!
Vielen Dank für diese Starthilfe nach den Ferien.!!! Meine Frage dazu wäre, nach inspirierendem Material, „Kindgerechte“ Etüden, Übungsmaterial, das auch musikalisch ansprechend sind. Mit Sevcik , Pracht Wohlfahrt ect. Etüden hab ich meistens wenig Glück:-)
HG
Es gibt da einiges an Etüdenmaterial, das ich empfehlen kann, z. B. die Superstudies von Mary Cohen, oder Violin Study Time von Paul de Keyser, dann Melodische Etüden von Ramin Entezami, oder die 106 Etüden für den Violinunterricht von Marianne Petersen, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.
Ich denke, darunter finden Sie sicher etwas, das für Ihre Schüler inspirierend wirkt.
Liebe Grüße und viel Erfolg!
Vielen Dank für die Hinweise!! Kann ich einer weiter Spur folgen:-)