Lob im Instrumentalunterricht
Kennen Sie es auch, dieses strahlende Lächeln im Gesicht eines jungen Schülers, wenn Sie ihm sagen, dass die Bogenhaltung diesmal besonders gut war? Ja?
Kinder lieben Lob. Es bestärkt sie in ihrem Tun, in ihren Bemühungen. Lob kann ein sehr großer Motivator sein. Es drückt Anerkennung aus. Es hilft den jungen Menschen, Selbstvertrauen aufzubauen und auf lange Sicht ein gutes Selbstbild zu entwickeln. Lob wirkt auch im Instrumentalunterricht sehr unterstützend, wenn es konkret formuliert und ehrlich eingesetzt wird.
Ehrliches Lob
Kinder erkennen nämlich sehr gut, ob ein Lob der Wirklichkeit entsprechend war oder nicht. Da haben sie ganz feine Sensoren. Ein nicht ehrlich gemeintes Lob kann mehr Schaden anrichten, als man denkt. Es kann die Vertrauensbasis zwischen Lehrer und Schüler empfindlich stören. Man sollte sich als Lehrer schon die Mühe machen, sich zu überlegen, wofür konkret und wie man seine Schüler lobt. Ein „gut gemacht“ ist zu vage, damit kann ein Kind meist nicht viel anfangen. Außerdem war ja vielleicht nicht alles gut, und dann wirkt das Lob unglaubwürdig! Loben Sie ganz gezielt das, was wirklich gut war.
Konkretes Lob
Artikulieren Sie ganz eindeutig, was Ihr Schüler gut gemacht hat. „Dein Martélé in Takt 3 war sehr gut, der Akzent war kraftvoll und der Ton klar.“ Bei so einer Aussage versteht der Schüler genau, was gemeint war. Er fühlt sich ernst genommen. Das ist ein ehrliches Feedback. Und – es gibt IMMER etwas zu loben! Selbst wenn z. B. in Takt 5 die Intonation völlig daneben gewesen sein mag, das Lob für Takt 3 ist trotzdem ehrlich gemeint und glaubwürdig!
Kein „aber …“
Lassen Sie dieses Lob nun für sich alleine stehen und sagen sie nicht: … „aber die Intonation in Takt 5 …“. Dieses kleine unscheinbare Wörtchen „aber“ kann das aufrichtige Lob von vorher komplett zunichte machen! Lassen Sie deshalb die Aussage mit dem Lob für sich alleine stehen. Das vermittelt dem Schüler: Ein Aspekt war bereits sehr gut, an anderen muss noch gearbeitet werden. So fühlt sich das Kind bestärkt und ist offen für weiteres Lernen und Üben. Wenn etwas noch verbessert werden soll, formulieren sie es einfach in einem neuen Satz: „Lass uns jetzt den Takt 5 noch einmal spielen und genau zuhören, ob alle Töne stimmen.“ Das Lob von vorher wird dadurch weder geschmälert noch entkräftet!
Eine Sache fokussieren
Legen Sie nun bei der Weiterarbeit mit Ihren jungen Schülern den Fokus immer auf einen Aspekt, nicht auf fünf Dinge gleichzeitig. Natürlich sieht man als Lehrer – vor allem bei Anfängern – immer ganz viele Sachen, die zu korrigieren wären: Ungünstige Haltung, unsaubere Intonation, unkorrekter Rhythmus, Bogen streicht schief, usw.
Die Versuchung, alles auf einmal korrigieren zu wollen, ist groß. Das würde aber keinen Sinn machen, da würden wir die Kinder hoffnungslos überfordern und frustrieren. Auf lange Sicht ist es viel effizienter, den Fokus auf einen Aspekt nach dem andern zu richten, als an 5 „Baustellen“ gleichzeitig zu arbeiten.
Haben Sie sich auch schon Gedanken gemacht über die Art und Weise des Lobens im Instrumentalunterricht? Teilen Sie uns doch Ihre Meinung darüber und Ihre Erfahrungen damit in einem Kommentar hier mit!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Frau Rhomberg!
Ein großes Lob für Ihren analysierenden Blick, Ihre Großzügigkeit, diese Erkenntnisse und Erfahrungen zu teilen und Motivation zu geben, Neues zu probieren und in der Hintergrund Gerücktes wieder aufzugreifen!
Vielen Dank! Das freut mich sehr!