Noten lesen lernen – aber wie?
Was ist die beste Methode zum Noten lesen lernen? Wie lernt ein Kind möglichst schnell und nachhaltig Noten lesen, sodass es vom Blatt spielen kann? Gibt es eine „beste Methode“?
Meistens haben Instrumentalschüler an Musikschulen nur einmal pro Woche ihren Instrumentalunterricht, und das oft nur für die Dauer einer halben Stunde. In dieser begrenzten Zeit sollen sowohl spieltechnische Fertigkeiten als auch allgemein musikalische und musiktheoretische Inhalte vermittelt werden. In all diesen Lern-Bereichen sollen sich die Kinder ja möglichst gleichmäßig weiterentwickeln.
Spieltechnische Fertigkeiten
Musikpädagogen sind heutzutage im Bereich der Vermittlung der Spieltechnik am Instrument sehr gut ausgebildet. Hier gibt es auch mittlerweile eine Menge an Instrumentalschulen, die eine ganzheitliche Herangehensweise beim Erlernen eines Instrumentes anregen. So können die oft sehr komplexen Bewegungsabläufe – speziell beim Erlernen eines Streichinstrumentes – spielerisch ausprobiert und geübt werden. Die Kinder sind dadurch schon nach relativ kurzer Lernzeit in der Lage, kleine Musikstücke zu spielen. Wie sieht es aber mit dem Noten lesen aus?
Notenschrift
Unsere Notenschrift ist für Kinder erst einmal etwas sehr Abstraktes: Eine Menge von Symbolen, die etwas über hörbare Phänomene wie z. B. Tonlänge oder Tonhöhe u.a. aussagen. Auch hier ist es wichtig, dass die Kinder diese „Phänomene“ erst einmal erfahren und spüren lernen. Was ist der „Puls“ einer Musik? Was heißt eigentlich „hoch“ und „tief“? Wie klingt ein hoher Ton, wie sieht er auf dem Notenbild aus und wo spiele ich ihn auf meinem Instrument? Es kann für Kinder ziemlich verwirrend sein, wenn ein hoher Ton z. B. im Notenliniensystem weit oben steht, aber beispielsweise auf dem Cello weit unten auf dem Griffbrett (in Richtung Steg) gespielt wird.
Verschiedene Lerntypen
Manche Kinder sind verstärkt visuelle Lerntypen. Hier eignen sich z. B. Spiele mit Notenkarten gut zum Üben. Andere sind eher „Bewegungstypen“. Auf dem Boden ausgelegte Notenlinien wirken da oft Wunder. Die Kinder können sich auf eine Linie stellen oder in einen Zwischenraum und so die „Plätze“ der einzelnen Noten erfassen. Für auditive Lerntypen eignen sich sprech- und singbare Silben wie Rhythmussprachen und Solmisation besonders gut.
Auf das „Begreifen“ sollte unbedingt eine Übe-Phase folgen. Mit einfachen rhythmischen Mustern kann man z. B. Frage und Antwortspiele oder kleine Improvisationen durchführen. Solmisationsübungen eignen sich hervorragend zur Entwicklung einer klaren Tonhöhenvorstellung. Durch das wiederholte Anwenden des Neuerlernten in immer wieder anderen Varianten wird dieses verinnerlicht.
Noten schreiben
Nach der Übephase geht es an’s Aufschreiben. Das Aufschreiben rundet den Lernprozess ab, beschließt ihn sozusagen. Wenn Kinder in der Lage sind, die Rhythmen, die sie sprechen können, bzw. die Silben, die sie singen können, auch aufzuschreiben, dann können sie diese auch von einem Notenblatt ablesen bzw. abspielen. Durch das Aufschreiben der Noten lernen die Kinder also, Noten auch vom Blatt zu lesen und zu spielen. Und durch das vorherige Erfahren und Üben verstehen sie auch, was sie da aufgeschrieben haben. Je eher die Kinder in der Lage sind, vom Blatt zu spielen, desto schneller kommen sie dann auch im Instrumentalunterricht voran.
Wie baue ich das in den Unterricht ein?
Wenn Instrumentalschüler an der Musikschule keinen ergänzenden Musikkunde- oder Musiktheorieunterricht haben, ist es die Aufgabe des Instrumentallehrers, diese Inhalte in den Unterricht miteinfließen zu lassen. Es empfiehlt sich, dies ganz regelmäßig in jeder Lektion zu tun. Ich mache das sehr gerne gleich am Anfang einer Unterrichtseinheit zum Einspielen bzw. „Einhören“. Da werden z. B. Rhythmen vor- und nachgespielt, in Rhythmussprache übersetzt und aufgeschrieben, Solmisationssilben gesungen und gezeigt, dann gezeigt und gespielt, … Man kann sich immer wieder neue Varianten ausdenken. Das bringt Abwechslung und führt zu Flexibilität.
Vorteil
Die Kinder haben nach so einem Stundenbeginn wache Ohren und einen wachen Geist. Sie sind wirklich präsent, nicht nur körperlich anwesend. Sie sind bereit, sich auf etwas Neues einzulassen, etwas Neues zu lernen.
Und noch etwas ist mir aufgefallen: Das Selbstwertgefühl der Kinder steigt sichtlich an, wenn sie diese kleinen immer wieder neuen Herausforderungen bewältigen! Das ist ein wunderbarer Nebeneffekt.
Fazit
Noten lesen lernen ist für das Erlernen eines Musikinstrumentes wichtig, das wissen wir alle. Eine „beste“ Methode dafür gibt es wohl nicht, da die Menschen ja sehr unterschiedlich sind und unterschiedlich lernen. Bieten Sie Ihren Schülern viele verschiedene Lernmöglichkeiten an, sodass jeder Lerntyp angesprochen wird – Abwechslung macht den Unterricht interessant und hält die Kinder aufmerksam. So kann auch das Noten lesen lernen für Kinder zu einer spannenden Sache werden. Bleiben sie konsequent dran, es lohnt sich!
Was für Erfahrungen haben Sie in Ihrem Unterricht mit den Notenlesekompetenzen und dem „Notenleselernwillen“ Ihrer Schüler? Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen!
Schöne Sache, die Du da machst!
B
Danke, es freut mich, wenn es Dir gefällt!
Super Tipps, vielen dank dafür 🙂
Gerne!