Lieben Ihre Schüler Play-alongs?
Man könnte sagen, wir leben heute im Zeitalter der Play-alongs. Es ist schon fast zur Selbstverständlichkeit geworden, dass beim Kauf einer Instrumentalschule oder eines Buches mit Spielliteratur eine oder mehrere CDs dabei sind. Die Musikstücke sind darauf in mehr oder weniger guter Qualität zu hören. Über den Einsatz dieser Medien im Unterricht gibt es – wie bei anderen Themen auch – geteilte Meinungen. Mir stellt sich hier die Frage: Wie geht man sinnvoll mit diesen Medien um?
Meist gibt es eine Hörversion und eine Mitspielversion, ein sogenanntes Play-along. Auf manchen CDs gibt es sogar noch ein „Schneckentempo“, also eine „Langsam-Mitspiel-Version“.
Hörversion
Für die Kinder ist es auf jeden Fall von Vorteil, wenn sie das Musikstück, das sie gerade spielen, auch in „Vollversion“ – also mit Begleitung – kennen. Gerade bei Schülern mit Melodieinstrumenten wird dadurch auch das Harmonie-Empfinden gefördert. Außerdem animiert eine schöne Einspielung ungemein zum Üben. Auch die Probenarbeit mit einem Korrepetitor gestaltet sich viel effizienter, wenn die Kinder die Klavierbegleitung von der Aufnahme her schon kennen.
Es sollte darauf geachtet werden, dass die Kinder nicht versuchen, das Musikstück ausschließlich über das Gehör zu lernen. Es wäre ein Fehler, aufgrund leichterer Erlernbarkeit eines Musikstückes mithilfe einer CD das Notenlesen und Blattspielen zu vernachlässigen!
Play-alongs
Die Vorteile eines Play-alongs liegen klar auf der Hand: Die Kinder lernen, sich in der Geschwindigkeit, in der Intonation und im Charakter des Musikstückes anzupassen. Dies ist eine sehr gute Vorbereitung auf das Zusammenspiel mit „lebendigen“ Spielpartnern.
Bei den Playalong-Aufnahmen gibt es unterschiedlich gut praktikable. Bei manchen gibt es einen Metronom-Einzähler, bei anderen ein kleines Vorspiel. Wichtig ist jedenfalls, dass das Kind seinen Einsatz gut erkennt. Bei längeren Stücken ist es von Vorteil, wenn es nach einzelnen Abschnitten wieder eine Einsatzmöglichkeit gibt, sodass man auch einzelne Abschnitte separat üben kann.
Bei den Playalongs ist oft das Tempo ein Problem. Hier müssen die „Einspieler“ ein Tempo wählen, das sowohl dem Charakter des Stückes gerecht wird als auch der Spielbarkeit für den Schüler. Es wird nie ein Tempo geben, das für alle passt. Ich erlebe oft, dass ein „flottes“ Tempo ein guter Anreiz für die Kinder ist. Sie möchten unbedingt das Stück auch so schnell spielen können, wie es auf der CD zu hören ist. Hier ist man als Lehrer gefordert, dem Schüler Übetechniken mit auf den Weg zu geben, mit deren Hilfe sie dieses Ziel erreichen. Die Freude und der Stolz bei Erreichen des Zieles ist groß. Es hebt ungemein das Selbstwertgefühl eines Kindes, wenn es durch eigene „Anstrengung“, durch konsequentes „Dranbleiben“, sein Ziel erreicht hat.
Schneckentempo
Auf manchen Playalong-CDs gibt es sogar Einspielungen in einem etwas langsameren Übetempo. Das ist gut für Kinder, die sich durch ein schnelles Tempo eher überfordert als motiviert fühlen. Mit dem etwas langsameren Tempo können auch sie zu einem Erfolgserlebnis kommen.
Interpretation
Grundsätzlich ist es für Kinder wichtig zu wissen, dass die Einspielungen auf den CDs nur eine mögliche Interpretation darstellen. Es gibt so viele Interpretationsmöglichkeiten eines Musistückes, und es macht den Kindern so viel Spaß, einige unterschiedliche im Unterricht auszuprobieren! In meinem Unterricht begleite ich die Schüler daher meistens „life“ am Klavier. Für das Üben zu Hause kann eine Playalong-CD aber eine große Unterstützung sein.
Apps
Mittlerweile gibt es auch Apps, die ein Musikstück in unterschiedlichen Tempi abspielen können. Das wäre für die Kinder sicher kurzweiliger, als mit Metronom zu üben. Ein Beispiel dafür ist Anytune. Vielleicht haben Sie ja schon Erfahrungen damit? Über einen Kommentar von Ihnen würde ich mich sehr freuen!
Ich wünsche Ihnen eine gute Unterrichtswoche!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Frau Holzer-Rhomberg,
die meisten meiner Schüler lieben Play-Alongs sehr, das ist auch einer der Gründe, warum Ihre Hefte in meinem Schülerkreis so beliebt sind.
Zu Beginn meiner Unterrichtstätigkeit gab es diese Begleitaufnahmen noch kaum. Ich war immer frustriert von dem Umstand, dass Kinder „nicht musizierender Eltern“ im Vergleich zu anderen Schülern, die zu Hause vielfache Hilfestellungen beim Üben erhielten, sehr im Nachteil waren.
Deshalb war ich sehr dankbar, dass immer mehr Notenmaterial plus Playalong-CD auf den Markt kam, wie z.B. die Fiedelmax-Schule und -Auftritt.
Die Schüler üben begeistert mit diesen CDs, nutzen diese auch zum Kennenlernen der Stücke, indem sie sie erst mal nur anhören, und häufig verwenden wir die CDs sogar in den Vorspielen anstelle von Live-Klavierbegleitung, da wir oft keinen Korrepetitor zur Hand haben.
Ein echter Nachteil für die Kinder ist momentan noch die Festlegung auf ein oder höchstens zwei Tempi.
Die Empfehlung, Apps zur Tempoanpassung zu nutzen wie z.B. Anytune (leider nur verfügbar für Apple), Speedshifter (bei ABRSM verfügbar für alle Betriebssysteme) oder Music Speed Changer (Android), haben einige Schüler mit großer Begeisterung und deutlichem Übeerfolg aufgegriffen, bei vielen scheitern die Bemühungen jedoch an mangelnden Technik-Kenntnissen oder an mangelnder Zeit, da man sich eben doch erst etwas in die neuen Möglichkeiten hineinvertiefen muss, bevor man sie zügig nutzen kann (das gilt übrigens in erster Linie auch für mich als Lehrer und Kaum-Computer-Kenner).
Einige Verlage liefern anstatt der beiliegenden CD nur noch einen Code mit, mit welchem man die Playalong-Aufnahme herunterladen kann. Wenn der Verlag auch noch eine benutzerfreundliche App damit verbinden könnte, die für alle Computer-Laien einfach zu bedienen wäre, wären vielleicht alle bisherigen Playalong-Probleme gelöst.
Meine Erfahrungen mit den Playalong-CDs:
Die Schüler
– können damit sehr viel besser an ihrer Intonation arbeiten,
– Rhythmus-Probleme lösen,
– lernen das Tempo zu halten,
– lernen das Durchspielen ohne ständiges „Herumradieren“ und
– das Wiedereinsteigen nach einem eventuellen Rausfliegen (ideale Vorbereitung auf das Orchesterspiel),
– können mit der entsprechenden App wie mit einem Metronom von langsam bis schnell üben, außerdem mit den Möglichkeiten von „Loops“ (Übeausschnitten, die wiederholt werden) einzelne Stellen herausüben,
– haben ein klangliches Vorbild,
– lernen die Begleitung kennen und mitverfolgen,
– können zu Hause und überall kleine Konzerte geben (z.B. verwenden meine Schüler die CDs auch gerne für ihre Vorspiele in der Schule oder beim Geburtstag der Oma),
– die CDs wirken sehr motivierend,
– aus den „geübten Tönen“ wird schneller „gefühlte Musik“.
Vielen Dank für Ihr Interesse an den Erfahrungen, die wir Lehrer mit den Begleit-CDs machen. Es wäre super, wenn sich die Playalongs noch so weiterentwickeln ließen, dass sie ein wirklich uneingeschränkt nützliches Hilfsmittel für das Üben zu Hause werden.
Vielleicht haben Sie die Möglichkeit, mit Ihrem Verlag zusammen eine solche Variante zu entwickeln?
Herzliche Grüße
Simone Michielsen