Haben Sie ein Übe-Notfall-Paket?
Unlängst schrieb mir Maria, eine Leserin meines Blogs, sie sei krank gewesen und musste deswegen den Unterricht mit ihren Schülern* absagen, was sie sehr ungerne tat. Sie schrieb:
„Wenn wir Lehrer einmal krank sind, plagen uns gleich 1000 Gewissensbisse, weil wir unsere Schützlinge dann solange nicht sehen. Ich habe mir deshalb für meine Schüler so eine Art Übe-Notfall-Paket ausgedacht. Eine Mischung aus einfachen Bogenübungen, Geläufigkeit, Lagenwechseln und Lieblingsstücken.“
Ist das nicht eine wundervolle Idee? Kinder, die wöchentlich zum Instrumentalunterricht kommen, verlieren leicht ihren Übe-Rhythmus, wenn der Unterricht einmal ausfällt. Das gilt für krankheitsbedingte Ausfälle der Lehrperson genauso wie für Feiertage oder Ferien. Wenn die Kinder aus der Regelmäßigkeit des Übens „herausgefallen“ sind, ist es meist mit erheblicher Willensanstrengung verbunden, wieder hinein zu finden. Viel einfacher ist es, durchgehend am Ball zu bleiben. Da ist so ein kompaktes Übe-Notfall-Paket wunderbar geeignet, um unterrichtsfreie Zeiten zu überbrücken.
Wie könnte so ein Übe-Notfall-Paket aussehen?
Das hängt davon ab, wie fortgeschritten die Schüler sind. Selbstverständlich kann man nicht jedem Schüler das gleiche „Paket“ mit auf den Weg geben, das versteht sich von selbst. Ich würde ins Übe-Notfall-Paket folgendes einpacken:
- Übungen zur Feinmotorik
- Übungen zu Intonation
- Bogenübungen, Stricharten
- Lieblingsstücke, Repertiorestücke
Feinmotorik
Das kann bei Anfängern der „Bogengeist“ (siehe Fiedel-Max: Vorschule für Violine) sein, diese kleinen Bewegungen der Finger der Bogenhand beim Streichen, sowie eine „Fingergymnastik“, eine kurze Fingerübung für die Schnelligkeit der linken Hand.
Bei fortgeschritteneren Schülern kann das eine Vibrato-Übung sein, die eine gleichmäßige Schwingung trainiert. Es kann aber auch eine Geläufigkeitsübung für die linke Hand sein. Für die rechte Hand könnte es eine bestimmte Strichart sein, oder eine Übung für schnelle Saitenwechsel.
Intonation
Bei Anfängern eignen sich ein- oder zweioktavige Tonleitern mit verschiedenen rhythmischen Mustern sehr gut. Fortgeschrittene Schüler würde ich das Lagenkletterspiel (siehe Fiedel-Max: Violinschule Band 5) spielen lassen. Das ist ein sehr kompaktes und effizientes Intonationstraining. Es kann auch in verschiedenen Tonarten und mit unterschiedlichen Fingerabfolgen gespielt werden.
Bogenübungen, Stricharten
Bogenübungen und Stricharten sollten nach dem Lernstand der Schüler ausgewählt werden. Bereits bekannte Stricharten können verfeinert werden. Der Fokus soll auf geschmeidigen Bewegungen und einer guten Klangqualität liegen.
Lieblingsstücke, Repertoirestücke
Hier dürfen sich die Kinder selber aussuchen, welches Stück sie spielen möchten. Es soll mit Freude musiziert werden, denn das ist doch der Grund, warum die Kinder ein Musikinstrument erlernen!
Kurz und effizient
Die spieltechnischen Übungen des Übe-Notfall-Paketes sollten kurz und effizient sein, sodass die Kinder gut eingespielt sind und Lust aufs Musizieren bekommen. So lässt sich ein Unterrichtsausfall sehr gut überbrücken. Ich werde diese Idee jedenfalls aufgreifen und umsetzen!
Wie würde ein Übe-Notfall-Paket für Ihre Schüler aussehen? Was wäre Ihnen besonders wichtig, da hinein zu packen? Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
*Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wird hier auf die gleichzeitige Verwendung der männlichen und weiblichen Sprachform verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für beide Geschlechter.
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