Wie kommunizieren Sie Hausaufgaben?
Wie wichtig sind die Hausaufgaben im Instrumentalunterricht? Einen großen Teil des musikalischen Lernens auf dem Instrument nimmt das häusliche Üben ein. Als Instrumentalpädagoge sieht man ein Kind meist nur einmal pro Woche für 30, 40 oder 50 Minuten. Im Unterricht wird Neues zum ersten Mal ausprobiert, da wird über Gestaltungsmöglichkeiten eines Musikstückes gesprochen und vieles mehr. Daraus leitet die Lehrperson dann eine Hausaufgabe für die Zeit bis zur nächsten Unterrichtsstunde ab. Wie kann nun die Hausaufgabe so kommuniziert werden, dass das Kind drei Tage später immer noch weiß, wie es beim Üben vorgehen soll? Um verschiedene Vermittlungsformen der Hausaufgaben im Instrumentalunterricht soll es in diesem Beitrag gehen.
Der Übeplan
Gerade bei jüngeren Schülern hat sich in meinem Unterricht ein Übeplan sehr bewährt. Nebst Namen und Datum zum Ausfüllen hat dieser Plan drei Spalten: In der linken Spalte schreibt man hinein, was zu üben ist, z. B. welche Tonleiter, welche Etüde, welches Musikstück; in der mittleren Spalte erklärt man, wie es zu üben ist, z. B. die Tonleiter mit vier verschiedenen Rhythmen, die Etüde mit Strichart xy, usw; in der rechten Spalte stehen die Wochentage. Dort kann das Kind eintragen an welchem Tag es geübt hat bzw. wie lange es an diesem Tag geübt hat. Mit so einem Plan habe ich bei jungen Kindern sehr gute Erfahrungen gemacht. Diese Art der Hausaufgaben-Kommunikation eignet sich aber nicht besonders gut für Gruppenunterricht, denn das Ausfüllen eines Übeplanes für jedes Kind würde zu viel der sowieso meist kurz bemessenen Unterrichtszeit in Anspruch nehmen.
Das gute alte Hausaufgaben-Heft
Auch mit einem Hausaufgabenheft habe ich gute Erfahrungen gemacht, vor allem bei etwas älteren Schülern. Einige führen das Heft sogar selbständig. Es gibt aber auch Kinder und Jugendliche, die „vergessen“ das Hausaufgabenheft mehr oder weniger regelmäßig zu Hause. Auch gibt es solche, die schauen die ganze Woche gar nicht ins Hausaufgabenheft hinein. Sie arbeiten eher mit ihrem Gedächtnis. In diesem Fall lohnt sich der Aufwand des Aufgabenheftes natürlich nicht. Da ist die folgende Methode zielführender.
Hausaufgaben als Notizen in die Noten schreiben
Man schreibt Übe-Anweisungen oder kleine Notizen direkt in die Noten hinein, bzw. man klebt beschriebene Post-it-Zettel an die betreffende Stelle in den Noten. Man kann auch bestimmte Stellen farbig markieren. So hat das Kind die Anleitung immer vor Augen, wenn es aus den Noten spielt. Das ist eine sehr praktische Variante. Manche Schüler bzw. deren Eltern bevorzugen aber eine etwas detailliertere Anleitung.
Hausaufgaben-Übermittlung per App
Das kann so aussehen, dass ich als Lehrer die Aufgabe für jedes Kind in meinen Unterlagen mit Namen und Datum dokumentiere, die betreffende Niederschrift mit dem Mobiltelefon abfotografiere und per Chatdienst (z. B. Signal) an die Mutter oder den Vater (vor allem bei jüngeren Kindern) sende. Das muss man allerdings mit den Eltern vorher besprechen und deren Einwilligung einholen. Mit dieser Art von Hausaufgaben-Kommunikation habe ich vor allem während der Coronazeit sehr gute Erfahrungen gemacht.
Man kann für die Übermittlung aber auch Webtools verwenden wie Evernote oder Bublup. Mit Hilfe dieser Apps kann man sehr unkompliziert auch Videoaufnahmen, z. B. aus dem Unterricht, oder Erklärungsvideos teilen bzw. die Übe-Anleitung per Audioaufnahme detailliert einsprechen. Auch Pdf-Dateien, YouTube-Links oder MP3-Dateien lassen sich so sehr unkompliziert teilen. Eine App, die in Deutschland speziell für den Musikunterricht konzipiert wurde (und selbstverständlich datenschutzkonform ist), heißt ERNA. Diese beinhaltet neben Austauschfunktionen über Video, Chat und Stundenplan auch eine ganze Mediathek an live-eingespielten Klavierkorrepetitionen, die beim Üben im Tempo variiert werden können. Auch für mich ist diese App noch Neuland, aber sie sieht wirklich vielversprechend aus, und ich denke, sie auszuprobieren lohnt sich!
Wie übermitteln Sie die Hausaufgabe an Ihre Schüler und Schülerinnen bzw. an deren Eltern? Und was haben Sie für Erfahrungen damit? Über einen Austausch hier im Kommentar würde ich mich sehr freuen!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Meine Art der HA-Vermittlung stammt auch aus der Corona Zeit. Ich habe mir 4 Bereiche überlegt, zu denen immer etwas geübt werden soll: Tonleiter, Übung, Lied oder Stück, Blattspiel oder Theorie. Für jeden Schüler habe ich ein Word-Dokument mit diesen Spalten eingerichtet. Im Unterricht oder am Ende fülle ich die Liste aus. Per copy-paste füge ich die Zeile in ein Email ein und sende es an die Eltern und bei älteren Schülern direkt an die Schüler. Außerdem versende ich oft die neuen Noten per Anhang, ich schreibe sie in musescore auf, mit guter Zeileneinteilung (4-Takt-Periodrn) und schön groß.
Mittlerweile habe ich eine schöne Auswahl an Liedern und Stücken, die sendebereit bearbeitet und nach Schwierigkeit geordnet sind. Auch links zu Videos oder zum Übestäbchen-Basteln nach Anleitung von A. H-Rh sende ich auf diesem Weg zu.
Dieses Aufschreiben ist sehr aufwendig. Es ist aber vor allem für mich selber wichtig: nur so gelingt es mir, in der nächsten Stunde dort anzuknüpfen, wo ich das letzte Mal aufgehört habe. Früher verliefen viele gute Ideen einfach im Sand…
Aber auch die Schüler und ihre Eltern schätzen diesen Service. Fällt er mal aus, wird nachgefragt. Das freut mich immer, zeigt es mir doch, dass mein Mehraufwand geschätzt wird.
Danke für den Hinweis auf die Apps. Ich werde mich mal umschauen, ob es vielleicht noch eine geschicktere Übermittlubgsmöglichkeit gibt.
Herzliche Grüße und Danke für immer wieder neue Denkanstöße rund ums Unterrichten!
Regine Bubeck
Liebe Regine,
man merkt, dass Du Dir viele Gedanken über Deine Arbeit machst und – Kompliment: Du bist super organisiert! Da geht wirklich nichts verloren, keine Idee, keine Übung, kein Ansatz. Das ist so wertvoll, und man kann bei jedem Kind den „roten Faden“ durchziehen. Man „verzettelt“ sich nicht. Auch mir hilft dieses genaue Notieren immer zur Erinnerung an die vorige Unterrichtseinheit. Es ist zwar viel Arbeit, aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass die Eltern diese Klarheit sehr schätzen! Es gäbe wahrscheinlich noch einfachere Möglichkeiten des „Teilens“, da muss ich mich einmal informieren.
Liebe Grüße,
Andrea
Liebe Andrea,
erneut hast du mir gute Impulse zum Nachdenken geliefert. Ich dachte zuerst: „Ist doch klar wie ich es mache, mache ich doch schon lange so.“ Und dann hat es mein Gehirn doch weiter beschäftigt. Ich benutze hauptsächlich ein Aufgabenheft, manchmal auch Klebezettel in den Noten, Hinweise auf YouTube Videos usw. Das Hauptproblem – egal was ich benutze: Wie starten die Kinder ins Üben? Können sie meine Schrift gut lesen, verstehen sie die Anweisungen wirklich? Überlesen sie einiges zu Hause bewusst oder unbewusst?
So habe ich mir jetzt vorgenommen, am Ende der Stunde mit den Kindern noch einmal genau zusammenzufassen, was ihre Aufgaben sind. Außerdem kann ich sie bitten, mir zu beschreiben, wie ihr Übeplatz ist, ob es dort vielleicht etwas besonders Schönes zu sehen gibt o.ä. oder auch: „Was machst du als erstes, wenn du zu Üben anfängst?“ Das ist natürlich nicht mit allen nötig. Aber eine vorweggenommene Einstimmung hilft vielleicht einigen. Vor kurzem hatte ich eine Schülerin, für die es hilfreich war, mir jeden Abend zu schreiben,was sie geübt hatte und von mir ein Feedback zu bekommen.
Fazit: Routine ist gut und nötig, aber ich muss auch in Bezug auf Hausaufgaben immer flexibel bleiben!
Herzlichen Dank und herzliche Grüße
Irmgard
Liebe Irmgard,
vielen Dank für Deinen Bericht und die schönen Gedanken! Ja, manchmal denken wir, das Kind hat alles verstanden, und dabei ist es nicht so. Die Kinder in eigenen Worten wiederholen zu lassen, was ihre Hausaufgabe ist, bringt hier oft Klarheit. Die Idee mit dem Einstimmen finde ich besonders schön! Ich habe mich gerade „ertappt“ gefühlt, denn mir ist bewusst geworden, dass ich das selber auch mache: Ein Blick aus dem Fenster auf die wunderschöne Trauerweide, die sich mit den Jahreszeiten so schön verändert, und ich bin bereits aufs Üben eingestimmt!
Liebe Grüße,
Andrea
Liebe KollegInnen,
zur Info: ERNA ist insolvent, die Zukunft ist meines Wissens noch ungeklärt. Wir an unserer Musikschule waren in der Testphase dabei und fanden den Ansatz sehr interessant. Die App ist aber für Schüler kostenpflichtig, und ich denke, das kaufen wirklich nur sehr wenige Interessierte, leider.
Viele Grüße
Berthilde Galosi
Vielen Dank für diese Information! Das ist wirklich schade!