Musikstück-Auswahl für die Sommerferien
Das Schuljahr geht mit Riesenschritten dem Ende zu. Bei uns in Österreich sind die Sommerferien sehr lang. Wie kann man diese lange unterrichtsfreie Zeit überbrücken? Was kann man als Lehrer tun, um die Schüler auch in den Sommerferien zur Beschäftigung mit ihrem Instrument zu animieren? Wie wäre es mit einer individuell ansprechenden Musikstück-Auswahl?
Natürlich darf man auch einmal Pause machen, aber gleich neun Wochen lang? Ist das wirklich sinnvoll? Stellen Sie sich vor, ein Kind rührt sein Streichinstrument den ganzen Sommer lang nicht an. Was wird das wohl für Auswirkungen haben? Erstens wird es sich schwer tun, im Herbst wieder in eine Übe-Routine zu kommen. Zweitens wird es vieles, was es bereits konnte, wieder „vergessen“ haben. Besonders bei Kindern, die ihr Instrument noch nicht sehr lange spielen, macht sich das bemerkbar. Wir sollten also dafür sorgen, dass unsere Schüler auch in den Sommerferien immer wieder gerne zu ihrem Instrument greifen und musizieren.
Musikvergnügen im Sommer
Es gibt heutzutage viele Möglichkeiten für Kinder, auch in den Sommerferien viel Freude am Musizieren zu erleben. Angefangen von Musizierwochen mit Orchesterspiel oder Kammermusik an besonderen Orten über Privatunterricht bis zum Besuch von Jugend- und Meisterkursen bei bekannten Musikerpersönlichkeiten. Ausschlaggebend für die Beschäftigung mit dem eigenen Instrument in den Sommerferien ist aber auch – neben oben genanntem – eine ansprechende Musikstück-Auswahl für den Sommer.
Kriterien für die Musikstück-Auswahl
Wie kann man nun Literatur auswählen, die gerne gespielt wird? Welche Literatur für welches Kind? Ich denke, das hängt sehr stark von der Persönlichkeit des einzelnen Schülers ab. Für ein ausdauerndes und ehrgeiziges Kind wähle ich sicher andere Musikstücke aus als für einen ungeduldigen „Wirbelwind“! Hier ein paar Beispiele für verschiedene „Schüler-Typen“ und meine Gedanken zur passenden Musikstück-Auswahl:
Der „Freude am Neuen“-Typ
Dieses Kind liebt es, neue Musikstücke zu erkunden. Es übt vielleicht nicht jedes Stück bis zur Perfektion, sondern lernt durch die Vielfalt der Stücke. Diesem Kind stelle ich meist eine ganze Liste an Musikstücken unterschiedlichen Charakters aber in ungefähr demselben Schwierigkeitsgrad zusammen, sodass es genug „Futter“ für einen langen Sommer hat. Die Musikstücke dürfen durchaus auch umfangreich sein und sollten viele Möglichkeiten für differenzierten musikalischen Ausdruck bieten. Im Herbst höre ich mir selbstverständlich alle geübten Stücke an!
Der „liebt Herausforderungen“-Typ
Dieses Kind liebt nicht nur Neues, sondern liebt es auch, seine Grenzen zu erweitern. Es hat einen sportiven Geist, ist ehrgeizig und bleibt beharrlich an einer Sache dran. So ein Kind ist auch gewillt, technische Übungen und Etüden zu absolvieren, um das herausfordernde Stück seiner Wahl erlernen zu können. Mit diesem Kind zusammen wähle ich ein oder mehrere spieltechnisch herausfordernde attraktive Musikstücke aus, die es gerne spielen möchte. Dann stelle ich ihm ein individuelles kleines aber feines Technikprogramm zusammen, das alle spieltechnischen Herausforderungen zur Bewältigung dieser Musikstücke trainiert. Dieses Vorgehen hat mir im darauffolgenden Herbst schon so manche höchst erfreuliche Überraschung beschert!
Der „ungeduldige Wirbelwind“-Typ
Sicher haben Sie auch so einen „Wirbelwind“ in Ihrer Klasse. Er möchte alles sofort können. Wenn etwas schwierig ist oder mehr Ausdauer benötigt, driftet er gleich ab und verliert das Interesse. Für dieses Kind suche ich vor allem kurze und vom Charakter her vielseitige Musikstückchen aus, die spieltechnisch keine großen Hürden beinhalten. Dieses Kind braucht ein schnelles Erfolgserlebnis, um die Freude an der Sache zu behalten.
Die spieltechnischen Hürden behalte ich mir für die Zeiten des regelmäßigen Unterrichts vor, wo ich Woche für Woche gezielt, konsequent und in kleinen Schritten das Kind zur Weiterentwicklung der Spieltechnik und somit zum Erfolgserlebnis führen kann.
Sicher gibt es noch viele andere „Schülertypen“, keine Frage. Unsere Aufgabe als Lehrer – wenn und das Weiterkommen unserer Schützlinge am Herzen liegt – ist es, für jeden von ihnen ein individuelles kleines aber ansprechendes Programm zusammen zu stellen, sodass die Kinder auch im Sommer ihre Freude am musizieren haben können!
Haben sie die Musikstück-Auswahl für Ihre Schüler für die kommenden Sommerferien bereits getroffen? Nach was für Kriterien gehen sie vor? Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Frau Holzer-Romberg,
bei uns in Hessen haben die Ferien schon begonnen… ihre Liste nach Charakteren geordnet ist prima, vielen Dank! Haben Sie so etwas zufällig auch für die Bratschen? 😉
Einen schönen erholsamen Sommer wünscht B. Lang
Vielen Dank Frau Lang, einen schönen Sommer und liebe Grüße nach Hessen! Dann werde ich die Bratschenliste wohl in einem Newsletter vor den nächsten Ferien schicken! 🙂
Schönen guten Morgen Frau Holzer- Rhomberg!
Ich möchte mich ganz herzlich für die vielen guten Anregungen und Tipps während des ganzen Schuljahres bei Ihnen bedanken!!
Ich unterrichte beinahe 40 Jahre an unserer Musikschule in Pöllau, alternierend auch ihr Schulwerk und hab beinahe alle ihrer Ensemblestücke im Laufe der Jahre aufgeführt.Ich tue das noch immer mit dem gleichen Herzblut wie zu Beginn und freu mich jeden Woche über ihre Post.
Viele ihrer Gedanken sind für mich selbstverständlich und ich praktiziere sie schon lange, aber es sind immer wieder neue Anstösse, Ideen und Lösungsmöglichkeiten für die ganz“gewöhnlichen“ Probleme, die mich begeistern.Ich bewundere ihre Konsequenz, Verlässlichkeit und wünsche ihnen mit einem großen DANKE SCHÖN einen erholsamen Sommer, mit viel Zeit für die Seele.
Ganz herzlich Anneliese Rechberger
Vielen Dank Frau Rechberger! Das freut mich sehr! Auch ich wünsche Ihnen einen schönen Sommer!
Liebe Grüße,
Andrea Holzer-Rhomberg