Intervision in der Musikschule
Was ist Intervision? Intervision ist eine kollegiale Beratung, bei der eine Gruppe beruflich gleichrangig gestellter Personen gemeinsam Lösungswege für konkrete Probleme aus dem Berufsalltag erarbeiten. Die Intervision ist so etwas wie „die kleine Schwester“ der Supervision, bei der aber ein qualifizierter, speziell dafür ausgebildeter Supervisor die Beratung leitet.
Intervision bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, das eigene berufliche Tun zu reflektieren und das eigene Verhaltensrepertoire zu erweitern. Das Wissen und der Erfahrungsschatz aller Gruppenmitglieder kann genutzt werden, um den Umgang jedes einzelnen Teilnehmers mit den beruflichen Herausforderungen zu verbessern.
Wozu Intervision?
Die Arbeit als Musikpädagoge hat unter anderem auch einen sehr starken Beziehungsaspekt. Eine gute Lehrer-Schüler Eltern-Beziehung ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Unterricht gelingen kann. Durch die Vielfalt der aufeinanderprallenden Erwartungen aller Beteiligten kann es hier durchaus auch zu Spannungen oder Konflikten kommen. Daraus folgende Frustrationen und emotionale Überlastungen sind in unserem Berufsfeld keine Seltenheit.
Die Inanspruchnahme von Hilfe bei beruflichen Problemen wird oft gescheut, weil sie vermeintlich einem Eingeständnis des eigenes Unvermögens gleichkommt. In einer Gruppe von Berufskollegen erfährt man aber häufig, dass die anderen Kollegen vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie man selber. Das allein kann schon ganz viel Druck aus der Situation herausnehmen. Durch den Austausch mit wertschätzenden Kollegen findet man viel eher zu einer Lösung eines Problems, als wenn man meint, alles mit sich selber ausmachen zu müssen! Die Themen, die in einer Intervisionsgruppe zur Sprache kommen, sollten arbeitsbezogen sein. Hier einige Beispiele: Reflexion der eigenen Arbeitsweise, Erweiterung des Repertoires an methodischen Vorgehensweisen, Verhalten bei Unstimmigkeiten mit Schülern oder deren Eltern, Verbesserung von Teamarbeit, Hilfestellung für „neue“ Kollegen, uvm.
„Spielregeln“ der Intervision
Die Intervision gleicht zwar einem üblichen kollegialen Austausch, unterscheidet sich von diesem aber durch folgende Kriterien:
- Freiwilligkeit, gegenseitige Wertschätzung der Teilnehmer (keine abwertenden Bemerkungen, …),
- Verbindlichkeit (regelmäßige Treffen, z.B. einmal im Monat),
- Vertrauliche Behandlung (was in der Gruppe besprochen wird, gelangt nicht an die Öffentlichkeit, wird auch nicht außerhalb dieses Raumes weiterdiskutiert),
- Fokussierung auf arbeitsbezogene Themen
Ablauf
Es gibt verschiedene Modelle des Ablaufs einer Intervisionssitzung, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte. Wichtig ist, dass ein Moderator bestimmt wird, der das Gespräch leitet, und der eine wertschätzende Kommunikation sowie das Einhalten einer vorher bestimmten Struktur einfordert. Meist übernimmt bei jedem Treffen ein anderes Gruppenmitglied die Moderation. Dann schildert ein Gruppenmitglied konkret seine Herausforderung. Nach weiteren klärenden Fragen der anderen Teilnehmer werden gemeinsam mögliche praktikable Lösungswege erarbeitet. Zum Schluss wird das Thema mit einer Feedbackrunde abgeschlossen.
Anforderungen an die Teilnehmer
Intervision lässt sich recht unkompliziert organisieren und kann – wenn sie gelingt – zu nachhaltig positiven Veränderungen in Bezug auf Zusammenarbeit im Team der Lehrkräfte führen. Sie kann auch zur Psychohygiene und zur Burnout-Prophylaxe beitragen.
Intervision stellt aber auch hohe Anforderungen an die Teilnehmer: Diese sollten bereits ein gwisses Maß an Kommunikationsfähigkeit, Kooperationsfähigkeit, Vertrauen und Offenheit mitbringen, dass Intervision gelingen kann. Sie ist also wahrscheinlich nicht für jedermann das geeignete „Instrument“.
Chancen und Gefahren
Intervision bedeutet, voneinander und miteinander zu lernen. Sie erweitert die Perspektive. Sie kann die Teilnehmer in herausfordernden Situationen emotional entlasten und zu höherer Professionalität und Handlungskompetenz im Rahmen ihrer beruflichen Arbeit führen.
Eine Gefahr sehe ich darin, dass eine Intervisionsgruppe an einer Musikschule von anderen, nicht daran teilnehmenden Kollegen auch als „Abspaltung“ oder als „Inner Circle“ wahrgenommen werden könnte und dies zu Irritationen oder Verunsicherung im Team der Schule führen könnte.
Haben sie bereits Erfahrung mit Intervision? Gibt es an Ihrer Schule eine Intervisionsgruppe? Könnten Sie sich vorstellen, Mitglied einer solchen Gruppe zu sein? Oder überhaupt nicht? Ich würde mich sehr über einen Kommentar freuen!
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
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