Saubere Intonation in der 1. Griffart: Teil 2
Im letzten Beitrag ging es darum, wie man Kinder zu einer klaren Tonhöhenvorstellung im Fünftonraum führen kann. Das ist die Basis, auf die wir beim Erlernen einer sauberen Intonation aufbauen. Heute folgt nun die Fortsetzung: Saubere Intonation in der 1. Griffart: Teil 2.
Heute geht es darum, eine erste Flexibilität der Finger in der 1. Griffart auf einer Saite zu entwickeln. Dabei sollte unbedingt auf das Beibehalten einer guten Handstellung geachtet werden.
"Innere" Vorstellung
Wie bei jedem Vorhaben im Leben sollte man zuerst immer eine genaue „innere“ Vorstellung vom Ziel haben, um auch tatsächlich dahin zu kommen, wo man hinkommen möchte. So auch bei unseren Tönen auf dem Griffbrett.
Nachdem die Kinder stufenweise die Töne im Fünftonraum erkundet haben, erweitern wir das „innere“ Hören und das Greifen der Töne auf die ersten Intervalle. Erst wird wieder gesungen. Die Sekund Do – Re kennen wir bereits. Jetzt kommt die Terz dran:
Alternativ kann auch mit Notennamen gesungen werden oder auch mit Fingern: Null – eins – zwei, … am besten abwechselnd, das fördert die Flexibilität.
Beim Spielen sollte darauf geachtet werden, dass die Handstellung so ist, dass alle Finger mühelos gegriffen werden können. Vor allem der 4. Finger braucht etwas Extra-Aufmerksamkeit. Er sollte schön rund aufgesetzt werden. (Bei kleinen Händen eher vom 4. Finger aus aufstellen und die anderen Finger entsprechend hinunterstrecken.) Bei den Terzen sollten zu Beginn immer beide Finger (also bei Do – Mi der 1. und der 2. Finger) gemeinsam aufgestellt werden. Jede Terz soll ganz bewusst mehrmals wiederholt werden, sodass sie auch im „Muskelgedächtnis“ verankert werden kann. Die Kinder sollen sich die „Plätzchen“ der Finger auf dem Griffbrett „auswendig merken“ können, und dazu braucht es eben eine gewisse Anzahl an Wiederholungen, und das haben bis jetzt noch alle meine jungen Geiger und Geigerinnen als „einleuchtend“ empfunden.
Auf dieselbe Art werden nun auch Quarten geübt: Do – Re – Mi – Fa, Do – Fa, und Re – Mi – Fa – So, Re – So. Die Solmisation ist dabei ein sehr effektives Hilfsmittel!
Verschiedene Griff-Kombinationen
In der Folge können alle möglichen Tonfolgen, die aus den verschiedenen Griff-Kombinationen entstehen, geübt werden. Ich habe dazu ein paar kleine „Mini-Etüdchen“ erstellt, von denen jede Woche eines auswendig gelernt werden soll. Dieses wöchentliche „Mini-Etüdchen“ soll am Ende der Übewoche richtig schnell und mit ganz sauberer Intonation gespielt werden können. Ja, das darf eine richtig „sportliche Herausforderung“ sein!
Saubere Intonation und gute Handstellung
Die erste Griffart soll eine solide Grundlage für die restlichen Griffarten bilden. Deshalb achte ich auch so genau auf die Handstellung und gleichzeitig auf die Entwicklung einer klaren Tonhöhenvorstellung bei meinen Schülern. Im nächsten Blogartikel werde ich auf die Erweiterung des bereits Gelernten und das Trainieren der Flexibilität sowohl im Hören als auch im Greifen eingehen.
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Andrea,
eine kleine Anmerkung zum 4. Finger. Ich unterrichte es so, dass wir dem 4. Finger helfen, indem wir mit dem Arm etwas weiter herumkommen, um dann durch die Streckung des Fingers den Platz gut zu erreichen. Dadurch entsteht eine Spannung in der Hand, die wir wieder auflösen, wenn der vierte Finger seine Aufgabe erledigt hat. Ich finde, dadurch bleiben Arm und Hand geschmeidiger und die Tongebung weicher. Natürlich geht das nicht bei schnellen Läufen, aber wenn die Anfänger dieses Entspannen und „Loslassen“ gelernt haben, können sie es später jederzeit abrufen. Ebenso arbeite ich rechts, immer möglichst locker und durchlässig. Das „Zupacken“ kommt später.
Herzliche Grüße
Irmgard
Liebe Andrea, das sind super Anregungen! Vielen Dank für die Viola-Version der Mini-Etüdchen 🙂 Herzliche Grüße von Axel
Danke, Axel!