Ein Video-Projekt: Erfahrungsbericht
In einem meiner letzten Blogartikel hatte ich davon berichtet, mit meinen Schülern ein Video-Projekt zu realisieren. Da wir seit so langer Zeit keine Konzerte und auch sonst keine Auftritte veranstalten durften, hatte ich meine Schüler gefragt, ob sie Lust hätten, ein Video-Projekt zu machen. Ich hatte da so einiges im Internet gesehen, was ich wirklich sehr inspirierend fand. Es schien mir eine wirklich lohnende Aufgabe zu sein. Also suchte ich ein Musikstück aus, bei dem alle meine Schüler mitwirken konnten, sogar die jüngsten. Ich wählte für unser Video-Projekt das Abendlied aus dem Fiedel-Max, zu dem ich schon früher einmal für einen Auftritt verschiedene Stimmen dazu geschrieben hatte.
Musik mit "Pep"
Da mir die Stimmen und die Begleitung zum Abendlied für unser Video-Projekt etwas zu konventionell, etwas zu „brav“ erschienen, änderte ich sie entsprechend ab und brachte ein wenig „Swing“ in die Musik. So würde das viel besser zu unserem Video passen! Nun schickte ich also allen Mitwirkenden ihre Stimmen und einen Begleittrack dazu. So konnten sie mit dem Begleittrack im Ohr ihre Stimme einspielen, sodass alle dieselbe Stimmung und dasselbe Tempo auf dem Video haben würden.
Materialsichtung
Was für eine Vielzahl an tollen Videos trudelten da der Reihe nach bei mir ein! Meine Schüler und deren Eltern hatten sich wirklich schöne und auch lustige Szenarien ausgedacht! Ich hatte viel Spaß beim Sichten des ganzen Materials. Es war dann aber gar nicht so einfach, diese Videos zusammen zu führen. Manche Videos „funktionierten“ problemlos auf meinem Computer, und ich konnte sie ganz einfach in mein Video-Schnitt-Programm importieren. Andere Videos jedoch konnte ich zwar abspielen, aber sie ruckelten und zuckelten so sehr, dass ich sie leider nicht verwenden konnte. Ich vermute mal, es lag daran, dass sie mit mehr als 30 fps (frames per second) aufgenommen worden waren, vielleicht liege ich da aber auch falsch. Dann gab es noch jene Videos, bei denen ich zwar das Bild sehen, aber keinen Ton hören konnte, und die umgekehrte Version, nur Ton und kein Bild, war ebenso vertreten. Da fielen also schon vereinzelt ein paar Videos weg.
Begrenzte Spuren
Die nächste große Herausforderung war, dass mein Video-Schnitt-Programm in einem Projekt nur 30 Spuren zur Bearbeitung zuließ. Da ich aber von jedem Kind vier bis fünf Videos erhalten hatte, kam ich auf mindestens 100 Spuren. Das Schneiden in einem einzigen Projekt würde sich also auf diese Art nicht verwirklichen lassen. Nach längerem Hin- und Her-Überlegen beschloss ich, für jede Stimme ein separates Video zu erstellen. Bei fünf verschiedenen Stimmen waren das also fünf Videos, die ich erstellen musste. Aus den vielen Aufnahmen auszuwählen war eine sehr schöne und auch amüsante Aufgabe, aber gar nicht einfach! Manchmal fiel es mir richtig schwer zu entscheiden, was ich weglassen musste! Am meisten Konzentration und Ausdauer brauchte ich aber für die Synchronisierung der vielen Tonspuren mit dem Bild, das war in der Tat extrem zeitaufwändig. Wer schon einmal so ein Video geschnitten hat, weiß, wovon ich spreche.
Zusammenfügen
Nun waren also die fünf Videos erstellt, und es ging ans Zusammenfügen. Das Abendlied ist so aufgebaut, dass eine Stimme beginnt, bei der Wiederholung kommt die nächste Stimme dazu, bei der nächsten Wiederholung wieder die nächste Stimme und so weiter, bis am Schluss alle gemeinsam musizieren. Beim Zusammenfügen der fünf Videos musste ich also darauf achten, dass – wenn eine neue Stimme dazu kam – die Audiospuren der vorigen Stimmen trotzdem zu hören waren. Es kam also mit jedem Video noch eine neue Audiospur zu den bereits vorhandenen dazu. So sah man bei jeder neu dazu kommenden Stimme genau jene Kinder im Bild, die diese Stimme spielten, aber auf der Tonspur hörte man immer alle vorherigen Stimmen auch mit, genau so, wie es ja auch bei einem Live-Auftritt gewesen wäre. Natürlich habe ich dann noch darauf geachtet, dass immer jene Stimme, die gerade im Bild gespielt wird, etwas lauter zu hören ist als die anderen.
Vorspann und Nachspann
Nachdem ich also die fünf Videos zu einem einzigen Video zusammengefügt hatte, musste ich nur noch den Vorspann und den Nachspann erstellen. Diese beiden Dateien gestaltete ich mit meinem Grafikprogramm, und fügte sie dann am Anfang und am Ende zum fertigen Video dazu. Nun nur noch ausspielen in einem gängigen Format, und fertig war das Video! Mittlerweile steht es auf der Webseite unserer Musikschule, und auch im You-Tube-Kanal der Schule kann man es finden. Bei meinen Schülern und deren Eltern ist es sehr gut angekommen, und wenn auch Sie gerne einen Blick draufwerfen möchten, hier ist es:
Fazit
Sollten Sie in Erwägung ziehen, auch so ein Video-Projekt anzugehen, möchte ich Ihnen mit auf den Weg geben, auf folgende Dinge zu achten:
- Lassen Sie die Videos möglichst in der gleichen Auflösung und mit der gleichen Bildrate aufnehmen. Es empfiehlt sich eine Auflösung von 1920 x 1080 p und eine Bildrate von 25 fps oder 30 fps. Das kann man bei den heute gängigen Smartphones alles einstellen. Sie werden dann beim Schneiden viel weniger Probleme haben.
- Erinnern Sie vor den Aufnahmen die Kinder noch einmal daran, auch wirklich mit dem Begleittrack im Ohr (über Kopfhörer) einzuspielen. Es gab Kinder, die dachten nicht mehr daran, und spielten ihre Stimme ohne Begleittrack ein. Diese Aufnahmen haben dann im Tempo natürlich nicht gepasst und mussten noch einmal eingespielt werden!
- Achten Sie beim Überlagern der vielen Stimmen darauf, dass der Audiotrack nicht übersteuert wird. Auch das musste ich bei meinem Video noch einmal nacharbeiten.
Das sind wahrscheinlich die typischen „Anfängerfehler“, die ich da beschrieben habe. Wenn Sie also nun Lust bekommen haben, ein Video- oder sonstiges -Projekt mit Ihren Schülern zu gestalten, wünsche ich Ihnen viel Freude und gutes Gelingen! Vielleicht schicken Sie mir ja dann einen Link! Über Ihre Erfahrungsberichte hier im Kommentar würde ich mich jedenfalls sehr freuen! Ich selber lasse mich nämlich auch immer gerne durch das Engagement und die Arbeit anderer inspirieren! So manches meiner Projekte entstand nämlich genau deshalb, weil mich eine Arbeit oder ein Erfahrungsbericht einer Kollegin oder eines Kollegen so inspiriert und ermutigt hat!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Andrea, das ist ein ausgesprochen schönes und stimmungsvolles Video geworden! Ich hatte viel Freude beim Anschauen!
Ganz liebe Grüße aus der Steiermark,
Anna-Magdalena
Vielen Dank, liebe Anna-Magdalena! Das freut mich sehr!
Herzliche Grüße,
Andrea
Liebe Andrea,
vielen Dank für den interessanten Bericht und das überaus lustige und fantasievolle Filmchen! Das ist sooo gut gelungen!!
Es steckt unglaublich viel Arbeit dahinter – hast du deine Arbeitsstunden gezählt? Wir haben in letzter Zeit auch öfter solche Ensemble-Videos gemacht, deshalb weiß ich sehr gut, wie aufwändig das ist! Aber wenn das Ergebnis dann da ist, ist es eine riesige Freude für alle, und die Schüler können ihren Video-Auftritt an ihre Familien und Freunde schicken und sind dann so stolz 🙂
Hier einige Tipps, die wir aufgrund verschiedener Erfahrungen den Schülern und Eltern vorab geben:
1. Begleittrack: Super geeignet sind Bluetooth-Lautsprecher ohne Kabel, wer das nicht hat, kann am besten ein Handy am Körper tragen, von da aus stört ein kleines Kabel nicht (wir tanzen auch gerne dazu – da hatten sich Schüler schon im Kabel verwickelt…).
2. Wer ohrumschließende Kopfhörer benutzt, sollte ein Ohr etwas freilassen, damit er sich selber hören kann (das merken die kleinen Schülerchen nicht und die Eltern oft auch nicht).
3. Wenn man eine Collage machen möchte, ist es manchmal von Vorteil anzugeben, ob im Hoch- oder Querformat aufgenommen werden soll / Ganz- oder Halbkörperaufnahmen.
4. Hatte ich auch schon mal vergessen: Angeben auf welchen Stimmton die Geigen gestimmt werden sollen.
Hier eines unserer Videos:
https://www.youtube.com/watch?v=5PJ1VIC8b9Q
Und hier eines der Bilderbuch-Konzerte unserer Musikschule:
https://www.youtube.com/watch?v=ANVbDvRNOX4
Welch schöne Idee übrigens, dass du deinen Schülern so viel Raum für eigene Kreativität gegeben hast.
Richte Ihnen unbedingt Glückwünsche aus für die tollen Ideen und die schönen Filmchen!
Und herzliche Gratulation an dich für das tolle Gesamtkunstwerk!!
Mit lieben Grüßen
Simone
Liebe Simone!
Vielen Dank für Deine so hilfreichen Tipps! Da merkt man, dass Ihr an Eurer Musikschule mit der Videoerstellung schon sehr viel Erfahrung habt!
Und die beiden Videos sind einfach toll!!!! Hut ab! So gut gespielt von den Kindern, und so schön aufgenommen und zu einem Ganzen zusammengefügt!!! Ganz große Klasse!!!! Herzliche Gratulation!!!!
Ganz liebe Grüße, Andrea
Wow, so ein gute Idee!!!
Sicherlich unglaublich viel Arbeit, die sich aber sicherlich lohnt!
Das schafft ganz sicher einen guten Zusammenhalt innerhalb der Geigenklasse.
herzlichen Dank für diese Anregung!
Vielen Dank!!!
Liebe Andrea,
das Videoprojekt ist sehr gelungen und inspirierend!
Hier ist ein link zu meinem ersten Projekt, das nun allerdings schon zwei Monate zurück liegt:
https://drive.google.com/file/d/1DIEG-9FQgWprB3JfpisE_29HuB-NUBYl/view?usp=sharing
Mittlerweile bin ich besser geworden bei der Videobearbeitung, und das nächste Projekt ist in Planung!
Vielen Dank, Berthilde!
Dein Video-Projekt sieht aber auch sehr hübsch aus!!! Sehr schön gemacht!
Herzliche Grüße,
Andrea
Oh, wie herzerwärmend!
Großartig! Ich bin völlig begeistert!
Cathrin Krippendorf
Danke! Das freut mich sehr!
Liebe Grüße, Andrea
Wunderschön und ermutigend!
Herzlichen Dank!
Eva Röll
Vielen herzlichen Dank!
Liebe Andrea,
tolles Video von Deinen Schülern!Sehr kreative Szenen dabei !!
wir haben in unserer Musikschule den Zeitraum von Weihnachten bis Ostern (nach wie vor waren wir da im digitalen Fernunterricht) genutzt, um mit fast allen Streicherschülern der unteren bis mittleren Stufe ein Gesamtvideo zu machen.
Hier der Link dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=SpwOSHl0KHE
Es hat allen viel Spass gemacht und das Ergebnis hat manche (Eltern….)zu Tränen gerührt.
Wir konnten so auch Schüler/innen mit einbauen, die bisher noch in keinem Ensemble mitgespielt haben.
Hoffentlich ist es bald wieder möglich, richtige Orchesterproben zu machen.
Da wir aber wohl noch eine Weile digital weitermachen müssen, sind weitere Videos in Planung.
Ich hätte noch eine Frage:
Bei manchen Schülern wird es Zeit, das Instrument zu wechseln. Aber welche Kriterien kann man ansetzen, wenn man über das digitale Unterrichten die Größenverhältnisse nicht genau einschätzen kann?
Herzliche Grüße aus Karlsruhe
Susi Holder
Wow, das Charpentier-Video ist toll!!!! Kompliment! Vielen Dank für’s Teilen!
Was das Einschätzen der Instrumentengröße betrifft, kommt es sehr darauf an, aus welcher Perspektive man das Kind mit dem Instrument sieht. Ich würde das Kind bitten, sich so zu positionieren, dass es sich selber auf dem Bildschirm wie in einem Spiegel sieht, und zwar mit der Geige genau parallel zum Bildschirm. So kann man die ganze Länge der Geige von Hals des Kindes bis zur Schnecke sehen. Da lässt sich dann gut feststellen, ob die Geige zu klein geworden ist. Können alle Finger gut aufgesetzt werden? Oder wird bereits mit dem 4. Finger „zu hoch“ gegriffen? Ist der Bogenarm schon so lange, dass es Mühe macht, die Kontaktstelle zwischen Steg und Griffbrett beizubehalten? So hat man ein paar Anhaltspunkte, um die Entscheidung für oder gegen ein größeres Instrument zu treffen.
Herzliche Grüße nach Karlsruhe,
Andrea Holzer-Rhomberg
Alle vorgestellten Videos sind wirklich ganz toll! Herzlichen Glückwunsch!
Liebe Andrea,
Mir fehlen die Worte, so wundervoll und toll dieses Video-Projekt. Ich bin total begeistert, auch wie alles kombiniert ist: mit Freizeit, Spirit, Musik und Lebendigkeit. Es steckt so viel Dynamik und Liebe in diesem Video. Bravo, Bravo! Das war sicherlich ein ganzer schöner Aufwand. Herzliche Grüße aus München, Suzanna
Vielen Dank, liebe Suzanna!
Liebe Andrea,
ich habe mir erst heute dein Video angesehen und sitze hier mit Tränchen in den Augen. Was für ein wunderbares Projekt und tolles Dokument für eine ungewöhnliche Zeit. Man spürt, wieviel Kreativität und Freude du damit bei deinen Schülerinnen und Schülern auslösen konntest. Chapeau.
liebe Grüße
Irmgard
Vielen Dank, liebe Irmgard, das freut mich sehr!
Ganz zu Beginn des ersten Lockdowns habe ich für alle meine Schüler eine Bearbeitung des Pachelbel-Kanons in Kombination mit einem irischen Segenslied (in Anlehnung an einen Bläserchorsatz)arragiert. Die Idee dahinter war, durch das gemeinsame Üben am selben Stück eine Verbindung zu schaffen. Als wir dann wieder Präsenzunterricht hatten, stellte ich fest, dass meine Schüler super geübt hatten und ihre Stimme mit ganz viel Freude spielten. Da aber keine Konzertmöglichkeit in Aussicht war, kam die Idee mit einem Video. Ich hatte damals im Unterricht jeden Schüler aufgenommen. Das hatte den Vorteil, dass die Aufnahmequalität bei allen Schülern gleich war. Andererseits ist das Video aber nicht so lebendig und originell… Hier ist das Video: https://www.youtube.com/watch?v=4hDLQXfVVzo
Viele liebe Grüße, Sigrid Schneider
Vielen Dank, liebe Frau Schneider! So schön, wie die Kinder mit großem Ernst bei der Sache sind!
Herzliche Grüße,
Andrea Holzer-Rhomberg