Saubere Intonation in der 1. Griffart: Teil 1
Das Erlernen einer sauberen Intonation innerhalb der 1. Griffart gehört zu den zentralen Themen im Anfänger-Unterricht. Selbstverständlich kann man am Anfang Klebestreifen (wie Bünde bei einer Gitarre) oder Klebepunkte am Griffbrett anbringen, um den Kindern eine kleine Orientierung zu geben. Damit ist es aber nicht getan. Diese Hilfsmittel sind rein optischer Natur. Sie können zwar auch eine Hilfe für den Tastsinn und das Bewegungsgedächtnis sein, aber sie gehen an der wichtigen Aufgabe vorbei, das Gehör zu trainieren. Sie sollten daher nur unterstützend angewendet werden, immer in Kombination mit bewusstem Hören.
Lieder im Fünftonraum
Als gute Übung für die Tonhöhenvorstellung – noch bevor man Töne auf dem Griffbrett greift – erweisen sich die Lieder aus der Fiedel-Max-Vorschule, die zum Erlernen der Geigen-(/Bratschen-) und Bogenhaltung sowie der ersten Spielbewegungen am Instrument gesungen werden. Diese Lieder sind hauptsächlich im Fünftonraum geschrieben, sodass die Kinder in diesem Tonraum bereits einen klare Tonhöhenvorstellung entwickeln.
Solmisation
Wer mit Solmisation etwas vertraut ist, hat ein wunderbares Mittel an der Hand, um mit den Kindern genaues Hören und Intonieren zu üben. Auch wenn die Kinderstimme zu Beginn den angestrebten Tönen noch nicht ganz folgen will – mit ein bisschen Übung klappt es immer besser. Solmisation schult in hohem Maße das innere Hören, das wir für eine saubere Intonation so dringend benötigen.
Saubere Intonation durch Vor- und Nachspielen
Geht es nun ans Greifen der ersten Töne auf dem Griffbrett, ist Vor- und Nachspielen eine sehr nützliche Methode, um saubere Intonation zu trainieren. Ich beginne immer mit sehr kurzen Sequenzen, z. B. Do Do Re Re (also leere Saite, 1. Finger). Wir suchen uns einen „Puls“ aus und wählen einen Takt, z. B. einen 4/4-Takt. Wir können den Puls durch „auf der Stelle gehen“ darstellen oder alternativ auch ein Metronom verwenden. Wir spielen zu Beginn nur mit zwei Tönen, z. B. Do und Re, es könnten aber genau so gut die Töne So und Mi sein, je nachdem, welche Finger das Kind zuerst aufsetzen lernt. Nun werden mit diesen zwei Tönen unterschiedliche rhythmische Motive aus Viertel- und Achtelnoten gespielt. Jeweils nur einen Takt lang. Der Lehrer spielt, der Schüler spielt nach. Dabei wird ganz genau zugehört und verglichen. Dann kann man das „Spiel“ auch umkehren: Der Schüler spielt, der Lehrer spielt nach. So kann man nach und nach immer mehr Töne auf einer Saite dazu nehmen. Das kann man auch „Rücken an Rücken“ spielen, sodass der Nachspieler nicht sieht, welche Finger der Vorspieler verwendet hat. Solche „Spiele“ machen den Kindern unglaublich Spaß und fördern sehr stark die Aufmerksamkeit.
Für das Üben zu Hause ...
Das klingt ja alles sehr schön, werden Sie jetzt denken, doch wenn das nur einmal pro Woche im Unterricht stattfindet, ist das zu wenig. Ja, da haben Sie völlig recht. Aber wie sollen die Kinder das daheim üben?
Jeder von uns hat ein Mobiltelefon mit Aufnahmefunktion. Es kostet nur ein paar Minuten Zeit, das Metronom einzuschalten und so eine kleine Sequenz – einen Takt spielen – dann kommt ein Takt Pause für das Kind zum Nachspielen – aufzunehmen. Diese kleinen Sequenzen können Sie immer wieder verwenden, für neue Schüler, oder zum Auffrischen zwischendurch. Sie schulen ganz verlässlich das Gehör. Hier ein Beispiel, das ich extra zu Demonstrationszwecken aufgeschrieben habe. Es genügt aber – wie gesagt – eine kleine, unkomplizierte Audiodatei.
Nächste Woche werde ich mich der Flexibilität der Finger in der 1. Griffart widmen. Bis dahin wünsche ich Ihnen eine gute Zeit und viel Freude mit Ihren Schülern!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Andrea,
vor nunmehr 12 Jahren habe ich ein Heft mit 2 CDs zu diesem Thema herausgebracht. Es heißt „hör hin spiel nach“ – kleinschrittige Intonationsübungen zum Einspielen, erste Griffart. Man findet es im Internet mit einigen Noten- und Hörbeispielen. Ist technisch natürlich überholt, weil kaum noch jeder einen CD-Spieler hat usw. Sollte es dich dennoch interessieren, schicke ich dir gerne ein Exemplar zu.
Bin sehr gespannt auf deinen Beitrag nächsten Sonntag!
Viele Grüße aus Hamburg, Irmgard
Liebe Irmgard,
ja, das würde mich sehr interessieren! Du könntest das doch digitalisieren und so für Deine Schüler weiter verwenden!
Herzliche Grüße, Andrea
Liebe Andrea,
schreib mir bitte noch, an welche Adresse ich das Heft senden soll.
Digitalisierung: du hast natürlich Recht. Ich selbst bin da eine Niete, weil es bisher noch nicht nötig war, aber ich habe einen Experten im Haus und bin bereit, Neues zu lernen. Im Moment habe ich nur Schülerinnen und Schüler, deren Stücke auf YouTube zu finden sind. Wann wieder kleine Neue kommen, weiß ich nicht, da ich nicht an einer Schule arbeite und im Moment keine Reklame mache, da ich zur Risikogruppe gehöre und bis auf weiteres meinen Unterricht über Zoom mache. Auf jeden Fall bin ich sehr angetan von den neuen Möglichkeiten. z.B. deine Idee mit den kleinen Filmchen finde ich ganz wunderbar.
Herzliche Grüße, Irmgard
Falls nötig, hier meine Email-Adresse: irmgard.fliegner@hamburg.de