Die Freuden eines Musikschullehrers …
Nachdem fast immer nur darüber gesprochen wird, wie man dieses oder jenes „Problem“ im Musikschul-Unterricht lösen könnte, möchte ich auch einmal über die „Freuden“ dieses Berufes schreiben.
Heute hatten wir die große Matinee mit unserem Kinderorchester, den Ministrings. Es war ein riesiges Projekt, das mit dieser Matinee einen eindrucksvollen Abschluss fand. Zur Aufführung kam eine wunderschöne, herzerwärmende Geschichte, die ich eigens für die Ministrings vertont hatte. Die musikalischen Themen waren auf alle Instrumentengruppen verteilt, sodass jedes Kind einen anspruchsvollen Part ausführen durfte. Insgesamt kamen zwölf Musikstücke zur Aufführung, die vom Charakter her unterschiedlicher nicht sein könnten. Von elegischen Phrasen über schnelle Passagen bis hin zu experimentellen Einwürfen war alles vertreten. Diese Aufführung war für die Ministrings der krönende Abschluss eines Jahres intensiver Orchesterarbeit.
Gemeinsam über sich hinauswachsen
Wenn man sieht, wie so eine Gruppe junger Streicher zusammenfindet, sich steigert und beim Konzert gemeinsam über sich hinauswächst, ist das eine große Freude. Wie die Kinder hochkonzentriert aufeinander hören und jedes sein bestes gibt! So etwas kommt nicht von heute auf morgen. Da steckt viel Lernwillen, Geduld, Ausdauer und Durchhaltevermögen dahinter. Als Musikschullehrerin freut es mich immer wieder, wenn es mir gelingt, das kleine Pflänzchen der Begeisterung für Musik in meinen Schützlingen so zu hegen und zu pflegen, dass es zu einer schönen großen kräftigen Pflanze heranwächst, die von keinem Wind mehr umgeblasen wird.
Unterschiedliche Stimmungen erzeugen
Es erstaunt mich immer wieder, mit was für einer Neugier und mit was für einem Experimentierwillen sich die jungen Musikerinnen und Musiker auf neue Stücke einlassen. Wie sie sich dem Charakter einer Komposition annähern und lernen, unterschiedliche Stimmungen auszudrücken. Mit wieviel Engagement da musiziert wird! Interessanterweise sind die Lieblingsstücke der Kinder meist jene, die das Herz berühren, nicht die schnellen, effekthascherischen! Wenn die Kinder mit soviel Hingabe musizieren, ist das für mich eine große Freude!
Kreativität
Als Musikschullehrer kann man sehr kreativ arbeiten. Jedes Kind ist anders und lernt auf seine ganz eigene Weise. Da ist viel Kreativität und Methodenvielfalt gefragt. Ob es jetzt darum geht, eine passende Übung für ein spieltechnisches Problem zu erfinden, oder den nächsten Lernschritt in ein kleines Musikstück zu verpacken, hier ist der Musikschullehrer immer wieder gefordert. Vor allem wenn man ein Ensemble leitet, sind grundlegende Kenntnisse im Arrangieren und Komponieren von Vorteil. Auch das ist mir immer wieder eine große Freude, neues, auf die Kinder „zugeschnittenes“ Unterrichtsmaterial zu entwerfen oder für ein Ensemble „maßgeschneiderte“ Spielliteratur zu schreiben. Das ist zwar viel „Extra-Arbeit“, aber wenn ich sehe, mit welcher Freude es von den Kindern angenommen wird, lohnt es sich jedenfalls!
Begeisterung der Eltern
Und – last but not least – gehört es zu den Freuden eines Musikschullehrers, begeisterte Eltern zu sehen! Eltern die sich über die musikalische Entwicklung ihrer Kinder freuen und ihren aufrichtigen Dank und ihre Wertschätzung ausdrücken. Eltern, die spüren, dass dem Lehrer das Wohl und die Entwicklung ihrer Kinder am Herzen liegt. Eltern, die die musikalische Arbeit des Lehrers mit ihren Kindern in jeder Hinsicht schätzen und unterstützen, sei es durch Anteilnahme am häuslichen Üben oder durch die regelmäßigen „Taxi-Dienste“ für ihre Kinder zu den Proben. Man kann den Eltern für diese Unterstützung gar nicht genug danken!
Schöne Momente
Das Ende eines Musikschuljahres hält ja mit seinen Konzerten so viele schöne Momente bereit! Sowohl Schüler als auch Lehrer können sich über die „Früchte der Arbeit“ des vergangenen Jahres freuen. Für mich gibt es nichts Schöneres, als einen jungen Menschen bei seiner musikalischen und persönlichen Entwicklung über mehrere Jahre begleiten zu dürfen! Das ist für mich das Erfüllendste an diesem Beruf, miterleben zu können, wie junge Menschen zu eigenständigen (Musiker-)Persönlichkeiten heranwachsen! Ich habe es noch keine Minute bereut, Musikschullehrerin zu sein!
Was sind Ihre „Freuden“ in Ihrem Beruf als Musikschullehrer/-lehrerin? Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Frau Holzer-Rhomberg,
ich kann nur bekräftigen, was Sie geschrieben haben – das haben Sie wunderbar in Worte gefasst!
Gerne würde ich eine Kleinigkeit ergänzen, die Sie bestimmt auch immer wieder so erfahren:
Eine solch gelungene Aufführung setzt eine große Menge an Energie frei, welche die Schüler, Eltern und auch mich als Lehrer jedesmal noch eine ganze Weile trägt.
Ich versuche, diesen Energieschwall jeweils sehr bewusst zu genießen und ‚einzusaugen‘, da er mir längerfristig viel Kraft verleiht, um auch wieder die Durststrecken durchzustehen und die Anfangsphasen eines Projektes, in denen man oft sehr viel Energie investieren und darauf vertrauen muss, dass alles gut wird.
Je öfter ich diese wertvolle Erfahrung mache, desto leichter fällt es mir, wirklich an das Gelingen eines jeden neuen Projektes zu glauben und aus dieser Zuversicht (und natürlich der Vorfreude auf das nächste schöne Auftrittserlebnis mit den Schülern) die nötige Energie zu ziehen.
Und ich bin mir sicher, dass es den meisten Schülern und Eltern genau so geht und sie dadurch für längere Zeit in ihrem (wie von Ihnen beschrieben) Lernwillen, ihrer Geduld, Ausdauer und ihrem Durchhaltevermögen gestärkt werden.
Diese Woge an Energie vermittelt mir – neben all den anderen von Ihnen beschriebenen Freuden – oft ein ganz großes Glücksgefühl!
An dieser Stelle mal wieder ein ganz großes Danke für die wertvollen Gedanken und Anregungen jeden Sonntag-Abend – übrigens auch eine Freude, die jeder Unterrichtswoche einen kleinen Energieschub verleiht!
Herzliche Grüße
Simone Burger-Michielsen
Liebe Frau Burger-Michielsen,
haben Sie vielen Dank für Ihre ergänzenden Gedanken! Ja, das sehe und „fühle“ ich genau so! Dieser Energieschub ist wirklich der „Motor“ für neue Motivation! Diese Energie lässt uns – trotz des Wissens um die viele Arbeit – immer wieder neue große Projekte starten und auch durchhalten! Und das Schöne daran ist: Nicht nur unsere Schüler entwickeln sich weiter, auch wir Lehrer lernen mit jedem Projekt eine Menge dazu!
Herzliche Grüße,
Andrea Holzer-Rhomberg