Stimmungs-Management im Unterrichtsalltag
Haben Sie so etwas wie ein Stimmungs-Management für sich selber? Eine Vorgehensweise, wie Sie mit den alltäglichen Unannehmlichkeiten umgehen, sodass diese sich nicht für den Rest des Tages negativ auf Ihre Stimmung auswirken? Wie gehen Sie mit „Störfällen“ im Unterricht bzw. in der Organisation des Unterrichts um? Übernehmen Sie leicht schlechte Launen Ihrer Kollegen oder Kolleginnen? Oder von Schülern?
Montag: Schon zum wiederholten Mal platzt der Vater eines Wartelisten-Kindes in Ihren Unterricht herein, um sich lautstark und wortreich darüber zu beschweren, dass sein Sohn immer noch keinen Platz in Ihrer Klasse bekommen hat. (Anmerkung: Ihre Klasse ist voll, Sie haben also aufgrund des Ihnen zugeteilten Stundenkontingents im Moment gar keine Möglichkeit, dieses Kind aufzunehmen.)
Dienstag: Die etwas „schnoddrige“ zwölfjährige Alessia hat schon wieder ihre Noten zu Hause „vergessen“. Auf den Unterricht vorbereitet hat sie sich auch nicht.
Mittwoch: Im kleinen Saal der Mittelschule, wo sie für gewöhnlich an diesem Tag Ihren Unterricht abhalten, findet eine Reptilienschau statt. Es hat aber niemand für notwendig erachtet, Sie darüber zu informieren und Ihnen einen Ersatz-Unterrichtsraum zur Verfügung zu stellen.
Sie und ich, wir könnten wahrscheinlich ganze Bücher füllen mit Unannehmlichkeiten dieser Art, die einem schon mal die Stimmung vermiesen könnten. Die Frage ist nun, wie gehen wir damit um?
Kein "Spielball" sein
Erst einmal tief durchatmen …
Oft werden wir mir „Rucksäcken“ konfrontiert, die nicht unsere eigenen sind! Der Vater des Wartelisten-Kindes ist vielleicht gerade schlecht drauf, weil er mit seinem Chef zuvor eine Auseinandersetzung hatte. Nun lässt der den „Dampf“ bei Ihnen ab. Die zwölfjährige Alessia kämpft mit ihrem pubertären Gefühlschaos und gibt sich nach außen hin „cool“ und schnoddrig und organisatorische „Fehler“ können schon mal vorkommen, da sind ja auch Menschen am Werk. Selbstverständlich ist es im Moment ärgerlich, mit diesen Unannehmlichkeiten, für die Sie in keiner Weise verantwortlich sind, konfrontiert zu werden, schließlich bleibt es jetzt ja an Ihnen hängen, wie Sie mit der Situation klar kommen.
Nehmen Sie sich vor, nicht „Spielball“ dieser Kräfte von außen zu werden! Versuchen Sie, in diesem „Stress“-Moment so gut wie möglich eine Lösung zu finden. Dann achten Sie darauf, diesen unvorhergesehenen Stress wieder los zulassen. Versuchen Sie ganz bewusst, sich selber wieder in eine gute Stimmung zu bringen. Einen Ärger „mitschleppen“ schadet Ihnen selbst am meisten. Am Abend dann, wenn Sie zu Hause sind, überlegen Sie sich in aller Ruhe, wie Sie sich auf derartige Unannehmlichkeiten vorbereiten können, sodass Sie keinen Stress bekommen. Das kann Ihnen viel Ärger und schlechte Laune ersparen
Präventiv-Maßnahmen
Für unhöfliche Menschen, die einfach in Ihre Unterrichtsarbeit mit einem Schüler „hereinplatzen“ und die Konzentration Ihres Schülers sowie Ihre Arbeit stören, überlegen Sie sich einen Satz wie z. B.:
„Guten Tag Herr XY, wie Sie sehen, bin ich gerade mitten im Unterricht mit meiner Schülerin Sophie, könnten Sie bitte zehn Minuten draußen warten? Dann nehme ich mir Zeit für Sie.“
oder: „Herr XY, ich habe heute durchgehend bis um 19:00 Uhr Unterricht, Sie können mich aber gerne danach (oder morgen Vormittag) anrufen, um über Ihr Anliegen zu sprechen.“
oder: „Herr XY, in dieser Frage wenden Sie sich bitte an die Direktion, da bin ich nicht die richtige Ansprechpartnerin.“
Für Schüler, die meinen, einen „schnoddrigen“ Umgangston an den Tag legen zu müssen: „Ich kann schon verstehen, dass Du vielleicht nicht immer Lust hast, Dein Instrument zu spielen oder dass Du mal schlechte Laune hast. Ich möchte aber, dass wir hier im Unterrichtsraum auch bei nicht so guter Laune respektvoll miteinander sprechen.“
oder, bei jüngeren Schülern: „Ich möchte nicht, dass Du in diesem Ton mit mir sprichst.“ Klare Ansage.
Für den oben genannten Fall mit der Doppelbelegung des Saales könnte ich mir eventuell bereits zu Schuljahresbeginn einen Schlüssel für einen Ersatzraum für solche Fälle besorgen.
Auf Augenhöhe kommunizieren
Wichtig ist immer, bei sich selber zu bleiben und auf Augenhöhe zu kommunizieren. Denken Sie lösungsorientiert und kommunizieren Sie klar und bestimmt. Lassen Sie sich nicht in „hitzige“ Debatten hineinmanövrieren. Wenn Sie dies schaffen, werden Sie sich hinterher sehr gut fühlen, das können Sie mir glauben. Führen Sie vielleicht sogar ein kleines Erfolgs-Tagebuch für das Meistern „kniffliger“ Situationen. Wenn Sie darin lesen, wird das Ihre Stimmung schlagartig heben. Sammeln Sie in Ihrer Erinnerung angenehme, schöne, bereichernde und lustige Momente, die das Potential haben, Sie sofort in eine gute Stimmung versetzen zu können.
Stimmungs-Pflege
Machen Sie ganz bewusst Stimmungs-Pflege! Tun Sie etwas Gutes für sich selber. Lesen Sie ein gutes Buch, sehen Sie sich einen schönen Film an, fokussieren sie sich auf das Schöne in Ihrem Alltag. Es gibt jeden Tag etwas Schönes, man muss es nur wahrnehmen. Je mehr Sie sich auf die schönen Dinge in Ihrem Leben fokussieren, desto besser wird Ihre Stimmung sein, desto glücklicher werden sie sich fühlen, egal ob im Beruf oder im Privatleben. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich selbst – auch wenn es manchmal widrige Umstände gibt – immer wieder in eine Ihnen wohltuende Stimmung versetzen können, sodass Ihnen Ihr Beruf trotz manch „kniffliger“ Situation viel Freude macht!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Vielen Dank für diesen wertvollen Beitrag!
Liebe Grüße Elisabeth Reiter