Aktive Schüler sind glückliche Schüler
Wann haben meine Schüler am meisten Freude im Unterricht und am Geigenspiel? Diese Frage ist mir in der vergangenen Woche sehr oft durch den Kopf gegangen, weil so viele Kolleginnen und Kollegen mir derzeit von einem großen Motivationsverlust ihrer Schüler berichtet haben. Was motiviert die Kinder? Wann lieben sie den Instrumentalunterricht und das Spielen auf ihrem Instrument denn am meisten? Wann sind sie glücklich mit ihrem Instrument? Je mehr ich über diese Frage nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss: Aktive Schüler sind glückliche Schüler!
Was brauchen unsere Schüler derzeit am meisten?
Die Remote-Learning-Situation stellt uns definitiv vor besondere Herausforderungen, vor allem, weil sie bereits über einen längeren Zeitraum andauert. Auch für die Kinder und deren Familien ist diese Zeit nicht einfach. Deshalb ist es mir ein so großes Anliegen, dass die Kinder Freude am Instrumentalunterricht haben, auch – oder gerade – in der jetzigen Situation. Was brauchen die Schüler denn im Moment am meisten?
Persönliche Zuwendung
Als allererstes würde ich hier die persönliche Zuwendung nennen. Ja, auch wenn man einander nur über einen Bildschirm sieht, kann man trotzdem einen ehrlichen, authentischen persönlichen Kontakt pflegen, Anteil am Leben, an den Sorgen und Nöten der Kinder nehmen. Sie werden jetzt vielleicht einwenden, das sei nicht die Aufgabe eines Instrumental-Pädagogen. Ich sehe bei meinen Schülern aber immer in erster Linie den Menschen vor mir. Und – ich bin mir auch meiner Vorbildwirkung bewusst: Soll das Kind, das vor mir steht (egal ob am Bildschirm oder live) sehen, dass ich frustriert bin und mich hängen lasse, oder soll es sehen, dass ich mein Bestes gebe, um aus dieser Situation etwas Gutes zu machen? Als Instrumental-Pädagoge ist man meist eine sehr wichtige Bezugsperson für seine Schüler und hat Vorbildfunktion, das habe ich sehr oft erfahren.
Kinder in die Aktivität bringen und ermutigen
Ein gut funktionierender Weg, Kinder zu ermutigen und zu stärken ist, sie zu aktivieren. Sie in eine Selbsttätigkeit zu führen. Ihnen immer wieder interessante, kleine Aufgaben zu stellen. Sie im Lernprozess viele Dinge selbst entdecken zu lassen. Das kann sehr spielerisch vor sich gehen, vor allem bei jüngeren Schülern. Es kann aber auch durchaus kognitiv herausfordernd werden, z. B. bei Teenies und/oder bei fortgeschrittenen Schülern. Während ich im Gruppenunterricht die Kinder gemeinsam ein „Lied“ komponieren lasse (dabei lernen sie alles, was man dazu braucht wie: Metrum, Takt, Tonlängen, Tonhöhen, Noten schreiben, usw.), das sie anschließend auch selber spielen können, vertiefe ich mich gemeinsam mit den fortgeschrittenen Schülern z. B. in die vielfältigen Möglichkeiten, eine spieltechnisch schwierige Passage zu üben, oder die stilistischen Merkmale eines Mozart Violin-Konzertes herauszuarbeiten. Da gibt es so viele interessante Dinge zu entdecken. Die Musik ist ein ganzes Universum und man lernt nie aus!
Recherche-Zeit
Ja, es kostet sehr viel Zeit, sich wirklich gut auf den Unterricht vorzubereiten, und auch die Nachbearbeitungszeit ist nicht zu unterschätzen. Unzählige Stunden habe ich erst einmal damit verbracht, die „Technik“ hinreichend zu beherrschen, dass der Unterricht störungsfrei und mit möglichst guter Bild- und Tonqualität ablaufen kann. Gefühlt hunderte von Video-Tutorials gesehen, Artikel gelesen und Tools getestet.
Dann die wichtigste Frage: Wie kann ich den Unterricht didaktisch so aufbauen, dass er sowohl effektiv ist, als auch für das Kind kurzweilig und animierend wirkt? Wie kann ich eine Instrumental-Lektion im Online-Unterricht strukturieren? So viele methodische Möglichkeiten, die man im Präsenz-Unterricht zur Verfügung hat, lassen sich im Online-Unterricht nicht umsetzen. Wie kann ich also die Aufmerksamkeit eines Kindes durch die ganze Lektion hindurch aufrecht erhalten, selbst wenn es mich nur über einen kleinen Smartphone-Bildschirm sieht? (Die meisten meiner Schüler kommen Gott sei Dank über einen Laptop zu meinem Unterricht!) Wie kann ich Situationen herbeiführen, in denen die Kinder selber aktiv werden? In denen ein Kind vertieft in sein eigenes musikalisches Tun ist? Und: Wie kann ich Situationen herbeiführen, in denen auch mal herzhaft gelacht wird? In denen man gemeinsam Spaß hat? Wie kann ich erreichen, dass die Kinder begeistert sagen: „Machen wir nächste Woche wieder so eine Stunde?“
Lernprozess
Natürlich sind nicht alle meine „Ansätze“, die Kinder zu aktivieren, von Erfolg gekrönt. Auch für mich ist es ein riesiger Lernprozess, der mir viel abverlangt. Dennoch möchte ich ihn nicht missen. Wenn ich nach so einem Unterrichtstag Freude in den Gesichtern gesehen habe, und weiß, dass meine Schützlinge wieder aktiv und motiviert in die neue Woche starten, hat es sich mehr als gelohnt. Dann schließe ich – meist zwar müde, aber mit einen kleinen Glücksgefühl im Bauch – meinen Bildschirm!
Wie schaffen Sie es, Ihre Schüler zu „aktivieren“, Ihre Schüler „bei der Stange zu halten“? Jeder animierende und motivierende Unterrichtstipp und jede musikalische Spielidee für das Remote-Learning werden hier von der ganzen Community sehr dankbar angenommen! Sicher haben Sie ebenso viele Stunden in die Recherche all dieser Dinge investiert wie ich, und ich hoffe und wünsche mir für Sie, dass auch Sie – trotz der angespannten Situation – ab und zu dieses „kleine Glücksgefühl im Bauch“ haben! Also: Achten Sie auf sich selber, bleiben Sie guten Mutes und kommen Sie gut durch die nächste Woche!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Frau Holzer-Rhomberg,
ich kann alles, was Sie beschrieben haben zu 100% bestätigen. Wenn die Kinder abwechslungsreich und humorvoll durch den Unterricht geleitet werden, haben Sie große Freude und die Motivation bleibt erhalten.
Abwechslung habe ich in den letzten Wochen dadurch erzielt, dass ich jede Woche ein anderes Thema in den Mittelpunkt gerückt habe: Blattspiel, Klangexperimente, Vibrato, Übemethodik und Improvisation. Das Thema habe ich freitags für die kommende Woche bekannt gegeben und bei jedem entsprechend des derzeitigen Niveaus in der Stunde eingebracht. Das hat die Stunden sehr bereichert und für die kommende Woche immer noch einmal einen anderen Blickpunkt beim Üben aufgezeigt.
Die jüngeren Schüler sind deutlich besser bei der Sache, wenn sie nicht zwischen Notenständer und Bildschirm „switchen“ müssen. Daher arbeite ich hier fast ausschließlich mit geteilten Bildschirmen. Das finde ich im Vergleich zum Präsenzunterricht sogar als Bereicherung. Ebenso wie die Möglichkeit bestimmte Bewegungen der rechten oder linken Hand ganz nah vor der Kamera ausführen zu können und damit den Blick wirklich darauf zu lenken und nicht durch andere Dinge abzulenken.
Bei einigen Schülern habe ich Playalongs eingebracht und vorgeschlagen das Stück zu einem bestimmten Termin mit Begleitung aufzunehmen und mir zu schicken. Aus den Aufnahmen habe ich einen virtuellen Musizierstundenfilm zusammengestellt und für alle frei gestellt. Das hat sowohl vorher als auch danach viel Motivation freigesetzt auch wenn nicht alles immer perfekt war.
Mein Streichquartett habe ich jede Woche in einer Videokonferenz zusammengebracht und wir haben einfache neue Stücke erarbeitet. Jeder spielte seine Stimme vor. Anschließend haben wir Artikulation und Dynamik gemeinsam besprochen und jeder durfte mal „Lehrer“ sein und seine Ideen einbringen. Dann hat jeder seine Stimme aufgenommen und mir zugesandt und Dank eines technisch versierten Sohnes konnten die Stimmen zu einem Quartett zusammengefügt werden.
Die Freude, die meine Quartettschüler beim Unterricht haben, hat mir gezeigt, dass das Treffen anderer Schüler – auch wenn es nur im virtuellen Raum ist- eine enorme Motivationskraft hat. Daher habe ich für die nächste Unterrichtswoche festgelegt, dass die kleinen Schüler nach Klassen sortiert eine Woche Gruppenunterricht haben werden. Für die größeren Schüler gibt es Musiktheorie-Auffrischungsstunden in kleinen Gruppen. Ich bin gespannt, wie sich das auswirkt und was wir dabei erleben werden.
Und wie ich bereits vor einigen Monaten schon einmal hier erwähnt habe, kommen auch „Hörtipps“ sehr gut an und sorgen auf ihre Weise dafür, dass Schüler ihren Horizont an Literatur, Interpreten und Komponisten erweitern können.
Das alles kostet erheblich mehr Energie und Arbeit als sonst. Aber ich merke, dass es auch mich motiviert, mir die Trägheit nimmt, die durch die allgemeine Situation entsteht, und am Ende bei den Kindern wirklich gut ankommt.
Viele Grüße
Sandra Gamberger
Das spricht mir alles wirklich aus der Seele!
Gerade jetzt versuche ich noch mehr, den Kindern „Forschungsaufgaben“ statt Anleitungen zu geben. Sie zu fragen welche Musik sie daheim hören und was sie gerne spielen wollen. Was sie bis nächste Woche „können“ wollen.
Und auch ob sie wieder einen Beitrag für ein Online-Vorspiel haben (das dankenswerterweise eine große Schülerin technisch betreut).
Danke für die ständigen Ermutigungen und Lösungsfindungen!
Angelika Schwab-Orel
Liebe Frau Schwab-Orel,
herzlichen Dank für ihren Beitrag! Ja, kleine Aufgaben statt Anleitungen! Selber etwas herausfinden dürfen motiviert viel mehr als alles nur auf dem Silbertablett serviert zu bekommen, auch wenn das von uns Lehrern nur gut gemeint ist. Ich muss mir das selber auch immer wieder bewusst machen, mich „an meine eigene Nase fassen“!
Liebe Grüße, Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Frau Holzer-Rhomberg, herzlichen Dank für Ihre immer neuen Anregungen und Vorschläge, auch den Kolleginnen vielen Dank! Die Tipps kann man immer wieder gut verwerten. Nein, ich kann mir nicht vorstellen, dass es viele KollegInnen gibt, die so viel Zeit in die Unterrichtsvor- und Nachbereitung investieren wie Sie. Sie haben uns die Arbeit ja schon abgenommen! Ich würde mich freuen, wenn Sie die Kompositions- Gruppenarbeit noch näher erläutern würden.
Hier noch weitere Unterrichts-Auflockerungs-Vorschläge für junge Schüler: ich spiele das Stück des Kindes oder auch eine programmatische Improvisation und das Kind tanzt dazu entsprechend der Musik. Koordinations- und Konzentrationsübungen wie linker Ellenbogen rechtes Knie und umgekehrt, trippeln wie eine Maus oder stampfen wie ein Elefant in einem passenden Rhythmus.Zwischendurch dehnen und strecken. Einen Ton vorspielen und das Kind sucht ihn auf der Geige. Ein Lied spielen, das Kind muss das Lied erraten, dann darf es ein Lied spielen und ich muss es erraten. Töne eines Dreiklangs mit mir gleichzeitig spielen und es sollte immer gut klingen ungeachtet der zeitlichen Verschiebung. Lehrer und Schüler spielen abwechselnd einen Takt oder eine Passage eines Liedes und der Schüler muss mitlesen und den Anschluss finden. Einen Rhythmus oder eine kurze Passage improvisieren und der andere soll es nachspielen. Den Bogen so langsam ziehen wie möglich und die Sekunden zählen. Meine kleinen Schüler dürfen diese Challenge auch immer gewinnen. Danach den Bogen auch so schnell ziehen wie möglich. Augen zu und Fingerbewegungen oder Bogenstrich fühlen.
Für diejenigen, die noch keine Noten lesen können, Lieder aufschreiben mit Zahlen für die Fingersätze in der passenden Zeile anstatt von Noten, jede Saite in einer eigenen Farbe. Für die etwas älteren Schüler habe ich Intonationsübungen entwickelt, in denen die Töne der Resonanzsaiten immer wieder zum Vergleichen vorkommen. Meine großen Schüler, die Abitur mit der Violine machen, sollen mir alle paar Tage Aufnahmen eines vom Blatt gespielten Stückes schicken. Zusammen mit fröhlicher Stimmung und der Anwendung aller anderen Tipps kann man so auch online Begeisterung fürs Musizieren vermitteln.
Herzliche Grüße
Gudrun Huber
Liebe Frau Huber,
vielen Dank für diesen ganzen Fundus an tollen Ideen, den Sie hier mit uns teilen!!!! Und danke für die positive Energie, die Sie mit Ihrem Beitrag verbreiten! Das ist so schön!
Auf die Gruppen-Komposition werde ich dann wohl in einem der nächsten Blogartikel näher eingehen!
Herzliche Grüße,
Andrea Holzer-Rhomberg
Danke, auch mir spricht es wirklich aus der Seele!
Zum Glück freue ich mich auf jede Schülerin/jeden Schüler und ich glaube, es tut ihnen auch gut, dass ich ganz allein für sie da bin während der Unterrichtsstunde. Ich persönlich finde es wichtig, zu fragen, wie es ihnen geht, wie es mit den Schulsachen läuft usw. Eine 12jährige hing vor den Sommerferien total durch und fand, dass wir uns in der letzten Stunde einfach zum Quatschen verabreden sollten, was wir dann getan haben. Ich finde, auch das ist erlaubt und nach den Ferien kamen wir zurück in einen guten Arbeitsprozess.
Was ich jetzt gerade mal wieder ausprobiere ist, dass alle für sich selbst ein Übeprotokoll anfertigen, in dem nicht einfach steht, was sie geübt haben, sondern auch, was schon gut funktioniert und wo sie noch Schwierigkeiten haben UND wo sie im Laufe der Woche Fortschritte merken und – wie die Kollegin oben sagte – was sie als nächstes „können“ wollen. Mal sehen, ob es klappt.
Ich möchte an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank sagen für alle Beiträge und Kommentare. Es zeigt so gut, wie wir Lehrer*innen voneinander lernen können und sollten, um uns immer weiter zu entwickeln.
Irmgard Fliegner
Liebe Irmgard, Du sprichst mir aus der Seele! Es ist absolut wichtig zu wissen, wie es dem Kind geht, und dass man da Anteil nimmt!
Die Idee mit dem Übeprotokoll ist super! Werde ich auch ausprobieren! So toll, was Ihr Kolleginnen und Kollegen alles für gute Ideen da einbringt! Gold wert!!!!
Herzliche Grüße, Andrea
Ich rege das häusliche gemeinsame Musizieren an, wenn andere Familienmitglieder auch ein Instrument spielen. Ich habe vor allem kleine Schüler im Anfängerbereich. Bei vielen entstehen schöne Musizier-Situationen, an denen sie mich über Whatsapp-Videos teilhaben lassen. Das ist überhaupt ein großer Pluspunkt des Online-Unterrichts, dass die Eltern der kleinen Schüler so präsent sind. Immer wieder schreibe ich maßgeschneiderte Begleitstimmen. Diese persönliche „Widmung“ und mein zeitliches Engagement wird von Schülern und Eltern wirklich Wert geschätzt und dankbar angenommen. Besonders die Nachbereitung des Unterrichts ist allerdings sehr zeitaufwendig. Schnell habe ich irgendwas versprochen, ein passendes Lied oder Stück rauszusuchen oder aufzuschreiben, aber lange sitze ich hinterher noch dran, bis die ganze Liste abgearbeitet ist… Und doch denke ich immer mehr: nur so geht es. Mit genau diesem persönlichen Einsatz für jeden einzelnen Schüler erreiche ich sie und kann sie bei der Stange halten. Jeder Schüler soll das Gefühl haben können, dass er genau das bekommt, was er braucht und sich wünscht.
Liebe Andrea, wieder einmal haben Sie mit Ihrem Thema ganz aktuelle Fragen angesprochen und tolle Lösungen aufgezeigt. Herzlichen Dank und viele Grüße, Regine Bubeck
Vielen Dank, Frau Bubeck, für Ihren so herzerfrischenden und ermutigenden Beitrag! Es tut einfach gut, das zu lesen! Ja, es ist viel mehr Arbeit als sonst, aber es lohnt sich sehr! Das ist auch meine Erfahrung!
Herzliche Grüße,
Andrea Holzer-Rhomberg
Ich habe noch etwas vergessen. Eine Übung, die tatsächlich auch mit Zoom funktioniert: Ich spiele ein neues Stück – bzw. eine Passage – ganz langsam, während meine Schülerin dasselbe mit der linken Hand greift und mit der rechten Hand „streicht“, indem sie den Bogen im linken Ellbogen unter der Geige (Haare nach oben) positioniert hat. Kleine eventuelle Zeitverschiebungen spielen da keine große Rolle.
Tschüss und gute Nacht aus Hamburg
Danke für die vielen Anregungen!
Ein Punkt, der vielen Schülern abgeht ist das gemeinsame Musizieren.
Eine Möglichkeit gibt es doch, wenn der Schüler sich selbst stumm schaltet. So können wir bei einem Stück, das der Schüler schon gut spielen kann, gemeinsam musizieren und zumindest der Schüler hört beide Stimmen. Ich spiele rhythmisch ganz stabil (einzählen nicht vergessen) und sehe über die Bogenbewegung, ob es ansatzweise zusammenpasst. Und wenn es einmal nicht klappt, dann amüsieren wir uns auch darüber königlich.
Vielen Dank für diesen Input! Das werde ich gleich ausprobieren!
Liebe Grüße,
Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Frau Holzer-Rhomberg,
Ihnen vielen Dank für die Tipps, und den anderen Kolleginnen genauso!
Gemeinsam spielen mit stummgeschaltetem Mikrofon mache ich auch in Gruppenstunden, jeder darf mal „laut“ sein. Und die Schüler merken dann auch schnell, wo es noch nicht so sicher ist.
Da ich zur Zeit hauptsächlich etwas ältere Schüler habe, ab etwa 13 Jahre, habe ich das nicht endende Thema „Üben“ in den Mittelpunkt des Onlineunterrichtes gestellt.
Die Schüler haben von mit ihre Hausaufgaben, aufgeteilt in die verschiedenen Rubriken wie Bogenübungen, Fingerübungen, Tonleitern etc., bekommen und dazu einen Wochenplan, der wie ein Übetagebuch geführt werden soll. Im Unterricht legen wir Ziele für die Woche gemeinsam fest, und die Schüler überlegen, wieviel Zeit sie zum Üben aufbringen möchten/können.
In der nächsten Stunde schauen wir dann, ob das Ziel erreicht wurde, ob sie mehr oder weniger als geplant geübt haben und was für die nächste Woche anders gemacht werden kann.
Ich möchte damit die Schüler anregen, bewusster zu üben und zu planen und sich selbst Ziele zu setzen, und wenn sie noch so klein sind.
Das ganze stelle ich in eine Cloud, so dass wir das von beiden Seiten bearbeiten können. Ergänzungen und Änderungen der Aufgaben kann ich so leicht in der Stunde eintragen.
Vor der nächsten Stunde kann ich auch schon nachschauen, was mehr geübt wurde oder auch gar nicht. Entsprechend kann ich dann den Unterricht planen.
Zusätzlich sollen mir die Schüler auch einen Tag vor dem Unterricht ein kurzes Video mit einer Aufgabe ihrer Wahl schicken, über das wir dann im Unterricht sprechen. Dabei gehr es auch darum, wie man sich gut aufnimmt. Kameraposition z. B. Denn wenn etwas veröffentlicht werden soll, muss ich oft schöne Beiträge zurückweisen, weil man nichts sieht.
Gerade geht auch unsere Etüden Challenge zu Ende. Drei Wochen hatten sie Zeit, ihre jeweilige Etüde wirklich gut zu üben, Tempo, Bogeneinteilung, besonderes Augenmerk diesmal auf die Bogenwechsel am Frosch. Gemeinsam sprechen wir dann darüber.
Viele Grüße,
Uta Babinecz-Ellwanger
Liebe Frau Babinecz-Ellwanger,
vielen Dank für Ihren so aufschlussreichen Beitrag! Ihre strukturierte Vorgehensweise gefällt mir sehr! Und ganz besonders die Idee mit dem Übe-Wochenplan bzw. Übetagebuch in der Cloud – und somit von beiden Seiten aus einsehbar und bearbeitbar – finde ich sehr nützlich! Auf diese Weise kann der Unterricht wirklich äußerst zielführend geplant werden! Was für eine Cloud-Lösung verwenden Sie dafür, wenn ich fragen darf?
Liebe Grüße,
Andrea Holzer-Rhomberg