Wie wichtig ist das Umfeld?
Immer wieder beschäftigt mich die Frage: Wie lernen Kinder am besten und am nachhaltigsten? Wie lernen sie mit Freude? Und was spielt das Umfeld dabei für eine Rolle?
Im Grunde lernen wir Menschen ja in jeder Situation. Wir können gar nicht „nicht“ lernen. Jede und jeder von uns geht durch den Tag, sieht, hört, erlebt Dinge, vergleicht diese mit bereits Bekanntem, und zieht Schlüsse daraus. Wir lernen also immer.
Wie uns das Umfeld prägt
Als Kinder werden unsere Interessen zu einem sehr großen Teil durch unsere Eltern und deren Aktivitäten geweckt. Was taten die Eltern gerne und oft, und worüber wurde oft „am Küchentisch“ gesprochen? Durch das Interesse unserer Eltern und ihre Freude an einer bestimmten Sache wurde meist auch unser Interesse und unsere Freude an dieser Sache geweckt. Wir wuchsen sozusagen damit auf und beschäftigten uns mit der Zeit auch gerne und intensiv damit. Wie viele von uns Instrumentalpädagogen haben bereits in ihrer Kindheit mit ihren Eltern daheim gemeinsam musiziert!
Wie hilft uns dieses Wissen nun weiter, wenn wir mit Instrumentalschülern arbeiten, in deren Elternhaus noch nie jemand ein Instrument gespielt hat? In welcher Weise können wir die Eltern dieser Kinder unterstützen, sodass diese wiederum zu Hause ihre Kinder unterstützen können? Wie können wir die Eltern „anleiten“ ein musikalisches und „lernfreudiges“ Umfeld für ihre Kinder zu schaffen?
Gemeinsam Musik hören
Etwas, das für Eltern sehr unkompliziert umzusetzen ist, ist das gemeinsame Musik hören. Zu fast allen gängigen Instrumentalschulen gibt es mittlerweile Audio-Aufnahmen, die einen Eindruck der zu lernenden Musikstücke vermitteln. Es bestätigt die Kinder in ihrem Musizierwunsch sehr, wenn sie merken, dass ihren Eltern die Musik und das Instrument, das sie lernen, auch gefällt. Zudem entwickeln die Kinder beim Hören von z. B. Geigenmusik eine Vorstellung von den vielen Klangmöglichkeiten einer Geige. Das inspiriert sehr, sich mit dem eigenen Instrument wirklich intensiv zu beschäftigen. Dasselbe gilt natürlich auch für andere Instrumente. Wenn man gemeinsam Musik hört, kann man sich anschließend auch darüber austauschen. Das ist eine sehr anregende und gleichzeitig auch eine verbindende Erfahrung.
Gemeinsam Konzerte besuchen
Der gemeinsame Besuch eines Konzertes ist immer ein besonderes Erlebnis. Wenn man Künstler live auf der Bühne sieht mit dem Instrument, das man selber auch spielt, hat das gemeinsame Hören von Musik noch einmal eine ganz andere Qualität. Die ersten Konzerte, die man als Kind live miterlebt, hinterlassen meist sehr prägende Eindrücke.
Ein gemeinsamer Konzertbesuch ist nicht ganz so leicht umzusetzen wie gemeinsames Musik hören zu Hause. Man muss sich wirklich die Zeit nehmen, den Termin fixieren, die Karten besorgen usw. Das ist für Familien mit mehreren Kinder, vor allem mit jüngeren Kindern, oft nicht einfach zu managen. Für diesen Fall gibt es auch eine Alternative:
Gemeinsam Konzerte im TV oder im Internet ansehen
Für alle, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht ins Konzert gehen können: Es gibt in den TV-Kultur-Sendern wunderbare Konzertübertragungen. Auch das kann eine große Bereicherung sein, gemeinsam so ein Konzert im TV mitzuverfolgen. Ebenso gibt es unzählige wunderschöne Aufnahmen in YouTube. Auch diese kann man meist auf einen großen TV-Bildschirm übertragen und so gemeinsam erleben.
Gemeinsam eine Aufnahme machen
Hier noch ein letzter Tipp, der relativ leicht umsetzbar ist: Es kann unglaublich Spaß machen, wenn Eltern und Kinder gemeinsam eine Aufnahme – sei es nun Audio oder Video – produzieren. Erst wählen sie gemeinsam das Setting und die Beleuchtung aus, dann die Perspektive. Dann wird gespielt. Am besten auswendig. Wer es ganz toll machen will, nimmt das Stück aus mehreren Perspektiven auf und schneidet diese Aufnahmen dann zu einem Film zusammen. Anschließend kann sogar noch ein Vorspann und ein Abspann dazugefügt werden. Mit den heutigen Möglichkeiten eines Mobiltelefons ist das alles ohne großen Aufwand möglich. Die fertige Aufnahme kann man dann z. B. an die Oma senden, die sich sicher riesig darüber freut.
Je mehr gemeinsame musikalische Aktivitäten in der Familie stattfinden, desto mehr fühlt sich das Kind in seinem Wunsch zu musizieren bestätigt und inspiriert. Dies ist das beste Umfeld für ein freudiges und nachhaltiges Lernen!
Zu unseren täglichen Aufgaben als Instrumentalpädagogen gehört es auch dazu, die Eltern mit ins Boot zu holen, die Eltern zu inspirieren, den Kindern zu Hause ein liebevolles musikalisches Umfeld zu schaffen, auch bzw. besonders dann, wenn sie selber kein Instrument spielen.
Was haben Sie für Erfahrungen mit dem musikalischen Umfeld? Sprechen Sie darüber mit den Eltern Ihrer Schützlinge? Bieten Sie den Eltern untereinander die Möglichkeit, sich gegenseitig darüber auszutauschen und zu unterstützen? Schreiben sie Ihre Erfahrungen gerne in den Kommentar!
Herzlichst,
Ihre Andrea Holzer-Rhomberg
Liebe Frau Holzer -Rhomberg,
weil das Umfeld der Kinder oft kein großes Interesse zeigt am Lernfortschritt des Geigenspiels versuche ich die Eltern zu interessieren, indem ich Aufnahmen im Unterricht mache, die ich an die Eltern sende.
Sobald ein Stück „fertig“ ist und mag es noch so kurz sein, z.B. eine Nummer aus Fiedel Max, nehme ich es einfach mit dem Handy auf und verschicke es. Das tue ich mindestens 2-3 Mal im Monat und bringe damit die Beschäftigung des Kindes mit der Geige in das elterliche Bewusstsein. Meistens erhalte ich ein positives Feedback, denn alle Eltern freuen sich über Lernerfolge ihres Sprösslings.
Danke für den interessanten Newsletter, den ich immer mit großem Interesse lese.
Herzliche Grüße aus Berlin,
Heidrun
Vielen Dank für diese wunderschöne Idee!
Herzliche Grüße,
Andrea