Sind Sie zufrieden in Ihrem Beruf?
Kommen Sie am Abend nach einem Unterrichtstag zufrieden nach Hause? Hatte Sie schöne und erfreuliche Momente in Ihrem Berufsalltag? Konnten Sie Erfolgserlebnisse der Ihnen anvertrauten Schüler miterleben? Hatten Sie Freude am gemeinsamen Musizieren mit den Kindern? Ein positives Elterngespräch? Einen anregenden Austausch mit einer Kollegin?
Oder hatten Sie vielleicht Ärger? Der Probenraum war aufgrund einer versehentlichen Doppelreservierung schon besetzt? Zwei Kinder ihres Ensembles haben am Tag vor dem Auftritt unentschuldigt gefehlt? Ein Kind hat schon zum zweiten Mal die Noten verschlampt, ein anderes nicht geübt? Dann noch eine Beschwerde eines Elternteils, weil die Musikschule die Kosten für eine gerissene Saite des Leihinstrumentes nicht übernimmt?
In jedem Berufsalltag gibt es gute und weniger gute Momente. Die Frage ist, können wir selber etwas dazu beitragen, dass die guten Momente überwiegen? Dass wir uns in unserem Beruf im Großen und Ganzen erfüllt und zufrieden fühlen? Haben wir überhaupt einen Einfluss darauf? Oder sind wir ein Spielball der äußeren Umstände?
Selbstkonzept
Unser Selbstkonzept, unsere Einstellung zu uns selber, trägt in hohem Maße dazu bei, ob wir uns in unserem Beruf wohl fühlen. Sind wir eher leistungsorientiert aufgewachsen, wird es uns möglicherweise im Berufsleben auch wichtig sein, „messbare“ Leistungen zu erbringen. Über Konzert- oder Wettbewerbserfolge unserer Schüler dürfen wir uns zurecht freuen. Andrerseits können aber auch berufliche Situationen zutiefst erfüllend sein, bei denen keine unmittelbar „messbare“ Leistung vor der Öffentlichkeit nachweisbar ist, etwa wenn im Unterricht ein besonders berührendes gemeinsames Musiziererlebnis zustande gekommen ist. Aus welchen Momenten Ihres Berufsalltags beziehen Sie am meisten Erfüllung? Können Sie solche Momente bewusst vermehrt herbeiführen?
Erwartungen
Als Instrumentalpädagogen haben wir natürlich gewisse Erwartungen – etwa in Bezug auf die Lernbereitschaft und das Üben – an unsere Schüler. Diese haben wiederum bestimmte Erwartungen an uns als Lehrer: Sie wollen einerseits gefordert sein, wollen aber auch „Spaß haben“ im Unterricht. Dann kommen noch Erwartungen der Eltern dazu. Diese reichen von einem 1. Platz im Musikwettbewerb bis hin zu: „Ich zwinge mein Kind zu nichts: Wenn es keine Lust zum Üben hat, muss es nicht üben. Es soll ja kein Berufsmusiker werden.“ Werden diese unterschiedlichen Erwartungen nicht im Vorfeld abgeklärt und aufeinander abgestimmt, kann es zu unbefriedigenden, ja sogar belastenden Situationen für alle Beteiligten kommen.
Kommunikation
Beim Abstimmen der gegenseitigen Erwartungen, aber auch in jedem anderen Eltern- oder Schüler-Gespräch ist eine aktive und wertschätzende Kommunikation von größter Wichtigkeit. Finden Sie die Beweggründe heraus, warum das Kind genau dieses Instrument lernen möchte. Finden Sie heraus, welche positiven Gefühle es damit verbindet, was es für ein Ziel und was es für Erwartungen hat. Teilen Sie umgekehrt dem Kind auch Ihre Erwartungen bezüglich seines Verhaltens im Unterricht und des Übens zu Hause mit. Und – binden Sie die Eltern mit ein. Halten Sie immer wieder aktiv Rücksprache mit den Eltern. Eltern schätzen es sehr, wenn sie ihr Kind gut betreut wissen. Wenn das „Dreier-Gespann“ Lehrer-Schüler-Eltern gut funktioniert, wird sich das auch auf Ihre Berufszufriedenheit auswirken.
Reflexion
Nehmen Sie sich immer wieder einmal Zeit, Ihr berufliches Tun zu reflektieren. Halten Sie Rückschau. Seien Sie stolz auf alles, was Ihnen gut gelungen ist, auf alles, was Sie bisher erreicht haben. Denken Sie darüber nach, welche Bereiche in Ihrem Beruf Sie besonders interessieren. Suchen Sie sich dazu inspirierende Fortbildungen aus. Gönnen Sie sich immer wieder neue Impulse in Ihrem Berufsleben. Vernachlässigen Sie nicht die Ausübung Ihrer eigenen künstlerischen Tätigkeit, und seien Sie sich vor allem Ihrer Einzigartigkeit bewusst, mit der Sie als sich weiterentwickelnder Mensch und Pädagoge Ihr Umfeld bereichern!
Ich wünsche Ihnen von Herzen einen erfüllenden Berufsalltag,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
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