Schicken Sie Ihre Schüler zu Musik-Wettbewerben?
In diesen Tagen laufen die Vorbereitungen zu den Musik-Wettbewerben in den österreichischen Bundesländern wieder auf Hochtouren! Da heißt es „Prima la Musica“ – „Erst die Musik“! Viele junge Instrumentalisten bereiten sich schon intensiv darauf vor. Natürlich sind diese Wettbewerbe oft mit sehr ehrgeizigen Zielen verbunden. Jeder Teilnehmer möchte doch eine möglichst gute Leistung erbringen. Die Musik-Wettbewerbe sollen aber auch den jungen Musikern eine Möglichkeit des Vergleichs, der Selbsteinschätzung, eines Ansporns, bieten.
Als besonders beliebt hat sich in den letzten Jahren das persönliche Beratungsgespräch im Anschluss an das Wertungsspiel erwiesen. Bei diesem persönlichen Gespräch mit der Jury können sich die jungen Musiker neue musikalische Anregungen holen. Schwerpunkte für die zukünftige Arbeit an der Spieltechnik werden konkret ins Auge gefasst. Diese persönliche Beratung kann eventuell sogar die Weichenstellung für eine musikalische Berufslaufbahn bedeuten.
Vorbereitung auf den Musik-Wettbewerb
Die Vorbereitungszeit ist eine sehr intensive Zeit, sowohl für den Wettbewerbs-Teilnehmer selber als auch für dessen Lehrer. Als erstes ist der Instrumentalpädagoge gefordert, für seinen „Schützling“ ein Programm zusammen zu stellen, das sowohl den technischen Fertigkeiten und den musikalischen Ausdrucksfähigkeiten des Kindes gerecht wird, als auch den Anforderungen an Repertoire, Spielzeit und Niveau der jeweiligen Altersgruppe des Wettbewerbs entspricht.
Dieses Programm will nun sorgfältig erarbeitet werden. Intonation, Rhythmus, Stricharten, alle spieltechnischen Herausforderungen sollten beim Auftritt mühelos bewältigt werden. Das genügt aber nicht. Der junge Instrumentalist sollte auch ein Stilempfinden für die ausgewählten Werke entwickeln und mit seinem Spiel eine „musikalische Geschichte“ erzählen. Was sich hier so leicht in ein paar „schöne Worte“ fassen lässt, ist ein langer Weg. Da heißt es für den Schüler, Ausdauer und Geduld zu haben, dran zu bleiben. Der Lehrer muss den zeitlichen Ablauf der Vorbereitungsphase genau planen und einhalten, sowie den Schüler bei eventuellen Durststrecken immer wieder motivieren. Dann sollte der junge Musiker vor dem Wettbewerb ein paar Auftrittsmöglichkeiten bekommen, um die „Präsentation“ seines Programmes vor einem Publikum zu üben.
Haupt-Gewinn
Diese Zeit der Vorbereitung sehe ich als die allerwichtigste Phase. In dieser intensiven Übe- und Probenarbeit sowie der gedanklichen und emotionalen Auseinandersetzung mit den musikalischen Werken lernt ein junger Mensch so unglaublich viel, macht so einen Riesensprung in seiner Entwicklung! Das kann ihm niemand mehr wegnehmen! Das ist meines Erachtens der Haupt-Gewinn der Teilnahme am Wettbewerb! Natürlich ist es schön, wenn diese intensive Arbeit dann durch einen Preis belohnt wird! Selbstverständlich freut man sich – sowohl als Teilnehmer, aber auch als dessen Lehrer – über eine gute Bewertung durch die Jury!
Jury
Bei den österreichischen Musik-Wettbewerben wird seit vielen Jahren großen Wert darauf gelegt, eine fachkundige, sozial kompetente und ausgewogene Jury zu bestellen. Es sitzen meistens erfahrene Berufsmusiker und Musikpädagogen aus dem Universitätsbereich und aus dem Musikschulbereich in jeder Jury. Die Bewertung selber ist und bleibt trotzdem immer eine Momentaufnahme. Das darf man nicht vergessen. Weder die Ausbildungszeit noch das genaue Alter des Kindes ist der Jury bekannt, und es kann diesbezüglich innerhalb einer Altersgruppe doch ziemlich große Unterschiede geben.
Jury-Beurteilungen sind immer ein Mittelwert der Bewertungen der einzelnen Mitglieder der Jury. Selbstverständlich kann es auch einmal vorkommen, dass nicht jeder Teilnehmer zufrieden mit seiner Bewertung ist. Verschiedene Menschen haben manchmal auch verschiedene Ansichten. Es ist deshalb auch eine Aufgabe für uns als Pädagogen, unseren teilnehmenden Schülern einen angemessenen Umgang mit so einem Wettbewerb nahezubringen. Es darf nicht einem Weltuntergang nahekommen, wenn einmal kein erster Preis erreicht wird!
Pro und Contra
Es wird immer eine Pro- und Contra-Diskussion zu Musik-Wettbewerben geben. Die Frage, inwieweit eine musikalische Aufführung überhaupt „messbar“ ist, wird immer im Raum stehen. Die für uns als Lehrer wichtigste Frage in diesem Zusammenhang ist aber wohl diese: Ist die Teilnahme am Wettbewerb für meinen Schüler XY zu diesem Zeitpunkt sinnvoll? Manche Kinder lieben es, sich mit anderen zu messen! Kann er daraus motiviert und gestärkt hervorgehen? Oder frustriert ihn eine schlechter als erwartete Beurteilung unter Umständen so sehr, dass er seine Motivation verliert und in seiner Weiterentwicklung stark eingebremst wird?
Nach diesen Kriterien entscheide ich gemeinsam mit jedem Schüler (und dessen Eltern) individuell über eine Teilnahme. Meine oberste Priorität: Der junge Mensch soll in seiner persönlichen Entwicklung mit allen Möglichkeiten gefördert, unterstützt und inspiriert werden!
Haben auch Sie Wettbewerbs-Erfahrung mit Ihren Schülern? Oder als Juror/Jurorin? Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
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