Spiele für den Anfängerunterricht in Gruppen
Oft ziehen junge Instrumental-Anfänger das Lernen in einer Gruppe dem Einzelunterricht vor. Viele Lerninhalte aus dem Anfängerunterricht lassen sich auch sehr gut in einer Gruppe erlernen und üben. Haltungs- und Bewegungsübungen, Rhythmus-Training sowie Übungen zur Schulung des Gehörs – das alles kann man wunderbar in Spiele „verpacken“. Sie können Spiele dieser Art aber auch einsetzen, um den Lernerfolg zu überprüfen. Die Kinder erleben im Spiel keine „stressige“ Prüfungs-Situation, und Sie als Lehrperson können im Spielverlauf genau erkennen, was „begriffen“ wurde, und wo noch Vertiefung notwendig ist. In diesem Beitrag möchte ich Ihnen ein paar Spiel-Ideen vorstellen, die Sie selbstverständlich je nach Bedarf abwandeln und weiterentwickeln können.
Anfängerunterricht
Gerade im Anfängerunterricht muss besonderes Augenmerk auf eine gesunde und stabile Basis gelegt werden. Die folgenden Spiele geben dem Lehrer genügend Gelegenheiten, jedem Kind auch individuelle Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Er kann im Laufe eines Spieles jedes einzelne Kind sehr genau beobachten und bei Bedarf unterstützend eingreifen. Nun zu den Spiel-Ideen:
Hoch oder tief?
Dieses Spiel macht die Begriffe „hoch“ und „tief“ für Kinder erfahrbar und verständlich. Kinder können sich meist am Anfang nichts darunter vorstellen, wenn wir sagen ein Ton sei „hoch“ oder „tief“. Sie wissen dementsprechend auch nicht, was sie tun sollen, wenn wir sagen, sie sollen einen Ton „höher“ oder „tiefer“ spielen.
Zuerst wird eine Aktion für hohe Töne festgelegt, z. B. die Hände zur Decke strecken, und eine Aktion für tiefe Töne, z. B. sich beugen und die Zehenspitzen berühren. Jetzt spielt der Lehrer abwechselnd hohe und tiefe Töne, die Kinder führen die entsprechenen Aktionen aus. Hier werden ausschließlich sehr hohe und sehr tiefe Töne gespielt, dass der Unterschied zwischen hoch und tief für die Kinder ganz klar zu erkennen ist.
Welche Saite?
Dieses Spiel ist eine Weiterführung von Hoch oder tief. Hier wird jeder leeren Saite eine bestimmte Aktion zugeordnet: G-Saite – sich beugen und die Zehenspitzen berühren; D-Saite – aufrecht stehen, die Hände auf die Hüften; A-Saite – aufrecht stehen, die Hände an die Ohren; E-Saite – auf Zehenspitzen stehen und die Hände zur Decke strecken. Nun spielt die Lehrperson eine Saite, und die Schüler zeigen durch ihre Aktion, ob sie die Saite erkannt haben. Ganz am Anfang lasse ich die Kinder immer auch sehen, welche Saite ich spiele. Später stehen die Kinder mit dem Rücken zu mir, um die Saiten nur durch das Hören zu erkennen. Nach ein oder zwei Runden darf ein Kind der „Vorspieler“ sein. Jedes Kind kommt einmal dran. Dies gibt dem Lehrer die Chance, die Kinder auch individuell zu unterstützen.
Höher oder tiefer?
Jetzt wird es schwieriger: Diesmal werden zwei Töne hintereinander gespielt. Wenn der zweite Ton höher als der erste ist, strecken die Kinder ihre Hände zur Decke. Ist der zweite Ton tiefer als der erste, beugen sie sich und berühren ihre Zehenspitzen. Auch hier beginne ich immer mit sehr hohen und sehr tiefen Tönen, dass ich mir sicher sein kann, dass alle Kinder die Aufgabe bewältigen. Nach und nach verkleinere ich den Abstand zwischen den Tönen bis hin zu Halbtonschritten (oder noch kleiner bei Kindern, die sehr feine Unterschiede hören können).
Echo-Spiel
Dies ist ein Gedächtnis-Spiel. Die Kinder stehen in einem Kreis mit dem Rücken zur Kreismitte, ein Kind wird als „erstes“ Kind ausgewählt. Der Lehrer steht in der Mitte des Kreises und spielt etwas. Das kann ein einzelner Ton, z. B. eine leere Saite sein, es kann aber auch ein Rhythmus oder eine kleine Melodie (aus dem bereits erlernten Tonmaterial) sein. Der Schwierigkeitsgrad wird dem Können der Schüler angepasst. Das erste Kind spielt nach, was es gehört hat. Dann spielt der Lehrer wieder etwas, das zweite Kind spielt das „Echo“ usw.
Nach einer ersten Runde darf wieder ein Kind „Vorspieler“ sein. Dieses Spiel eignet sich hervorragend zur Lernerfolgs-Überprüfung.
Eine Variation dieses Spiels: Wenn das „Echo“ ganz fehlerfrei wiederholt wurde, darf das Kind einen Schritt nach vorne gehen, wenn nicht, geht es einen Schritt zurück. Dies verlangt allerdings vom Lehrer, dass er möglichst für alle Kinder individuell bewältigbare Aufgaben stellt, um jedes Kind durch ein kleines Erfolgserlebnis zu motivieren.
Becher-Spiel
Dies ist ein Spiel zum Üben einer „flexiblen“ Bogenhaltung. Die Kinder stehen in einem Kreis mit Blick zur Kreismitte. Alle Bogenspitzen zeigen zur Decke. Es wird darauf geachtet, dass alle den Bogen korrekt halten. Nun bekommt ein Kind einen Papp-Becher auf die Spitze seines Bogens gesetzt. Diesen Becher muss es nun an das Nachbarkind (auf dessen Bogenspitze!) weitergeben. Der Becher darf natürlich nicht zu Boden fallen, und die Bögen müssen weiterhin korrekt gehalten werden. Dieses Spiel hilft, eine korrekte, aber flexible Bogenhaltung zu etablieren, und diese auch während eines Bewegungsablaufes beizubehalten.
Koffer-Spiel
Und hier noch ein Gedächtnis-Spiel, das Sie sicher alle kennen: Ich packe meinen Koffer und nehme mit … diesen Ton. Statt Gegenständen werden hier Töne mit auf die Reise genommen. Das nächste Kind nimmt diesen Ton und einen weitern dazu mit, das übernächste nimmt die beiden vorherigen und einen weiteren dazu mit usw.
Wenn die Gedächtniskette abbricht, beginnt man einfach wieder neu. Auch das musikalische Gedächtnis will trainiert sein!
Tutti – Solo
Hier wird ein Lied mit Refrain und Strophen gespielt. Den Refrain spielen immer alle gemeinsam, dazwischen darf jeweils ein Kind als „Solist“ eine Strophe spielen. Dieses Spiel eignet sich auch hervorragend für kleine Improvisationen.
Lied weitergeben
Dieses Spiel ist für Kinder geeignet, die bereits ein paar kleine Musikstücke auswendig spielen können. Gespielt wird ein Stück, das alle auswendig beherrschen. Die Kinder stehen im Halbkreis. Jetzt beginnen alle gemeinsam, das Stück zu spielen, aber nur ein Kind streicht wirklich mit dem Bogen auf den Saiten. Die anderen spielen mit dem Bogen knapp über der Saite in der Luft („Luftgeige“). Auf ein Zeichen des Lehrers spielt das nächste Kind „laut“ weiter, das vorige spielt mit den anderen gemeinsam „Luftgeige“. So wird das Musikstück von einem zum anderen Kind weitergereicht. Alle „spielen“, aber man hört jeweils nur ein Kind. Hier achte ich immer darauf, das Zeichen zum Wechsel am Ende einer Phrase, eines Teils oder bei einer kleinen Pause zu geben, sodass problemlos gewechselt werden kann.
Auch bei diesem Spiel bieten sich dem Lehrer wieder genug Gelegenheiten, jedes Kind sehr genau zu beobachten und zu erkennen, was bereits gut funktioniert, und was noch Vertiefung braucht.
Diese kleine Auswahl an Spielen bereichert meinen Unterricht immer wieder, zeigt mir die Lernkurve der Kinder und hält sie aktiv und aufmerksam. Haben Sie vielleicht weitere Spiel-Ideen für den Anfängerunterricht in Gruppen, die Sie mit den anderen Lesern hier teilen möchten? Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
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