Der vielfältige Nutzen eines Übeplans …
Ja, auch die Nutzung eines gut durchdachten Übeplans kann das häusliche Üben sehr positiv beeinflussen. Eltern, die selber nie ein Musikinstrument gespielt haben, sind meist sehr dankbar für eine ganz konkrete Übe-Anleitung zum Üben mit ihren Kindern! Besonders bei jüngeren Kindern, die noch keine Vorstellung davon haben, wie man sinnvoll und effektiv übt, kann dieses „Tool“ wahre Wunder wirken. Natürlich kommt es darauf an, wie der Übeplan gestaltet ist. Der Übeplan für einen 14-jährigen Schüler muss anders gestaltet sein als der Übeplan für ein 6-jähriges Kind. Das versteht sich von selbst.
Konkrete Anweisungen
Je konkreter die Anweisungen sind – besonders bei sehr jungen Kindern – desto besser. Schreiben Sie als Lehrer Ihren Schülern also nicht nur auf, was geübt werden soll, sondern auch wie es geübt werden soll. Besprechen Sie mit dem Kind auch die Spielvarianten und die Anzahl der Wiederholungen einer „schwierigen“ Stelle und notieren Sie diese im Übeplan. So kann das Kind sein Tagespensum beruhigt abschließen, auch wenn die besagte Stelle noch nicht perfekt funktioniert.
Wenn ein Kind im Moment gerade nicht so motiviert ist zum Üben, ist es ein leichter erreichbares Ziel, eine bestimmte Anzahl von Wiederholungen zu absolvieren, als wenn die Mutter sagt „du übst jetzt diese Stelle, bis du sie ohne Fehler spielen kannst!“ So eine Aussage der Mutter kann ganz schön frustrierend sein und Trotzreaktionen hervorrufen. Der Übeplan ist in diesem Fall auch eine Art „neutraler Partner“. Der Übeplan gibt die Aufgabe vor, und nicht die Mutter. Das kann schon ganz viel Konfliktpotential aus der Situation herausnehmen.
Überschaubare Übeziele und Übezeit
Mit einem Übeplan können sowohl die Übeziele und auch die Übezeit für das Kind überschaubar gehalten werden. Selbst wenn das Ziel – „die Stelle gut zu spielen“ – nach dem ersten Übetag noch nicht erreicht ist – nach ein paar Tagen regelmäßigen Übens wird es definitiv erreicht sein!
Außerdem macht es zufrieden, wenn man Aufgaben „abhaken“ kann. Nicht nur uns Erwachsene, auch die Kinder! Wenn man die Gewissheit hat, seine Aufgaben für den Tag erledigt zu haben, ist das doch ein angenehmes Gefühl! Ein Gefühl des „Fertigseins für heute“, des „Erledigthabens“. Die Kinder sollten also von ihren Eltern nicht nur für die Leistung, also nicht nur wenn „die Stelle fehlerlos gespielt wird“, gelobt werden! Sie sollten am Anfang vor allem für ihre Bereitschaft und ihre Anstrengung, täglich zu üben, gelobt werden! Das halte ich für sehr wichtig! Der Übe-Erfolg wird sich nämlich bei täglichem Üben über kurz oder lang allemal einstellen!
Sinnvoll üben lernen
Ein weiterer großer Vorteil eines guten Übeplanes ist, dass die Kinder praktisch „am eigenen Leib erfahren“, wie man effektiv übt. So werden sie mit der Zeit selber erkennen, worauf sie beim Üben achten sollen. Sie lernen, wie sie eine Stelle üben sollen, dass sie danach auch wirklich „funktioniert“. Das problemlose „Funktionieren“ der Abläufe erst gibt ihnen die Freiheit, musikalisch zu gestalten. Erst wenn die Kinder beim Spielen einer Passage nicht mehr mit den spieltechnischen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, ist der Kopf frei für den musikalischen Ausdruck!
Inhalt des Übeplans gemeinsam festlegen
Legen Sie doch mit Ihrem Schüler gemeinsam die Übe-Aufgaben für die Woche fest. Je mehr sich ein Kind selber in diesen Prozess einbringen darf, desto mehr Eigenverantwortung kann und wird es übernehmen. Die gemeinsame Erstellung eines Übeplanes ist die beste Gelegenheit, über sinnvolles und effektives Üben zu sprechen und dies auch gleich auszuprobieren. Das „Erfahren am eigenen Leib“ hat immer die größte Wirkung!
Das gemeinsame Festlegen der Übe-Aufgaben gibt dem Schüler auch das Gefühl, mit dem Lehrer auf Augenhöhe zu sein, in einer Art „Lern-Partnerschaft“. Die Überlegungen, was und vor allem wie geübt werden soll, regen zu eigenständigem Denken und zu Selbstverantwortung an. Die Schüler lernen dadurch, wie sie gezielt und strukturiert an eine Sache herangehen können, um diese schließlich zu meistern.
Verwenden auch Sie Übepläne in Ihrem Unterricht? Was haben Sie für Erfahrungen damit? Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Frau Holzer-Rhomberg,
Ihre Artikel über das Üben finde ich wunderbar und sehr erhellend. Auch Ihre Ausführungen zu anderen Themen lese ich jeden Montag mit Begeisterung. Vielen Dank!
Meinen Schülern, vor allem den jüngeren, male ich jede Woche ins Hausaufgabenheft ganz fix eine Tabelle mitvden Wochentagen, in die sie ankreuzen, wann sie geübt haben. Wie lange, finde ich gar nicht so wichtig. Das habe ich als Kind machen müssen und ich erinnere mich nach 40 Jahren nochcdran, wie unangenehm ich das fand. Die Kreuzchen meiner Schüler haben aber den einen oder anderen schon animiert, ein wenig mehr zu üben als ohne die Kreuzchen. Vor einigen Jahren belohnte ich ab einer bestimmten Anzahl Kreuzchen mit Gummibärchen, das habe ich aber wieder abgeschafft, nachdem herauskam, dass ein Kind der Belohnung wegen schwindelte. Nun wird nur noch gelobt und ich glaube, die Schüler tragen wahrheitsgemäß ihre Kreuzchen ein.
Ich freue mich schon auf Ihren nächsten Blog!
Viele Grüße!
Liebe Frau Krippendorf,
vielen Dank für Ihre schöne Rückmeldung! Ich finde auch, dass es keine Belohnung in Form von Süssigkeiten braucht, um die Kinder zum Üben zu motivieren. Ich denke, der Fortschritt, den die Kinder durch das regelmäßige Üben selbst „erleben“ ist der größte Motivator! Der Übeplan selber soll vor allem die Übe-Aufgaben strukturieren und zu effektivem Üben führen. Bei den Wochentagen können die Kinder entweder Häkchen setzten, Blümchen und dgl. hineineinmalen, oder die für die jeweilige Aufgabe benötigte Zeit eintragen. Die Zeit ist hier weniger als „Muss“ gedacht, sondern eher für die Kinder als Überblick: Wie lange habe ich für diese Aufgabe gebraucht?
Vielen Dank für Ihren Beitrag und herzliche Grüße,
Andrea Holzer-Rhomberg