Videos von Schülern posten
Sie kennen das sicher alle. Sie haben das Vorspiel Ihrer Klasse auf Video aufgenommen, um hinterher jeden Beitrag mit dem jeweiligen Kind zusammen anzusehen und zu besprechen. Sich selbst im Video spielen zu sehen und zu hören ist für junge Musiker oft sehr lehrreich. Schülerin Lena hat beim Vorspiel besonders schön gespielt. Sie sind stolz darauf und möchten diesen Beitrag gerne auf Ihrer Facebook-Seite veröffentlichen. Oder: Ihr Schüler Paul hat ein besonderes spieltechnisches Problem. Nach mehreren Übungen konnte das Problem nicht gelöst werden. Jetzt sind Sie mit Ihrem Latein am Ende. Vielleicht kann ein Kollege oder eine Kollegin helfen? Sie filmen Paul und stellen das Video mit der Frage um Rat in ein Violin-Forum.
Einwilligung einholen
Wenn Sie planen, ein Video mit Schülern irgendwo im Internet zu posten, ist es heutzutage unbedingt erforderlich, die Einwilligung des Schülers und beider Elternteile einzuholen, und zwar schriftlich. Das ist aus Datenschutzgründen so vorgegeben, und das ist auch gut so. Sie möchten ja wahrscheinlich auch nicht, dass irgendjemand Sie bei irgendeinem Anlass oder einer Tätigkeit filmt und das Video dann ins Internet stellt. Das würde gegen das Persönlichkeitsrecht verstoßen.
Fragen, die Sie sich stellen sollten
Selbst wenn Sie die schriftliche Einwilligung aller Beteiligten haben, gibt es noch einige Fragen, die Sie bedenken sollten, bevor Sie ein Video Ihrer Schüler im Internet posten.
- Wie fühlt sich das Kind dabei? Stellen Sie sich vor, Sie würden ein Video von sich selbst im Internet finden, bei dem Sie mit irgendeinem Problem kämpfen. Der Text des Posters unter dem Video: Bitte um Kritik und Ratschläge. Wie würden Sie sich fühlen?
- Auch wenn Sie eine Einwilligung haben: Möchte das Kind wirklich, dass Sie das Video posten? Und die Eltern? Wie fühlt sich das Kind in zwei Jahren, wenn es das Video sieht? Oder in 10 Jahren?
Öffentliche Veranstaltungen
Bei öffentlichen Veranstaltungen werden oft Aufnahmen gemacht, was aber bereits im Vorfeld kommuniziert wird und deren Nutzung mit Unterschrift erlaubt werden muss, wenn man an der besagten Veranstaltung teilnehmen will.
Anders bei Unterrichtssituationen oder kleinere Vorspielen, die nicht unbedingt als öffentlich gelten. Oft filmen da auch Eltern oder Großeltern. Auch diesen muss kommuniziert werden, dass diese Videos nicht einfach im Internet gepostet werden dürfen. Es ist heutzutage tatsächlich wichtig, die Privatsphäre – besonders jene der Kinder – zu schützen. Wir alle wissen, wenn erst einmal etwas im Internet gepostet ist, kann man es nur ganz schwer oder gar nicht mehr löschen.
Videos von Schülern posten?
Wie denken Sie darüber? Haben Sie selber schon Schülervideos gepostet? Wenn ja, unter welchen Voraussetzungen? Mit welchem Ziel? Ihre Meinung zu diesem Thema würde mich sehr interessieren.
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Frau Holzer-Rhomberg,
das ist wirklich ein sehr heikles Thema. Ich finde es schon grenzwertig, wenn Eltern ihre Kinder bei internen Vorspielen filmen. In der heutigen Zeit lässt sich das aber kaum noch vermeiden. Was Einverständniserklärungen von Eltern angeht, bin ich immer etwas vorsichtig. Denn man kann ja doch nicht so genau wissen, ob das Kind wirklich damit einverstanden ist und die Tragweite einer Veröffentlichung im Internet einschätzen kann (können ja viele Erwachsene nicht einmal). Daher bin ich dafür, erst dann Videos zu veröffentlichen, wenn der Betroffene selbstbestimmt und rechtswirksam zustimmen kann – also mit Erreichen der Volljährigkeit.
Ich bin gerade dabei, einige alte Einträge löschen zu lassen, die ich nicht mehr im Internet haben möchte (zum Glück keine Videos) – ganz schön mühsam. Daher würde ich immer sehr gut aufpassen, was ich ins Internet stelle und was nicht.
Herzliche Grüße
Nein, ich poste nichts von Schülern, Kindern oder Privates.
Das einzige was ich poste sind veranstaltungsplakate oder Ankündigungendie aich auf der Musikschul-Homepage zu finden sind.
Ich poste nur das, was ich auch auf dem Rathaus der Stadt als Plakat anbringen würde.
Meiner Meinung nach sind Musizieren, Auftreten und Miteinander lernen viel zu intim um es auf Servern dieser welt zu verteilen.
Liebe Grüße,
Elisabeth (Geigenlehrerin)
Liebe Andrea, liebe Instrumental-Lehrer:innen
Zunächst Danke Andreafür Deine richtigen Anmerkungen und dass Du zu diesem Thema eine Reflexion animierst.
Und Danke für die zwei Kommentare von Elisabeth und M. Müller. Ich sehe das ebenso.
Mit aller Vorsicht und Vor-Information an die Eltern nutze ich vor allem die Erstellung von Tutor-Videos beim Anfangsunterricht, um die Geigenhaltungs und Bogenhaltunsgsrituale einzuführen. Nichts kommt ins öffentliche Netz.
Die Eltern erhalten einen Dropbox-Link mittels QR Code. Dort sind alle Aufnahmen. Schön ist, dass, wenn die Kinder bei den Grosseltern oder
Verwandten sind, sie auch diese die Aufnahmen anschauen können und die Grosseltern oder Verwandten können mit den Kindern sehr gewinnbringend üben.
Auf den Videos bin ich und das Kind. Das ist eine fantastische Öffnung zu den Eltern, die dann 1:1 sehen können, woran wir sind und wie die Stimmung ist. Vor allem bei 4-jährigen ist die Arbeit ohne Mama oder Papa im Hintergrund fokussierter. Wir in Basel haben zum Teil Anfänger:innen, denen wir in 25 Minuten das Geigen beibringen sollten. Diese Tutor Videos helfen unseren Auftrag, die Welt des Geigen und der Musik allen Kindern möglich zu machen, trotz dieser Absurdität von 25 Minuten Lektionen.
Übrigens, liebe Andrea, spiele ich mit meinen Kinder das Abendlied und habe ihnen auch den Link zu Deiner Aufnahme mit Deinen Schüler:innen gezeigt. Fantastisch motivierend! Bravo für diese tolle Arbeit und Danke, dass Du diese ins Netz gestellt hast und wir davon profitieren dürfen. Herzliche Grüsse Vincent, Lehrer an der MS Basel
Lieber Vincent,
vielen Dank für Deinen so ausführlichen Kommentar. Die Idee mit den Tutor-Videos finde ich sehr schön und vor allem sehr hilfreich für die Eltern, die das Kind zu Hause beim Üben unterstützen. Auf einem Video kann man Bewegungsabläufe viel besser darstellen als auf einem Foto oder mit einer verbalen Beschreibung. Ein Video ist hier viel klarer und spart außerdem viel Zeit, man sieht sofort, worum es geht. Wenn man das in so einem geschützten Rahmen macht, ist das eine große Hilfe und Bereicherung des Unterrichts und des häuslichen Übens! Wie schön, dass Du das machst!
Ja, das Abendlied-Video, das haben wir in der Corona-Zeit gedreht. Alle Eltern haben mitgemacht und ihre Kinder beim Spielen gefilmt. Da sind zum Teil sehr lustige und kreative Videos entstanden. Die Eltern und Kinder haben alle schriftlich eingewilligt, dieses Video auf die Musikschul-Website zu stellen. Ich glaube, sie waren alle mit viel Freude dabei, in den tristen Corona-Lockdowns etwas „Herzerwärmendes“ zu produzieren!
Herzliche Grüße nach Basel,
Andrea